"Becky" zeigt Kevin James als mordenden Neonazi! "King of Queens"-Star spielt verrückt!
Deutschland - Kevin James (55) und Lulu Wilson (15) im Blutrausch! In "Becky" geht es brutal zur Sache! Der Film, der seit dem 30. Oktober auf Blu-ray, DVD und als Video-on-Demand zu erwerben ist, dürfte nicht nur die Neugier von Splatterfans und Anhängern von Gewaltorgien wecken.

Schließlich spielt Comedian James hier den Neonazi-Bruderschaftsanführer Dominick, der ein Hakenkreuz-Tattoo am Hinterkopf trägt, das von "SS"-Tattoos umrahmt ist. Er sitzt seit mehr als neun Jahren mit seinen Kumpanen um Apex (Robert Maillet) im Gefängnis, kontrolliert dort aber alles. So gelingt ihnen auch die Flucht. Als sie verlegt werden sollen, kämpfen sie sich frei und gehen auch in der Folge über Leichen.
Zur selben Zeit befindet sich die 13-jährige Becky (Lulu Wilson) in einer schweren Lebensphase. Sie hasst die Schule, fühlt sich dort eingesperrt und hat auch privat viele Probleme. Ihre Mutter starb nämlich vor Kurzem an Krebs. Ihr Vater Jeff (Joel McHale) hat mittlerweile in Kayla (Amanda Brugel) eine neue Freundin gefunden, die mit Ty (Isaiah Rockcliffe) bereits einen jungen Sohn hat.
Jeff und Becky fahren gemeinsam zu ihrem Waldhaus, das ihr Dad nun doch nicht - wie zuvor geplant - verkaufen will. Stattdessen eröffnet er seiner entsetzten Tochter, dass er Kayla heiraten wird. Becky rennt wütend mit ihrem Kampfhund Diego in den Wald, muss all das erst einmal verarbeiten, denn sie ist noch in der Trauerphase.
Bald jedoch bekommt sie mit, dass im Haus nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Dominick und seine Männer haben Jeff, Kayla und Ty als Geiseln genommen, weil sie einen Schlüssel haben wollen. Der ist ihnen so wichtig, dass sie auch nicht vor Folter und noch schlimmeren Dingen zurückschrecken. Die Lage eskaliert völlig und schnell wird klar: Die Neonazis haben die pfiffige und wütende Becky unterschätzt.
Deutscher Trailer zu "Becky" mit Kevin James als Neonazi, Lulu Wilson und Joel McHale
Kevin James zeigt in "Becky" eine herausragende Leistung als mordender und folternder Neonazi

Diese Geschichte haben die Regisseure Jonathan Milott und Cary Murnion ("Bushwick", "Cooties") gut umgesetzt. Ihnen ist ein grundsolider Genremix aus Splatter, Action, Rachethriller und Familiendrama gelungen, der höchsten Ansprüchen zwar nicht genügen kann, aber das anfängliche Interesse über die gesamten 94 Minuten aufrechterhält.
Das liegt vor allem an James (Douglas "Doug" Heffernan in "King of Queens", "Der Kaufhaus Cop", "Hitch - Der Date Doktor"), der hier in der ersten ernsten Filmrolle seines Lebens zu sehen ist - und eine überragende Leistung zeigt!
Der Comedian lässt seinen Humor nicht mal aufblitzen, sondern verleiht seiner Figur eine angemessen bedrohliche Aura, ohne ihn zu diabolisch anzulegen. Trotz seiner widerwärtigen Taten bleibt jedoch ein kleiner Rest Menschlichkeit übrig - was nur an James liegt!
Der inszeniert seinen Protagonisten nämlich subtil und arbeitet schon zu Beginn dessen Intelligenz, Gerissenheit und Skrupellosigkeit heraus, weshalb er einen perfekten Schurken abgibt. Wenn er denn mal ausrastet, entwickelt sich das überzeugend aus der jeweiligen Situation heraus. Er stellt für die "guten" Charaktere eine echte Gefahr dar, weil er sich nicht einfach übers Ohr hauen lässt und mit seinem rigorosen Vorgehen beweist, dass er problemlos über Leichen gehen kann und wird, wenn man ihn dazu "nötigt".
James zeigt all diese Aspekte, aber auch Dominicks andere Eigenschaften um Macht und Kontrolle großartig auf. Der New Yorker liefert eine erstklassige Performance ab, die hoffentlich dazu führt, dass ihm weitere Filmemacher "andere "Parts geben und er nicht für immer auf Komödien festgelegt ist. Denn er kann so viel mehr!

Lulu Wilson und Robert Maillet überzeugen; "Becky" ist eine Gewaltorgie, in der das Blut spritzt!

An seiner Seite begeistert auch Wilson ("Annabelle 2", "Ouija: Ursprung des Bösen", "Sharp Objects") mit einer reifen Performance, weil sie aus ihrem Charakter viel herausholt und sowohl mimisch als auch physisch überzeugen kann. Zudem erkennt man an einigen Stellen, dass sie Erfahrung mit Horrorfilmen hat. Denn obwohl sie nicht sonderlich groß und stark ist, strahlt sie ebenfalls Gefahr aus.
Unter den Nebendarstellern ragt der Ex-Profi-Wrestler Maillet ("Sherlock Holmes", "Pacific Rim", "300") nicht nur aufgrund seiner Körpergröße (über 2,10 Meter) heraus, sondern auch, weil er gegen die gängigen Klischees besetzt ist und einen Part mit erstaunlich viel Tiefgang bekommen hat, den er sehr gut ausfüllt.
Das liegt auch am Drehbuch, das aber keinesfalls perfekt ist, sondern von schwankender Qualität. Einige Dinge werden sehr gut beobachtet, aufgelöst und erklärt, andere hingegen nicht ausgeführt, weshalb sie unglaubwürdig erscheinen. Dazu werden manche Themen nur angerissen und dann wieder fallen gelassen.
Immerhin nehmen die brachialen Szenen nicht überhand und werden situiert eingesetzt - wirken allerdings dennoch reichlich übertrieben und gewaltverherrlichend. Dass dann noch volle Kanne und fast schon voyeuristisch draufgehalten wird, wenn das Blut spritzt und jemand "verreckt", passt schlichtweg nicht zum sonstigen Stil.

"Becky" hätte gar nicht so brutal sein müssen, weil der Film auch gute Story-Ansätze hat

Ja, es geht um Rache und die Brutalität des Lebens, dennoch hätte die Art und Weise der Darstellung geschmackvoller sein können. Manchmal ist etwas weniger mehr - das wäre auch hier der Fall gewesen. Die Gewaltverherrlichung geht nämlich eine Spur zu weit.
Aufgrund dieser bestialischen Inszenierung kommen in solchen Momenten nur Splatterfans und Anhänger krasser Finishing Moves auf ihre Kosten. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der Film von der FSK nur die Altersfreigabe ab 18 Jahren bekommen hat - denn hier geht es wirklich heftig zur Sache!
Doch wenn man hinter diese Aufmachung guckt, entdeckt man einen fesselnden Genremix, der anderswo seine Qualitäten hat und gerade zu Beginn mit fließenden Umschnitten zwischen Knast und Schule auch einen erkennbaren künstlerischen Anspruch besitzt.
Darüber hinaus ist die Familiengeschichte ebenfalls mitreißend und nachvollziehbar aufbereitet, die Schockmomente ziehen einen tiefer in die Erzählung hinein und immer wieder sind auch die Dialoge (erstaunlich) gut ausgeschrieben. Außerdem sind die Locations und Musik atmosphärisch, der Film unterhaltsam, kurzweilig und packend. Zudem kann die Kameraführung weitestgehend punkten, wenn man mal von den Verfolgungsjagden zu Fuß absieht, denen die Dynamik fehlt, obwohl die Shots diese durch Unruhe zu erreichen versuchen.
Insgesamt gesehen ist "Becky" ein grundsolides Werk geworden, das vor allem dank James und Wilson einen Blick wert ist, sofern man mit der expliziten Gewaltdarstellung zurechtkommt. Denn so wie hier hat man den "King of Queens"-Star wirklich noch nie gesehen!
Titelfoto: PR/Splendid Film GmbH