Comedian Rowan Atkinson über die "Cancel Culture": "Jeder Witz hat ein Opfer"

London - Chris Rock (57), Ricky Gervais (60), Dave Chappelle (48) - viele der bekanntesten Comedians der Gegenwart standen in den vergangenen Monaten und Jahren wegen ihrer zum Teil als beleidigend empfundenen Witze in der Kritik. Was darf Comedy - gibt es Grenzen, die nicht überschritten werden sollten? Nun schaltete sich eine echte britische Komiker-Legende in die Debatte ein.

Rowan Atkinson (67) ist eine echte Comedy-Legende.
Rowan Atkinson (67) ist eine echte Comedy-Legende.  © Fotomontage: dpa, dpa/Axel Heimken

Als "Mr. Bean" und "James Bond"-Parodie "Johnny English" brachte Rowan Atkinson (67) in seiner Laufbahn stets Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zum Lachen.

Der Brite weiß also, wovon er redet, wenn er sich in den Diskurs über die "Cancel Culture", vor allem innerhalb der Comey-Branche, und die Frage, wo die Grenzen des guten Humors liegen, einmischt.

"Es scheint mir, dass die Aufgabe der Comedy darin besteht zu beleidigen oder das Potenzial zu haben zu beleidigen, und dieses Potenzial kann ihr nicht genommen werden", sagte der 67-Jährige im Gespräch mit The Irish Times.

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Das mag im ersten Moment durchaus verwunderlich scheinen, schließlich galt seine Darstellung des verrückten "Mr. Bean" für viele als Paradebeispiel dafür, wie Comedy die Massen unterhalten kann, auch ohne dass sich über etwas oder jemanden lustig gemacht wird.

Doch für Aktinson selbst steht fest: "Jeder Witz hat ein Opfer. Das ist die Definition eines Witzes." Eine Person, eine Sache oder "eine Idee wird lächerlich gemacht".

So könnte man beispielsweise argumentieren, dass sich in "Mr. Bean" stellvertretend über dumme und sozial unbeholfene Personen lustig gemacht wird.

Rowan Atkinson setzt sich für grenzenlose Komik ein

Rowan Atkinson in einer Szene aus "Johnny English - Man lebt nur dreimal" (2018).
Rowan Atkinson in einer Szene aus "Johnny English - Man lebt nur dreimal" (2018).  © DPA

In dem Interview mit der irischen Zeitung kam die Sprache auch auf ein beliebtes Argument von Befürwortern "sozial-gerechter" Komik: Statt alles und jeden - also auch Minderheiten, Randgruppen und andere gesellschaftlich benachteiligte Gruppen - durch den Kakao zu ziehen, solle ein Comedian sich lieber darauf beschränken, sozial Höhergestellte - also Politiker, Reiche und weitere besonders privilegierte Menschen - als Ziel seiner Witze festzulegen.

Für Aktinson unvorstellbar: "Man soll immer nach oben schlagen? Wirklich? Was ist, wenn es jemanden gibt, der extrem selbstgefällig, arrogant, aggressiv, selbstzufrieden ist und zufällig unten in der Gesellschaft steht? Sie sitzen nicht alle im Parlament oder in Königshäusern", erklärte der Schauspieler.

"Es gibt viele extrem selbstgefällige und selbstzufriedene Menschen in der unteren Gesellschaftsschicht, die es auch verdienen, dass sich über sie lustig gemacht wird."

So kommt Aktinson zu einer These, die viele seiner Kollegen wohl sofort unterschreiben würden: "In einer richtig freien Gesellschaft sollte es dir erlaubt sein, über absolut alles Witze zu machen."

Titelfoto: Fotomontage: dpa, dpa/Axel Heimken

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