Rollstuhlfahrerin fliegt aus Fitnessstudio: Jetzt reagiert das Unternehmen
Berlin - Ende Juni wird eine Berlinerin aus ihrem langjährigen Fitnessstudio geworfen - weil sie eine Gehbehinderung hat. Als Ayleen Caterine (29), die seit mehr als vier Jahren im Rollstuhl sitzt, den Fall öffentlich macht, rudert das Studio zurück. Gegenüber TAG24 erklärt die Influencerin, warum es ihrer Meinung damit nicht getan ist.
Alles in Kürze
- Influencerin Ayleen Caterine wird aus Fitnessstudio geworfen.
- Sie hat eine Gehbehinderung und sitzt im Rollstuhl.
- Fitnesskette Superfit räumt Fehler ein und entschuldigt sich.
- Ableismus und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung werden abgelehnt.
- Influencerin hält Entschuldigung für unzureichend und fordert Transparenz.

"Als ich das letzte Mal trainieren wollte, hat mir die Studioleitung mitgeteilt, ich sei ein Sicherheitsrisiko, und das Ganze sei einfach zu gefährlich", berichtete Ayleen in einem Video, das auf Social Media viral ging. Auf Instagram wurde der Clip bis heute rund 1,2 Millionen Mal aufgerufen und 57.000 Mal gelikt.
Weiter erklärte sie: "Ich kann immer noch nicht glauben, dass das passiert ist. Und ja, es hat etwas in mir kaputt gemacht."
Acht Jahre lang war die 29-Jährige zu diesem Zeitpunkt schon Mitglied der Fitnesskette Superfit. In der Charlottenburger Filiale an der Wilmersdorfer Straße trainierte sie regelmäßig - zunächst ohne Rollstuhl, später mit.
Schon in der Kindheit wurde bei Ayleen eine degenerative Wirbelsäulenerkrankung diagnostiziert. Dennoch führt sie ein aktives, selbstbestimmtes Leben, reist viel, arbeitet als Schwimmtrainerin, engagiert sich im Ehrenamt.
2020 verschlimmert sich die Krankheit schließlich so sehr, dass die Wahlberlinerin nicht mehr laufen konnte. Die Diagnose: beidseitige Querschnittslähmung. Doch auch mit Rollstuhl trainiert Ayleen bei Superfit weiter selbstständig. Sie erzählte: "Die Filiale, in der ich vor allem trainierte, ist schwellenlos mit dem Aufzug barrierefrei für mich erreichbar."
In dem Kündigungsschreiben führte die Fitnesskette dennoch Sicherheitsbedenken wegen fehlender Barrierefreiheit ins Feld. Im Falle eines Brandes sei der Aufzug schließlich zu gefährlich.
Ayleen Caterine, die sich ihr Leben nie von ihrer Einschränkung diktieren lassen wollte, fühlt sich entmündigt, kritisiert, dass ihr die Teilhabe verweigert werde.

Fitnesskette räumt Fehler von Mitarbeiter ein

Nach dem großen Erfolg ihres Videos meldete sich eine weitere Rollstuhlnutzerin bei der Influencerin und berichtete von ähnlichen Erfahrungen in der Superfit-Filiale am Alexanderplatz.
Auf TAG24-Nachfrage räumte die Fitnesskette mit zehn Filialen in Berlin und Potsdam die Kündigungen ein, erklärte jedoch, die Entscheidung des "Mitarbeiter[s] aus unserer Mitgliederverwaltung" entspreche nicht den "Geschäftsrichtlinien" des Unternehmens.
"Für die Kündigung werden wir uns bei beiden Mitgliedern entschuldigen und unsere Mitarbeiter noch einmal sensibilisieren", hieß es weiter. Ayleen und auch die andere gekündigte Kundin seien eingeladen, wieder "Mitglied der Superfit-Community zu werden".
Auch wenn das Unternehmen beteuert, jegliche Art von "Ableismus und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung" abzulehnen, hält Ayleen Caterine das Angebot für "reine Schadensbegrenzung". Denn bis heute weigere sich das Studio "transparent zu machen, wie diese Entscheidung zustande kommen konnte".
Der Vorfall zeige, wie wenig die Belange von Menschen mit Behinderung auch noch im Jahr 2025 eine Rolle spielten. Ayleen Caterine hoffte zunächst, das Studio würde die Causa zum Anlass nehmen, sich stärker für Inklusion einzusetzen und ein Zeichen zu setzen.
"Ich wäre tatsächlich gern bereit gewesen, in dieser Hinsicht auch beratend zur Seite zu stehen", so Ayleen. In diesem Fall würde sie auch "gern wieder dort trainieren".
Titelfoto: Oliver Berg/dpa, Screenshot/Instagram/ayleen.caterine (Bildmontage)