"Stand Up!": Demenzkranker Comedian wird in gefährlichen Kunstraub verwickelt!

Deutschland - Flache Witze am Fließband! Das deutsche Drama "Stand Up! Was bleibt, wenn alles weg ist" von und mit Timo Jacobs (48, "Der Kriminalist", "Tatort") startet am 16. Juni in den hiesigen Kinos, kann aber leider nicht überzeugen. Die TAG24-Filmkritik.

Charlie Schwarzer (Timo Jacobs, 48) auf der Beerdigung seines Vaters.
Charlie Schwarzer (Timo Jacobs, 48) auf der Beerdigung seines Vaters.  © Sabcat Media

Im Mittelpunkt steht der abgehalfterte Comedian Charlie Schwarzer (Jacobs), der seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Inzwischen jobbt er im Club von Ralph (Oliver Korittke, 54), wo er direkt zu Beginn in eine Schlägerei auf dem Klo verwickelt und rausgeschmissen wird.

Auch privat läuft es für den einst erfolgreichen Komiker kaum besser. Beim Arzt wird ihm eine alkoholbedingte Demenz diagnostiziert, die langsam, aber sicher sein Gehirn auffrisst. Kurz darauf muss Charlie zur Beerdigung seines Vaters, der selbst als Witze-Erzähler sein Geld verdient hat.

Ehefrau Emilie (Pegah Ferydoni, 38) hält derweil wenig von der gescheiterten Karriere ihres Partners. "Du bist nicht witzig", wirft sie ihm an den Kopf.

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Als Charlie sie auf einer Kunstausstellung mit einer Kellnerin betrügt, verlässt die entnervte Malerin ihn, noch bevor er ihr von seiner Krankheit erzählen kann. Der selbsternannte "Performance Artist" wagt daraufhin einen neuen Anlauf in der Stand-Up-Kneipe von Martha (Katy Karrenbauer, 59). Allerdings fällt es ihm nicht nur schwer, sich ein neues Programm auszudenken, da schon die alten Gags allmählich seinem löchrigen Denkapparat entfleuchen.

Zu allem Überfluss hat Charlie auch noch Schulden bei Schneider Elias von Eden (Dieter Landuris, 60) und wird von mysteriösen Männern in Masken verfolgt. Sein Schwiegervater Friedrich (Rolf Kanies, 64) bietet ihm eine Möglichkeit, zumindest der finanziellen Misere zu entkommen. Doch dabei droht der gescholtene Comedian in die Fänge der Kunstmafia und ins Visier des LKA zu geraten. Kann Charlie sein Leben wieder in die Spur bringen?

Trailer zu "Stand Up! Was bleibt, wenn alles weg ist" mit Timo Jacobs und Pegah Ferydoni

"Stand Up!" mangelt es an Tiefgang und Authentizität

Immer einen schlechten Witz auf den Lippen: Charlie Schwarzer (Timo Jacobs, 48, r.) amüsiert sich auf einer Kunstausstellung.
Immer einen schlechten Witz auf den Lippen: Charlie Schwarzer (Timo Jacobs, 48, r.) amüsiert sich auf einer Kunstausstellung.  © Sabcat Media

Diese Geschichte hat Jacobs, der als Hauptdarsteller, Regisseur, Produzent und Co-Drehbuchautor mitwirkte, leider schwach umgesetzt.

Zwar wird relativ rasch - wenn auch wenig subtil - die Trostlosigkeit einer gescheiterten (Comedy-)Existenz etabliert, in der Folge bedienen die Charaktere allerdings zu viele Klischees, um dem Anspruch einer in sich stimmigen, mitreißenden oder gar kritischen Tragikomödie gerecht zu werden.

Dabei besitzt die Figur des "traurigen Clowns" im rauen Geschäft der Unterhaltung durchaus Potenzial, doch jegliche Einblicke in die Stand-Up-Szene kratzen bloß an der Oberfläche und werden mit schlecht erzählten, uralten und kalauerartigen Witzen ihrer Authentizität beraubt, während die Demenzerkrankung des Protagonisten lange Zeit gar keine Rolle spielt.

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Zudem misslingt es Jacobs, eine schlüssige Kernaussage bezüglich seiner Prämisse herauszuarbeiten. Ist Charlies private Odyssee abseits der zum Teil wirren Nebenhandlungen noch halbwegs nachvollziehbar, verläuft die angedeutete Bemängelung der modernen deutschen Comedy im Sand. So wird Charlie wiederholt damit konfrontiert, dass er "von gestern" sei, wie es seine Halbschwester Tanja (Sandra von Ruffin, 35) formuliert.

Auch er selbst scheint eine Entwicklung in der Unterhaltungsindustrie zu erkennen und äußert Sätze wie "Heute wollen alle Reality" oder "Witze brauchen Feminismus", nur um bei seiner großen Comeback-Show die gleichen, verstaubten One-Liner zu präsentieren - nun aber plötzlich mit Erfolg beim amüsierten Publikum.

Martha (Katy Karrenbauer, 59, l.) unterstützt Charlie (Timo Jacobs, 48) und möchte dem Comedian wieder auf die Beine helfen.
Martha (Katy Karrenbauer, 59, l.) unterstützt Charlie (Timo Jacobs, 48) und möchte dem Comedian wieder auf die Beine helfen.  © Sabcat Media

"Stand Up!" wirkt merkwürdig zusammenhangslos

Die zerrüttete Beziehung von Emilie (Pegah Ferydoni, 38, r.) und Charlie (Timo Jacobs, 48) kann leider nicht mitreißen.
Die zerrüttete Beziehung von Emilie (Pegah Ferydoni, 38, r.) und Charlie (Timo Jacobs, 48) kann leider nicht mitreißen.  © Sabcat Media

Die Erzählung könnte dabei auch ohne Kritik an der Stand-Up-Szene auskommen, wenn wenigstens die Handlungsstränge fernab der Bühne funktionieren und mehr Tiefgang bieten würden.

Leider macht Jacobs hier zu viele Nebenschauplätze auf, wodurch die tatsächlich interessanten Etappen auf der Sinn- und Liebessuche des Protagonisten zu unerforscht bleiben.

So haben die eingeführten Maskenmänner oder Kommissarin Schmidt, gespielt von Lana Cooper (41, "Tatort", "Polizeiruf 110"), eigentlich überhaupt nichts mit dem Film zu tun und wirken überflüssig.

Auch der Kunstraub, die Schulden-Storyline und selbst die eigentlich zentrale Beziehung zwischen Charlie und Emilie nehmen wenig Fahrt auf, da kaum emotionale Einstiegspunkte gesetzt werden und die Dialoge dem Protagonisten nur dazu dienen, sich im Selbstmitleid zu suhlen, was sich aber schnell abnutzt.

Außerdem gelingt es dem Schnitt nicht, die einzelnen Sequenzen miteinander zu verbinden. Stattdessen erscheinen die Szenen merkwürdig zusammenhangslos und driften beinahe schon ins Absurde ab, allerdings ohne dabei eine bizarre Komik zu erzeugen. Immerhin überzeugt Jacobs als Hauptdarsteller mit einer soliden schauspielerischen Leistung. Das reicht jedoch nicht, um die zahlreichen Schwächen zu überdecken.

Insgesamt ist "Stand Up!" leider ein enttäuschendes Werk geworden, das gleich mehrere Themen schlecht umsetzt und deshalb frustriert. Für eine Groteske ist er nicht grotesk, für ein Drama nicht stringent genug. Was bleibt, ist eine Sammlung schlechter Witze, die unbedingt mehr Tiefgang nötig gehabt hätten. Schade!

Titelfoto: Sabcat Media

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