Volles Risiko: Greta Thunberg segelt mit Hilfsgütern ins Kriegsgebiet

Catania (Italien) - Gemeinsam mit elf weiteren Aktivisten ist Greta Thunberg (22) am Sonntagabend von Sizilien aus losgesegelt, um auf eigene Faust dringend benötigte Hilfslieferungen auf dem Seeweg in den Gazastreifen zu bringen. Bereits Mitte Mai hatte die "Freedom Flottilla" einen ersten Versuch unternommen, bei dem ihr ziviles Transport-Schiff vor Malta nach einer Explosion in Brand geraten und fast gesunken war.

Bekannt wurde die Schwedin Greta Thunberg ursprünglich durch ihr Engagement für Klimaschutz.  © Salvatore Cavalli/AP/dpa

Mit erhobenem Finger steht Thunberg auf einer Sprosse am Bug des etwa 12 Meter langen Segelschiffs und zeigt nach Süden auf das offene Meer in Richtung Gaza. Am Mast der "Madleen" weht die Fahne der palästinensischen Autonomiegebiete.

Unter den 12 Crew-Mitgliedern befindet sich auch die Juristin und Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Rima Hassan Moubarak (32). Das Schiff transportiert nach Angaben der Initiative Babynahrung, Lebensmittel, Damenhygieneprodukte, Wasserentsalzungsanlagen, Medikamente und Prothesen für Kinder.

Vor dem Verlassen des Hafens erklärten die Aktivisten, dass es sich bei der Überfahrt um einen friedlichen Akt zivilen Wiederstandes handelt. "Wir erleben den systematischen Hungertod von zwei Millionen Menschen", sagte Thunberg. Die Welt dürfe dabei nicht tatenlos zusehen.

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Die Belagerung des Gazastreifens werde nicht nur durch israelische Feuerkraft, sondern auch durch "globale Untätigkeit" aufrechterhalten.

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Am Sonntag brachen die Aktivisten mit einem Schiff voller Hilfsgüter in Richtung Gaza auf.  © Salvatore Cavalli/AP/dpa

Über das hohe Risiko der Unternehmung sind sich die Aktivisten bewusst

Die Überfahrt ist laut den Aktivisten ein friedlicher Akt zivilen Widerstands.  © /Instagramm/Greta Thunberg

Dass diese Reise ein hohes Risiko birgt, ist den Crewmitgliedern aus acht verschiedenen Ländern bewusst. Erst Anfang Mai war ein mit Hilfsgütern beladenes Schiff der "Freedom Flottilla" vor der Küste des Inselstaats Malta nach Angaben der Aktivisten von Drohnen getroffen worden und in Brand geraten.

Das Schiff drohte zu sinken. Thunberg selbst hätte beim nächsten Zwischenstopp des Schiffs vor der Fahrt nach Gaza zusteigen sollen.

Bereits in früheren Phasen des Nahost-Konflikts hatten Aktivisten versucht, eine von Israel verhängte Seeblockade des Gazastreifens mit Schiffen zu durchbrechen.

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Am 31. Mai 2010 wurde das mit Hilfsgütern beladenen Passagierschiff "Mavi Marmara" in internationalen Gewässern von der israelischen Marine geentert. Im Verlauf der Aktion eröffneten israelische Soldaten das Feuer und töten neun Menschen an Bord, überwiegend türkische Staatsbürger. Vierzig weitere Aktivisten sowie sieben israelische Soldaten waren überdies bei dem Einsatz verletzt worden. Der Vorfall löste eine internationale Kontroverse aus.

Die Aktivisten um Thunberg kennen die Geschichte der "Mavi Marmara": "Diese Mission ist eine Fortsetzung dieses Erbes – eine Weigerung, sich dem Schweigen, der Angst oder der Komplizenschaft zu ergeben."

Auf der Internetseite der Initiative kann der Live-Standort des Segelschiffes getrackt werden, zu ihrer eigenen Sicherheit, wie die Besatzung vor dem Verlassen des Hafens angab.

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