"The Forgiven": Rassistischer Serienmörder beleidigt Bischof! "Einmal Sklave, immer Sklave"

Deutschland - Heftiges Anti-Rassismus-Drama! "The Forgiven - Ohne Vergebung gibt es keine Zukunft" erscheint hierzulande am 25. März auf Blu-ray sowie DVD und wartet mit einer harten Geschichte auf.

Forest Whitkater (l. und M.) spielt in "The Forgiven" Erzbischof Desmond Tutu, Eric Bana verkörpert den Serienmörder Piet Blomfeld.
Forest Whitkater (l. und M.) spielt in "The Forgiven" Erzbischof Desmond Tutu, Eric Bana verkörpert den Serienmörder Piet Blomfeld.  © PR/EuroVideo Medien GmbH

Nach dem Ende der brutalen Rassentrennung in Südafrika, besser bekannt als Apartheid, wurde Nelson Mandela am 27. April 1994 zum Präsidenten gewählt.

Um das gespaltene Land wieder zu einen, was nur mit Frieden, Gerechtigkeit und Vergebung möglich war, setzte er eine Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC) ein, zu deren Vorsitzendem er den Erzbischof Desmond Tutu (Forest Whitaker) ernannte.

Die TRC bot Verbrechern, die ihre Taten vollumfänglich gestanden, Amnestie an. 1996 traf sich Tutu im berüchtigten Pollsmoor-Gefängnis dann sogar mit dem gerissenen Serienmörder Piet Blomfeld (Eric Bana), der sich als rassistischer Psychopath erwies und den Erzbischof mit Beleidigungen wie "Boy" oder "Kaffer" provozieren wollte.

"Flunkyball" in der ARD: Ein ungewöhnlicher Film, der zu viele Fragen offenlässt
Filmkritik "Flunkyball" in der ARD: Ein ungewöhnlicher Film, der zu viele Fragen offenlässt

Er fragte den Geistlichen: "Wie fühlt es sich an, sich mit den früheren weißen Mastern zu verschwören?" Der antwortete verwundert: "Verschwören? Inwiefern?" Blomfield bohrte weiter in der offenen emotionalen Wunde: "Einmal ein Sklave, immer ein Sklave. Die weißen Master sind doch immer noch da, oder? Und du servierst ihnen dieselbe Kacke, aber jetzt nennst du es Versöhnung."

Der Geisteskranke gab noch viele weitere Beleidigungen von sich und verdeutlichte damit, dass Tutu vor einer Herkulesaufgabe stand. Denn die vielen Gräueltaten haben in Südafrika ihre Spuren hinterlassen und sind deshalb nicht so einfach aufzuarbeiten ...

Deutscher Trailer zu "The Forgiven" mit "Oscar"-Preisträger Forest Whitaker und Eric Bana

"The Forgiven" ist aufwühlend und spannend, will aber auch zu viel

In "The Forgiven" geht es unter anderem um die schwierige Bewältigung der südafrikanischen Vergangenheit, Vergebung, Rassismus, ein gespaltenes Land und die Folgen der Apartheid.
In "The Forgiven" geht es unter anderem um die schwierige Bewältigung der südafrikanischen Vergangenheit, Vergebung, Rassismus, ein gespaltenes Land und die Folgen der Apartheid.  © PR/Saje Distribution

Diese wichtige Geschichte hat der zweifach "Oscar"-nominierte Regisseur Roland Joffé ("Killing Fields - Schreiendes Land", "Mission", "Der scharlachrote Buchstabe") gut umgesetzt. Sie beruht auf dem Theaterstück "Der Erzbischof und der Antichrist" von Michael Ashton, mit dem Joffé auch das Film-Skript schrieb.

Ihnen ist ein emotional aufwühlendes Drama gelungen, das bereits 2017 seine Weltpremiere feierte, spannend ist, dem großen Potenzial und der Komplexität der Ereignisse aber nur stellenweise gerecht werden kann, weil man zu viele Dinge in die Storyline eingebaut hat, anstatt sich auf einige wenige Elemente zu konzentrieren.

So wird im Knast beispielsweise eine Bande mit dem Namen "The 28" gezeigt. Über diese "Numbers Gang", die über Leichen geht, erfährt man aber vergleichsweise wenig, obwohl sie für die Erzählung wichtig ist.

"Irgendwann werden wir uns alles erzählen": Film über eine ungleiche Liebe nach der Wende
Filmkritik "Irgendwann werden wir uns alles erzählen": Film über eine ungleiche Liebe nach der Wende

Andererseits muss man die Verantwortlichen auch loben. Ihnen ist es nämlich gelungen, die Brutalität aufzuzeigen, ohne sie übertrieben darzustellen. Sie ist hier lediglich Mittel zum Zweck. Außerdem überzeugen die Handlungsstränge rund um den real existierenden Tutu und die fiktive Figur Blomfeld, der sinnbildlich für die rassistischen Mörder dieser Zeit steht, die von Hass geprägt waren. Doch es wird ebenfalls verdeutlicht, woher diese negativen Gefühle bei ihm kommen.

Friedensnobelpreisträger Tutu, der dem Film seinen Segen gab und immer noch lebt (89 Jahre ist er mittlerweile alt), wird hingegen ausschließlich in seiner damaligen Rolle gezeigt. Das passt jedoch zur Storyführung, weil Whitaker ("Der letzte König von Schottland", "Rogue One: A Star Wars Story", "Platoon") und Joffé mithilfe von Dialogen und seiner Charakterzeichnung einige Hintergründe geschickt in die Geschichte einfließen lassen.

Originaltrailer zu "The Forgiven" von Roland Joffé mit Forest Whitaker und Eric Bana

Forest Whitaker glänzt als Erzbischof Desmond Tutu, deutsche Fassung durchwachsen

Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu (Forest Whitaker,r.) kämpft für Menschlichkeit, Aufarbeitung schrecklicher Geschehnisse und gegen Ungerechtigkeit.
Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu (Forest Whitaker,r.) kämpft für Menschlichkeit, Aufarbeitung schrecklicher Geschehnisse und gegen Ungerechtigkeit.  © PR/EuroVideo Medien GmbH

Das liegt selbstverständlich ebenfalls an der herausragenden schauspielerischen Leistung des "Oscar"-Preisträgers. Wenn Whitaker und auch der angemessen bedrohlich agierende Bana ("Troja", "Hulk", "Lone Survivor") im Gefängnis aufeinandertreffen und sich auf ihre Weise miteinander messen, ist das ganz großes Kino!

Sie spielen sich gekonnt die Bälle zu, was grandios anzusehen ist und schlichtweg mitreißt.

Man hängt in diesen entscheidenden Szenen an ihren Lippen - allerdings nur in der englischen Originalfassung und sofern man die unterschiedlichen Akzente sowie Dialekte verstehen kann!

Denn leider hat Publisher "EuroVideo Medien" auf der Blu-ray-Version, die TAG24 zur Verfügung gestellt wurde und die bild- sowie tontechnisch überzeugt, keine deutschen Untertitel bereitgestellt, sodass man lediglich die atmosphärischere Originalfassung oder die deutsche Version zur Auswahl hat. In letzterer kann aber ausschließlich Tobias Meister (63, ist auch die Stammbesetzung von Robert Downey Jr., Brad Pitt, Sean Penn, Jack Black, Ice Cube und Tim Robbins), der Whitaker gewohnt kernig und ausdrucksstark spricht, überzeugen.

Dass Bana hingegen nicht von seiner Stammstimme Benjamin Völz (60, spricht ebenso Keanu Reeves, Matthew McConaughey und Charlie Sheen) vertont wird, kostet "The Forgiven" viel Atmosphäre. Denn Armin Schlagwein (47) kommt nicht an die Klasse von Völz heran und fällt ferner in den Wortgefechten mit Meister erkennbar ab. Die Frage, weshalb er ausgewählt wurde, beantwortete der Verleih bislang noch nicht. Zudem haben viele der Nebendarsteller nur mäßige Sprecher bekommen, bei denen Schwächen in Betonung und Ausdrucksstärke offensichtlich sind.

Eric Bana (v.-r.) brilliert in seiner Rolle als psychopathischer und intelligenter Serienmörder.
Eric Bana (v.-r.) brilliert in seiner Rolle als psychopathischer und intelligenter Serienmörder.  © PR/EuroVideo Medien GmbH

"The Forgiven" hat starke Einzelszenen, kann dieses Niveau aber nicht durchweg halten

"Oscar"-Preisträger Forest Whitaker (am Telefon) zeigt in "The Forgiven" eine überragende Leistung!
"Oscar"-Preisträger Forest Whitaker (am Telefon) zeigt in "The Forgiven" eine überragende Leistung!  © PR/EuroVideo Medien GmbH

Dennoch verliert das Drama auch in dieser Fassung nicht vollends seine Wirkung, packt einen emotional aber lange nicht so sehr, wie die englische Version. Schließlich haben Whitaker und Bana im Original viel Arbeit in ihre Akzente sowie Dialekte gesteckt und verkörpern ihre Figuren stimmlich dementsprechend kraftvoll.

Mit Power kommt auch die Story daher, obwohl es hinsichtlich des Schnitts den einen oder anderen Sprung zu viel gibt und einige Dinge unerklärt bleiben. Insgesamt gesehen ist "The Forgiven" in sich stimmig und ein starkes Statement für Versöhnung und gegen Rassismus. Er hat außerdem mehrere überragende Szenen zu bieten, kann dieses hohe Niveau allerdings nicht durchweg halten.

Trotzdem wurde in mancherlei Hinsicht auch durchgängig erstklassige Arbeit abgeliefert. Die Locations erzeugen beispielsweise viel Atmosphäre. Gedreht wurde nämlich in Kapstadt und ebenso im Hochsicherheitsgefängnis Pollsmoor, in dem Mandela zwischen 1982 und 1988 inhaftiert war. Das verleiht dem Drama noch einmal ein Stück weit mehr Intensität. Die wird durch das erstklassige Make-up, die hervorragenden Masken sowie Frisuren (vor allem bei Whitaker), die dynamische Kameraführung und die stimmige Musikuntermalung noch verstärkt.

So ist "The Forgiven" ein grundsolider Film mit zwei überragenden Hauptdarstellern geworden, der wichtige Botschaften vermittelt, jedoch Schwächen bei der Umsetzung und der deutschen Fassung hat.

Titelfoto: PR/Saje Distribution/EuroVideo Medien GmbH

Mehr zum Thema Filmkritik: