"Müssen Redezeit stoppen": Als sich Sprach-Analystin benachteiligt fühlt, reagiert Lanz sofort

Hamburg - Was darf man heutzutage überhaupt noch sagen? Dieser Frage wollte Markus Lanz (56) in seiner Sendung vom Mittwochabend zum Thema "Cancel Culture" nachgehen. Unter den Gästen wurde dabei kontrovers gestritten.

Neurowissenschaftlerin Maren Urner (41) und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (53) kamen am Mittwochabend im ZDF nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Neurowissenschaftlerin Maren Urner (41) und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (53) kamen am Mittwochabend im ZDF nicht auf einen gemeinsamen Nenner.  © ZDF/Markus Hertrich

Zunächst betrachtete der Moderator erhobene Umfragewerte. Sie zeigten, dass 1990 noch 78 Prozent der Interviewten angaben, das Gefühl zu haben, ihre politische Meinung frei äußern zu dürfen. Bis ins Jahr 2023 sank der Anteil auf nur noch 40 Prozent.

Angesprochen darauf erklärte die geladene Neurowissenschaftlerin Maren Urner (41) sehr ausführlich zur Einordnung: "Was hier abgefragt wird, ist ein Gefühl. Und woher kommen unsere Gefühle? Aus unserer Umgebung! Und die ist massiv beeinflusst von den Informationen, die wir konsumieren, also in unser Hirn hineinlassen."

Die Kommunikations-Expertin zweifelt daher an der Aussagekraft der erhobenen Zahlen. Vielmehr müsse analysiert werden, wer die Macht darüber haben möchte, die Bevölkerung so ablenken zu wollen, dass der Eindruck entsteht, man könne seine Meinung nicht mehr frei äußern.

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Dieser Schilderung widersprach der ebenfalls anwesende Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (53) deutlich: "Ich finde Ihre Ablenkungs-Theorie abwegig", sagte er und nannte auch sogleich ein Beispiel: "Ich spreche Wörter aus, die im Duden stehen, und dann geht ein Shitstorm in ganz Deutschland los [...]. Mir ist das zig Mal passiert. Ich bin nicht mehr bei meiner Partei [den Grünen, Anm. d. Red.] wegen dieser Sprach-Jakobiner."

Sprach-Analystin fühlt sich benachteiligt: "Müssen Redezeit stoppen"

Die Sprach-Expertin sah sich bei der Redezeit im Nachteil und machte daher einen Vorschlag, den Markus Lanz (56) jedoch sofort ablehnte.
Die Sprach-Expertin sah sich bei der Redezeit im Nachteil und machte daher einen Vorschlag, den Markus Lanz (56) jedoch sofort ablehnte.  © ZDF/Markus Hertrich (2)

Palmer legte im weiteren Verlauf der Sendung mit seiner Argumentation nach: "Die Meinungsfreiheits-Problematik existiert auf der Straße in Deutschland", stellte er klar.

"Die These, dass es eine Weltverschwörung gibt, die ablenken will, ist doch absurd", feuerte das Stadtoberhaupt aufgebracht in Richtung der Wissenschaftlerin, die umgehend erwiderte: "Es gibt keine Verschwörung!"

Lanz wollte es genauer wissen und fragte sicherheitshalber noch mal nach: "Werden wir abgelenkt oder sind wir abgelenkt? Das ist ein kleiner Unterschied." Darauf erklärte Urner: "Wir sind abgelenkt. Es gibt nicht eine Person, die irgendwo sitzt und irgendwas orchestriert."

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Als die Hochschullehrerin gerade für ihre weiteren Ausführungen wieder in den Redeschwall kam und in die Geschichte eintauchte, wollte Lanz unterbrechen, was der 41-Jährigen jedoch überhaupt nicht passte. "Moment!", ergriff sie wieder das Wort. "Sonst müssen wir anfangen, die Redezeit zu stoppen", so ihr Vorschlag.

Prompt reagierte der Moderator: "Nein, das wollen wir nicht! Ich habe ja auch gar keine Stoppuhr", schob Lanz witzelnd hinterher und ließ Urner dennoch ihren Punkt zu Ende bringen.

Die ganze, rund 74-minütige Folge mit allen Aussagen und Standpunkten kann in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.

Titelfoto: ZDF/Markus Hertrich (2)

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