Model für mehr Feminismus: Toxische Männlichkeit verursacht Kriege

Hamburg - Model und Autor Felix Nieder (32) weiß, wie es ist, sich der "toxischen Männlichkeit" zu beugen, nur um dazuzugehören. Um dem gesellschaftlichen Bild eines Mannes zu entsprechen, das seit Jahrhunderten mehr oder weniger als "das Einzige" angesehen wird. Mit TAG24 sprach er über Feminismus und wieso Männer diesen aus seiner Sicht brauchen.

Model und Autor Felix Nieder (32) ist klar der Meinung: "Gerade Männer brauchen Feminismus!"
Model und Autor Felix Nieder (32) ist klar der Meinung: "Gerade Männer brauchen Feminismus!"  © privat

"Ich muss stark sein, ich darf nicht weinen, ich darf keine Gefühle zeigen, muss ehrgeizig und der Beste sein", werde leider noch immer häufig Jungs im frühen Kindesalter beigebracht, kritisiert Nieder. "Hauptsache keine Schwäche zeigen."

Wohin das führt, merke man schnell, wenn man auf die Geschichte, die Wirtschaft oder sogar die aktuelle politische Entwicklung blickt.

"In Führungspositionen - egal ob das ein Chef oder sogar ein Staatsoberhaupt ist - befinden sich wahnsinnig viele weiße CIS-Männer, die aus tiefer, männlicher Energie handeln", analysiert das Genderfluid-Model im Gespräch mit TAG24. "Schnell wird dann Führung mit Macht und Kontrolle verwechselt. Und letztlich entstehen genau dadurch Kriege."

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Auch aufgrund seiner eigenen Lebensgeschichte beschäftigt sich der Autor schon länger mit dem Thema Feminismus und Generationskonflikten. Zum internationalen Männertag am Mittwoch richtet er eine besondere Message an alle Gleichgesinnten.

"Gerade Männer brauchen Feminismus! [...] Sie handeln nicht aus Bedacht, mit Emotionen, aus Empathie - alles, was Frauen eben tun würden."

Felix Nieder fordert Männer auf, Muster und Privilegien zu hinterfragen

In seinem neuen Buch "Trauma: Vater" beschäftigt sich Nieder unter anderem mit dieser toxischen Männlichkeit, die ihn selbst lange geprägt hat.
In seinem neuen Buch "Trauma: Vater" beschäftigt sich Nieder unter anderem mit dieser toxischen Männlichkeit, die ihn selbst lange geprägt hat.  © PR/Felix Nieder

Diese toxische Männlichkeit sei laut dem Elmshorner besonders auf Generationstraumata zurückzuführen. Für sein neues Buch "Trauma: Vater" hat sich der 32-Jährige intensiv mit der Thematik im Generellen und bei sich auseinandergesetzt, berichtet er im Gespräch.

Männer müssten anfangen, sich die richtigen Fragen zu stellen, um dieses gefährliche "Schutzschild" endlich abzulegen.

"Ich als queere Person bin ein gutes Sprachrohr dafür. Auch ich habe mir anfangs die toxische Männlichkeit antrainiert, mit tieferer Stimme gesprochen, es nicht zugelassen zu weinen", zeigt er sich ehrlich. Irgendwann habe er aber verstanden: Damit komme er nicht weiter. "Dadurch schaffe ich mir nur mehr Probleme."

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"Ich würde mir für so viele Männer da draußen wünschen, dass sie auch diese Rüstung ablegen. Weil dann - und ja, das glaube ich - wird es auch weniger Kriege geben." Frauen seien in ihrer Art, ihren Handlungen, ihrer Kommunikation einfach "empathischer, gelassener, verständnisvoller", so Nieder. "Wir hätten einfach weniger Problem, wenn sich Männer - aus Machtgründen - nicht gegenseitig provozieren würden."

Dazu betont der offen homosexuell lebende Mann allerdings, wie wichtig es aus seiner Sicht sei, zwischen "echtem" und "unechtem" Feminismus zu unterscheiden. Dabei ginge es vor allem darum, das männliche Geschlecht nicht abzuwerten oder gar einen Männer-Hass zu entwickeln.

"Ich hinterfrage Muster einfach kritisch und appelliere: 'Hinterfragt Eure Privilegien. Hinterfragt Euren Kontrollzwang. Hinterfragt einfach, ob wir das nicht hinbekommen können, dass alle Menschen gleich sind." Unabhängig von Geschlecht, Alter, Hautfarbe und Religion, ergänzt er.

Titelfoto: privat

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