Gentleman Thurn und Taxis feiert 75. Geburtstag: Ein Satz genügte
Von Martin Moravec
München - Seine Termine legt Fritz von Thurn und Taxis gerne in ein etwas verborgen liegendes Hotel in Bogenhausen.

Der Kommentator, der am Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert, war einer der bekanntesten deutschen Sportreporter.
Eine Liga mit Marcel Reif, der seinen 75. im vergangenen November hatte. Ab 1971 arbeitete Friedrich Leonhard Ignatius Josef Maria Lamoral Balthasar Thurn und Taxis, wie er mit vollständigem Namen heißt, beim Bayerischen Rundfunk, von 1993 bis zu seinem Abschied 2017 im Pay-TV für Premiere, das längst Sky heißt.
Ski alpin, Eishockey, Basketball, Fußball – es gab quasi nichts, was der gebürtige Linzer nicht kommentierte.
Thurn und Taxis hat am Mikrofon etwas geschafft, was nur den wenigsten gelingt: Er ist zu einer eigenen Marke geworden. "TT" eben. "Nach nur einem Satz wussten die Leute, wer spricht", bemerkt Thurn und Taxis, der noch heute für Sky Österreich junge Kommentatoren coacht.
So manch einem Zuhörer oder Zuschauer war aber schon dieser eine Satz zu viel. Sein "Hui" und dieses "Uiuiui" hätten genervt, außerdem habe er sich nicht genug mit der Taktik eines Spiels beschäftigt, lauteten Vorwürfe in den Sozialen Medien.
"Natürlich muss Taktik sein, aber es muss eine Mischung geben. Ich muss auch mal unterhaltsam sein", entgegnet Thurn und Taxis. Im persönlichen Gespräch ist Thurn und Taxis genauso aufmerksam und zugewandt.
100 Briefe von Persönlichkeiten zum TV-Abschied

"Ich habe eigentlich keine natürlichen Feinde, weil ich mit den Leuten vernünftig umgegangen bin. Das hat mich schon ausgemacht", sagt er.
Vielleicht auch deshalb hat zum Ende seiner Laufbahn der Hashtag #FritzLove Spott und Beschimpfungen von den Timelines verdrängt.
Zu seinem TV-Abschied vor acht Jahren hat er sogar ein Buch mit mehr als 100 persönlich verfassten Briefen geschenkt bekommen. Ein Franz Beckenbauer oder ein Uli Hoeneß richteten darin Worte an den Ruheständler.
Wenn er das mit seiner Frau Bea, mit der er seit 1977 verheiratet ist, liest, kämen ihm die Tränen, räumt er ein. "Weil ich jemand war, der mit den Leuten ein vernünftiges Verhältnis hatte. Das ist in diesem Geschäft im Prinzip nicht der Fall."
Es gibt aber auch Kuriositäten wie das torlose Remis in der Königsklasse zwischen dem FC Arsenal und AC Mailand 2008, zu dem der Kommentator Thurn und Taxis in London wegen seiner Schokoladenleidenschaft fast zu spät gekommen wäre.
Mit einem Reiseführer für Pralinen und sonstige kakaohaltige Köstlichkeiten im Gepäck landete er auf der Suche nach berühmten Brownies mit dem Bus plötzlich in der Peripherie. "Da habe ich mich ein bisschen vertan", räumt er schmunzelnd ein.
Titelfoto: Leonie Asendorpf/dpa