Jan Böhmermann über öffentlich-rechtlichen Rundfunk: "Deal with it or go f*** yourself"

Bremen - Jan Böhmermann (42) ließ sich während eines Winterspaziergangs über die "Kritiker" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR), die diesen gerne abgeschafft sehen würden, aus und ließ es sich auch nicht nehmen, alle Interessierten über die Aufgabe und eben Nicht-Aufgabe des ÖRRs aufzuklären.

Jan Böhmermann (42) klärte jetzt in einem Video über die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf.
Jan Böhmermann (42) klärte jetzt in einem Video über die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Laut Böhmermann verlangen diejenigen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk am liebsten abgeschafft sehen würden, dass dieser sich politisch ausgewogen beziehungsweise neutral zu verhalten habe.

"Dahinter steckt natürlich in Wahrheit die Forderung, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegenüber menschenverachtenden Positionen oder diskriminierender Politik gleichgültig zu verhalten habe", so der gebürtige Bremer.

"Dass öffentlich-rechtliche Programmmacher:innen, Redakteur:innen und Entscheidungsträger:innen sich gefälligst still zu verhalten haben oder, wenn überhaupt, Bericht erstatten und begleiten dürfen, wenn Dinge ins Rutschen geraten oder Unsagbares zur Normalität wird."

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Menschenverachtende Positionen, diskriminierende Politik, jegliche einer friedlichen Gemeinschaft entgegenstehende Haltung/Ideologie stehen allen Programmrichtlinien des ÖRR entgegen, erklärte der 42-Jährige weiter.

So ähnlich steht es auch im Medienstaatsvertrag, § 3: Sie "haben in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen; die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten. Die Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinungen Anderer zu stärken und dürfen dem Abbau von Diskriminierungen gegenüber Menschen mit Behinderungen nicht entgegenstehen."

Es sei der Kernauftrag des ÖRRs in Deutschland, in der Berichterstattung, in den Informations- und Unterhaltungsprogrammen jeglicher Menschenfeindlichkeit zu widersprechen, so Böhmermann.

"Diskriminierung exposen (enthüllen) Ausgrenzung und alle Bestrebungen, die gegen die Gleichheit der Menschen und die unantastbare Menschenwürde sind, laut und entschieden zu widersprechen, sie offen zu kritisieren, anzuprangern und die Leute darüber aufzuklären, was los ist und warum das nicht gut ist."

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Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dafür da, die zu kritisieren, die nicht wollen, dass es ihn gibt

Jan Böhmermann: "Unterm Strich halten wir fest: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dafür da, die zu kritisieren, die nicht wollen, dass es ihn gibt."
Jan Böhmermann: "Unterm Strich halten wir fest: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dafür da, die zu kritisieren, die nicht wollen, dass es ihn gibt."  © Rolf Vennenbernd/dpa

Warum "ziemlich viele" den ÖRR bis zur Handlungsunfähigkeit beschneiden oder ganz abschaffen möchten?

"Weil er nicht käuflich ist, weil er nicht den Gesetzen des Marktes gehorcht. Weil er im Kern das Wohl und die möglichst gleichberechtigte Information, Unterhaltung und Aufklärung aller Menschen zum Auftrag hat. Deal with it or go f*** yourself", so der Satiriker.

Natürlich kann man den ÖRR auch kritisieren. Zu viele Radiosender, zu viele Intendant:innen, zu viele Massagesitze in Luxuslimousinen, zu viele Gebäude. Dass der ÖRR im Jahr 2024 dringend den demografischen und technologischen Bedingungen der Gegenwart angepasst werden müsse, sei aber alles geschenkt, findet der 42-Jährige.

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Warum Letzteres so ist? Böhmermann hat eine Antwort: Es hätten in den vergangenen 20 Jahren diejenigen verhindert, die jetzt am lautesten danach rufen, den ÖRR abzuschaffen oder bis zur Handlungsunfähigkeit in seinen Möglichkeiten, ein gutes Programm zu machen, zu beschneiden.

"Unterm Strich halten wir fest: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dafür da, die zu kritisieren, die nicht wollen, dass es ihn gibt."

Wie wichtig dem Satiriker dieses Statement ist, erkennt man nicht nur an der Dringlichkeit seines Tons, sondern auch an der Verbreitung des Clips. Er postete ihn nicht nur in seiner Instagram-Story, sondern zusätzlich auch noch in seinem YouTube-Kanal.

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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