Als die Puhdys im "Musikladen" auftraten: Historischer Auftritt der Band im Westen jetzt auf Tonträger
Neun Jahre ist es her, dass die Puhdys sich auflösten. Aber alter Ruhm vergeht nicht. Vor wenigen Wochen präsentierte die Band ein außergewöhnliches Stück Musikgeschichte: "Live At Musikladen Extra 1977". Ein Album, das einen legendären Auftritt der Band in der populären westdeutschen TV-Show "Musikladen" dokumentiert, erschienen als CD, DVD und LP.
Der Konzertmitschnitt stammt aus dem Jahr 1977, einer Phase, als die Puhdys als bekannteste Rockband der DDR sich mehr und mehr anschickten, das Ausland zu erobern, und auch im Westen populär wurden.
1974 hatte die Band in Belgien gespielt, 1975 in niederländischen Diskotheken, 1976 beim Festival in Turku (Finnland) und erstmals in der Bundesrepublik, beim "Fest der Jugend" in Dortmund. Dann, wie zur Krönung, die TV-Show, die auch den Allerletzten im Westen zeigte, dass da drüben in der DDR gute Musik gemacht wurde.
Das Album führt direkt in das Studio von Radio Bremen, wo die Puhdys - in Originalbesetzung Dieter "Maschine" Birr (81), Dieter "Quaster" Hertrampf (81), Harry Jeske (82), Peter Meyer (85) und Gunther Wosylus (80) - damals vor der Kamera standen.
Auf der Tracklist finden sich sowohl frühe Klassiker wie "Sturmvogel" und "Lebenszeit" als auch rockige Hymnen wie "Reise zum Mittelpunkt der Erde" und "Lied für Generationen". Auch die Paul-und-Paula-Songs von Peter Gotthardt, "Wenn ein Mensch lebt" und "Geh zu ihr", sind enthalten. Ergänzt wird das Set durch ein energiegeladenes Rock-'n'-Roll-Potpourri, das die Vielseitigkeit der Band eindrucksvoll unterstreicht.
Jeder Song auf der Aufnahme strahlt die jugendliche Kraft und Experimentierfreude aus, die den Puhdys in dieser frühen Phase eigen war. Insgesamt umfasst das Album elf Songs.
Der Auftritt markierte einen Meilenstein in der Entwicklung der Puhdys
Der Auftritt selbst hatte historische Bedeutung: Westliche Fernsehsendungen waren für ostdeutsche Rockbands 1977 nur schwer zugänglich und Reisen in den Westen unterlagen strengen staatlichen Genehmigungen.
Für die Puhdys war die Einladung zur "Musikladen"-Sendung daher weit mehr als eine Gelegenheit, im Fernsehen zu spielen – sie bedeutete einen einmaligen Schritt über die kulturelle Grenze hinweg.
Das Studio von Radio Bremen bot eine lockere, spontane Atmosphäre, die im Kontrast zu den eher formal wirkenden DDR-Produktionen stand und es der Band erlaubte, ihre musikalische Energie unverfälscht zu zeigen. "Im 'Musikladen' sollten wir so spielen, als gäbe es keine Kameras. Das war für uns völlig neu und unvergesslich", erinnert sich Dieter "Maschine" Birr.
Der Auftritt markierte einen Meilenstein in der Entwicklung der Puhdys. Er öffnete nicht nur Türen in den Westen, sondern setzte auch ein Zeichen für die universelle Kraft ihrer Musik, die politische und kulturelle Grenzen überwinden konnte. In den Jahren danach wuchs die Popularität der Band kontinuierlich - im Osten wie im Westen - und sie wurden zu einer der erfolgreichsten Rockgruppen Deutschlands.
Mit "Live At Musikladen Extra 1977" gelingt es, diesen historischen Moment lebendig zu bewahren. Das Album bietet nicht nur ein nostalgisches Live-Erlebnis, sondern dokumentiert auch die Energie, den Mut und die musikalische Vielfalt einer Band, die ihre Zeit prägte. Es ist ein Zeitzeugnis, das sowohl die Entwicklung der Puhdys als auch die Geschichte ostdeutscher Rockmusik im Spannungsfeld zwischen Ost und West eindrucksvoll illustriert.
Titelfoto: Montage: picture-alliance / Jazzarchiv, PR

