Deutschland - Eine der besten Serien aller Zeiten ist zu Ende gegangen! Seit 27. Januar 2022 sind die letzten beiden Episoden von "Gomorrha" bei Sky verfügbar und runden den italienischen Welterfolg ab. Die TAG24-Kritik.

In den fünf Staffeln mit insgesamt 58 Folgen und einem Spin-off-Film dreht sich alles um die Camorra.

Einer der mächtigsten und einflussreichsten Mafia-Clans in Neapel ist jener der Savastanos um Don Pietro (Fortunato Cerlino, 50), Immacolata "Donna Imma" (Maria Pia Calzone, 54) und ihren Sohn Gennaro "Genny" (Salvatore Esposito, 35).

Für sie arbeitet auch Ciro Di Marzio (Marco D'Amore, 40), der sich in der kriminellen Organisation oben hält.

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Natürlich haben sie es über die fünf Staffeln verteilt mit mehreren Gegenspielern zu tun, weshalb der "Frieden" immer wieder gebrochen wird, es zur Eskalation kommt und Krieg auf den Straßen der drittgrößten Stadt des Landes herrscht.

Und wer sich in diesen Mafia-Kreisen bewegt, muss ein echter Überlebenskünstler sein, um alt zu werden und eines natürlichen Todes zu sterben.

Denn hier wird intrigiert, gemordet, gefoltert und um Informationen gerungen, die zum Sieg führen können. Darüber hinaus wechseln Mafiosi immer wieder die Seiten, weshalb sie niemandem vollends vertrauen dürfen...

Diese spannende Geschichte bietet tiefe Einblicke in die Unterwelt der italienischen Mafia, weil sie auf dem Bestseller "Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra" (2006) von Erfolgsautor Roberto Saviano (42) beruht.

Der Journalist wurde in Neapel geboren und arbeitete beziehungsweise recherchierte jahrelang verdeckt, um die Methoden der organisierten Wirtschaftskriminalität aufzudecken und ihre Verbindungen in die Politik und den Finanzsektor offenzulegen.

Herausgekommen ist nicht nur ein beeindruckender Roman, der weltweit für Gesprächsstoff sorgte und von dem mehr als zehn Millionen Exemplare verkauft wurden, sondern auch eine preisgekrönte Kino-Verfilmung (2008) und nun diese meisterliche Serie, die einen mit voller Wucht in die Magengrube trifft.

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Denn hier ist Gewalt Alltag und wird von den Machern deshalb nüchtern und als Mittel zum Zweck eingesetzt. Wie gefühlskalt Menschen getötet werden, lässt einem die Haare zu Berge stehen!

Zudem wird die Spannungskurve durchgehend hochgehalten, weil immer wieder auch Hauptfiguren das Zeitliche segnen und man deshalb nie sicher sein kann, wer in der nächsten Folge bzw. Staffel überhaupt noch dabei ist. Ohnehin gelingt es der Serie erstaunlicherweise, das Weltklasse-Level bis auf ganz seltene Schwankungen zu halten.

Das hängt auch mit den Drehbüchern zusammen, an denen Saviano entscheidend beteiligt war und in die er sein Wissen gewinnbringend einfließen lassen konnte.

Ihm und den anderen Serien-Autoren gelingt mit viel Fingerspitzengefühl der Spagat, die Charaktere grausamste Dinge tun zu lassen und sie dennoch nicht als Monster zu porträtieren, sondern menschlich, sodass man sich mit ihnen identifizieren und sich emotional an sie binden kann - ohne sie und ihre Morde dabei zu verherrlichen.

Darüber hinaus erfährt man durch die präzise Recherche von Saviano viel über das Vorgehen und die verschiedenen Methoden der Mafia. Wie und wo transportieren sie Drogen, welche Leute bestechen sie und warum, wie gehen sie vor, wenn sie jemanden einschüchtern oder auf ihre Seite ziehen wollen?

Für all diese Fragen und noch viele mehr gibt es unzählige hintergründige Antworten, die es dem Zuschauer ermöglichen, diesen ganz eigenen Kosmos besser zu verstehen. Daran haben auch die schauspielerischen Leistungen ihren Anteil. Besonders D'Amore, der später auch bei einigen Folgen Regie führte und den Spin-off-Film "L'Immortale – Der Unsterbliche" (2019) drehte, aber auch Esposito sind tragende Säulen dieser außergewöhnlich starken Serie.

Doch der Rest des großen Casts hat natürlich ebenfalls seinen Anteil daran, dass "Gomorrha" mitreißt, fesselt, die Neugierde aufrechterhält, entsetzt, bewegt und traurig macht. Diese Bandbreite der Gefühle hängt auch mit dem hohen Anspruch zusammen, mit dem sich die Crew ans Werk gemacht hat.

Gedreht wurde nämlich vor Ort, unter anderem in den neapolitanischen Mafia-Hochburgen Scampia und Secondigliano, etwa in der eindrücklichen Vele di Scampia mit ihren heruntergekommenen sozialen Wohnbauten.

So sind die Locations eine eigenständige Figur und spielen für die erdrückende, hoffnungslose Atmosphäre eine entscheidende Rolle. Das liegt auch an der genialen Kameraführung, die die Darsteller und Orte mit reihenweise herausragenden Aufnahmen einfängt, die nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Verstärkt wird all dies von der brillanten Musikuntermalung der Gruppe Mokadelic, die reihenweise eingängige Themes wie "Doomed to Live" erschaffen hat, die wie die Faust aufs Auge passen und "Gomorrha" noch stimmiger machen.

Gerade diese psychedelischen Klänge vermitteln auch die Botschaften, die die Story herausarbeitet, noch intensiver. Wie etwa: Aus diesem Kreislauf der Gewalt gibt es kein Entkommen.

Neben all diesen Stärken imponiert die Konsequenz und Unausweichlichkeit, mit der die Handlung vorangetrieben wird, in besonderem Maße. So endet die Serie mit einem Knall, der Fans wohl noch lange beschäftigen wird.

Zusammengenommen ist "Gomorrha" eine der besten Serien aller Zeiten, die die Camorra und ihre Methoden beleuchtet, höchsten Unterhaltungswert hat, die Brutalität angemessen als Stilmittel einsetzt und anhand der ambivalent gestalteten Charaktere die Denkweise in diesen Kreisen aufzeigt. Ganz großes Heimkino!