Luise von Finckh spielt entführte Triathletin Nathalie Birli: "Eine Heldin, die für so viele Frauen steht"

Graz - Sieben Stunden lang wusste Nathalie Birli (32) nicht, ob sie den nächsten Morgen erleben oder ihren nur wenige Monate alten Sohn je wiedersehen wird. Doch sie hat überlebt. Nun wurde die Geschichte der 2019 bei Graz entführten Triathletin filmisch aufgearbeitet.

Luise von Finckh (31) hat für die Rolle der Nathalie sehr viel Sport getrieben.  © IMAGO/HMB-Media

Es sind beklemmende Szenen, die sich im von Esther Rauch (40) inszenierten True-Crime-Thriller "Ohne jede Spur - der Fall der Nathalie B." abspielen. Eine junge Mutter schwingt sich erstmals nach der Geburt ihres Kindes wieder aufs Fahrrad, wird auf ihrer gewohnten Strecke angefahren, verschleppt und in ein abgelegenes Haus gebracht.

Ihr Entführer hat zwei Gesichter, zeigt sich in dem einen Moment als charmanter Gastgeber, nur um seine Geisel im nächsten Augenblick brutal zu foltern. Schauspielerin Luise von Finckh (31) schlüpft in die Rolle der willensstarken Nathalie, Dominic Marcus Singer (32) mimt ihren Peiniger Florian.

"Wir wollten nie ein Opfer, sondern eine Heldin erzählen. Einfach eine Person, die sowas durchsteht und die für so viele Frauen steht, die Machtmissbrauch erfahren haben", erklärt von Finckh im TAG24-Interview. Deshalb habe sie auch nie gespielt "Oh nein, es tut so weh", sondern "Ich halte das durch."

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Dieser Kampfgeist habe Szenen, wie die, in der Florian Nathalie in der Badewanne wäscht, ihr Rotwein in den Rachen kippt oder sich im Bett auf sie stürzt, "irgendwie erleichtert".

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Vieles sei erschreckend realitätsnah gewesen

Bloß kein falsches Wort: Nathalie (Luise von Finckh) versucht, ihren Entführer (Dominic Marcus Singer, 32) zu beruhigen.  © ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr

Ohnehin bezeichnet die Berlinerin dieses Engagement als ihre "Traumrolle", weil die erzählte Geschichte wahr und zu Ehren einer Frau ist, die etwas Unglaubliches durchgestanden hat. "Es fühlt sich einfach nach einer großen Ehre an und ich bin Nathalie total dankbar, dass sie mir die Ehre übergeben hat."

Die Österreicherin, die von Beginn an in den Produktionsprozess eingebunden war, ist mit dem Endergebnis auch sehr zufrieden. Die Verfilmung sei mit viel Fingerspitzengefühl umgesetzt und erzähle ihre Geschichte mit Respekt und Authentizität.

Dennoch sei es unglaublich emotional gewesen, ihr Erlebtes auf der Leinwand zu sehen. "Manche Szenen haben mich so tief berührt, dass mir eiskalt wurde und ich zu zittern begann. Vieles war erschreckend realitätsnah."

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Um Nathalie tatsächlich so realitätsnah wie möglich zu spielen, war Luise von Finckh übrigens verpflichtet, erstmals in ihrem Leben zwei Monate Sport zu machen und auf Diät zu gehen.

Als die Triathletin mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird sie plötzlich angefahren.  © ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/J. Landsiedl

"Der Ernährungspart ist mir zu streng"

Für die "echte" Nathalie Birli (32) ist der Film auch eine Art der Aufarbeitung.  © ORF/Graf Film/Filmstill

"Ich war glaube nie so slim!", erzählt sie lachend. Um Fett loszuwerden, habe sie viel Intervalltraining gemacht, war viel Laufen und Radfahren in den Bergen.

"Das war landschaftlich sehr schön, allerdings war ich alleine, weil ja nur ich für meine Rolle Sport machen musste." Dennoch sei sie total froh, das einmal gemacht zu haben und zu wissen, wie viel Aufwand das bedeutet.

In ihren Alltag habe sie das straffe Fitness- und Ernährungsprogramm aber nicht übernommen. "Sport mache ich weiterhin mindestens dreimal die Woche, aber der Ernährungspart ist mir zu streng. Schon allein, weil ich Süßigkeiten liebe und jeden Tag was davon brauche!"

Ein paar Süßigkeiten oder was zum Knabbern sind beim Schauen von "Ohne jede Spur" übrigens ebenfalls sehr empfehlenswert. Der Film ist seit Samstag in der ARD Mediathek sowie am Donnerstag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

Die begleitende Doku "Das zweite Leben von Nathalie" läuft direkt im Anschluss um 21.45 Uhr.

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