Hitzige Diskussion zwischen Lanz und Kretschmer

Hamburg/Dresden - Mittwochabend, 23.15 Uhr, hieß es "Lanz" im ZDF. Kretschmers "Kriegs-Einfrier-Bemühungen" sorgten für Empörung. Was war da los?

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) war Gast bei "Lanz" im ZDF.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) war Gast bei "Lanz" im ZDF.  © Robert Michael/dpa

ZDF-Moderator Markus Lanz (53) meint gleich zu Beginn, es könnte "dynamisch" werden, und "dynamisch" ist hier noch nett ausgedrückt...

Will Sachens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) sein "CDU-Wahlvolk" nicht vergrätzen? Und was ist dieses "Einfrieren" des Ukraine-Krieges? Und warum hat Sachsen gerade mal ein mickriges Windrad im vergangenen Jahr zustande bekommen? All das galt es aufzudröseln.

Dem Ministerpräsidenten gegenüber hat man drei Gäste gesetzt, die offenbar nichts mit Kretschmers "Meinungskorridor" anfangen können. So war es für Kretschmer ein einsames Terrain, auf dem er sich bewegen musste.

BSW-Vorsitzende entsetzt nach Vorwurf bei "Markus Lanz": "Unverschämtheit!"
Markus Lanz BSW-Vorsitzende entsetzt nach Vorwurf bei "Markus Lanz": "Unverschämtheit!"

Fest steht, Kretschmer blieb sich treu in seinem "Diplomatie-Mantra": "Sollten (wir) nichts tun, um ihn (Putin) dazu zu bringen? Sollten (wir) keine Verbündeten suchen?", fragt er.

Diskussion bleibt hitzig - bis zum Schluss, Lanz bleibt ratlos zurück

Markus Lanz (53) zu Beginn des Talks: "Es könnte dynamisch werden" – und das wurde es.
Markus Lanz (53) zu Beginn des Talks: "Es könnte dynamisch werden" – und das wurde es.  © ZDF/Markus Hertrich

Lanz fragt, was Kretschmer Putin gegenüber in Verhandlungen anbieten würde.

Kretschmer ignoriert die Frage und wiederholt sich: "Die Erfahrung der Diplomatie zeigt, dass man eine Anzahl von Verbündeten braucht, (…) auch andere Länder (…), die eher auf der Seite Russlands stehen (…), die aber in gleicher Weise von dieser ökonomischen Verwerfung bedroht sind und die kein Interesse daran haben, dass es weitergeht."

Kretschmer sieht einen Großteil der (östlichen) Bevölkerung hinter sich, denn auch gegenüber einem Kriegsverbrecher müsse man "Diplomatie" walten lassen.

Rektorin klagt bei "Markus Lanz": "Kinder haben Angst in die Schule zu gehen"
Markus Lanz Rektorin klagt bei "Markus Lanz": "Kinder haben Angst in die Schule zu gehen"

"Menschen wie ich, die sagen, einfrieren, verhandeln, werden als naiv und als Putin-Versteher dargestellt", scheint Kretschmer die Welt nicht zu verstehen.

Kretschmer: "Werde als Putin-Versteher dargestellt" - Lanz: "Ich kann Ihnen nicht folgen"

ZDF-Kriegsreporterin Katrin Eigendorf (60) konnte mit Kretschmers "Einfrier-Diplomatie" nichts anfangen: "Wie soll man mit einem reden, der nicht reden will?", so ihr Vorwurf.
ZDF-Kriegsreporterin Katrin Eigendorf (60) konnte mit Kretschmers "Einfrier-Diplomatie" nichts anfangen: "Wie soll man mit einem reden, der nicht reden will?", so ihr Vorwurf.  © ZDF/Svea Pietschmann

Die ZDF-Kriegsreporterin Katrin Eigendorf (60) erwidert: "Einfrieren in diesem Krieg bedeutet doch nichts anderes, als den Maximalforderungen Russlands jetzt nach[zu]geben."

Und auch hier setzt Kretschmer an: Durch eine "große diplomatische Initiative" müsse es darum gehen, "durch ein gemeinsames Agieren (...) der Europäischen Union, mit klarer Ansprache der Vereinigten Staaten, vermutlich auch mit China und mit der Türkei" diese Initiative zu ergreifen, macht Sachsens Ministerpräsident seinen Standpunkt deutlich.

Die "Einfrier"-Vokabel wird hitzig erklärt, stößt auf wenig Gegenliebe. Schließlich würde dann "die Ukraine ihre Souveränität" aufgeben ...

Und weiter: "Das heißt in keiner Weise, dass die Ukraine jetzt Territorium aufgeben muss oder dass Russlands Kriegsziele erfüllt werden. (…) Russland darf den Krieg nicht gewinnen." Wogen glättete das nicht, die Diskussion blieb hitzig – und am Ende blieb Markus Lanz nur ein Wort zur Einordnung: Er sei "ratlos".

11.000-Euro-Moskau-Reise führt zu Eklat

Kretschmers Russland-Reise – angeblich "für 11.400 Euro" – wird zum Thema, hier punktet Kretschmer.

Lanz: "Sie reisen nach Moskau, um am Ende ein Ortsgespräch mit Putin zu führen? Das hätten Sie von Dresden aus führen können."

Kretschmer: "Woher haben Sie das? Für das ZDF ist es ziemlich peinlich, so von der 'Bild' zu recherchieren. Was hat 11.000 Euro gekostet?" Lanz: "Die Reise nach Moskau", eiert der Moderator zurück. "Ich hab' da nicht richtig recherchiert, das ist nicht mein Job", muss Lanz klein beigeben. Kretschmer erklärt daraufhin, was er auf seiner Reise gemacht hat, mit wem er redete, was er mit dem Geld hat machen können.

Das wirkte in der Tat peinlich für einen Moderator der Öffentlich-Rechtlichen. Zu sehen gibt's die Diskussion in der ZDFmediathek.

Titelfoto: Robert Michael/dpa/ZDF/Markus Hertrich

Mehr zum Thema Markus Lanz: