Bautzen wehrt sich: Silbermond zeigt klare Kante gegen rechts!

Bautzen - Wie kaum eine andere Stadt stand Bautzen in den vergangenen Tagen im "rechten" Fokus. Eine gewaltbereite und aggressive Minderheit forderte in sogenannten "Corona-Spaziergängen" das System heraus. Doch es regt sich auch einiges an Widerstand dagegen - auch die Band Silbermond bezieht nun Stellung.

Bassist Johannes Stolle (40, v.l.n.r.), Sängerin Stefanie Kloß (37), Gitarrist Thomas Stolle (38) und Schlagzeuger Andreas Nowak (39) von der Band Silbermond.
Bassist Johannes Stolle (40, v.l.n.r.), Sängerin Stefanie Kloß (37), Gitarrist Thomas Stolle (38) und Schlagzeuger Andreas Nowak (39) von der Band Silbermond.  © Britta Pedersen/ZB/dpa

Mit dem offenen Brief "Bautzen gemeinsam" stellt sich eine bisher noch recht leise Mehrheit der lauten Minderheit des rechten Mobs entgegen. Schon über 12.000 Menschen haben inzwischen unterschrieben.

Darunter auch die erfolgreiche deutsche Band Silbermond. Die Musiker haben keinen Bock mehr, nur zusehen, was in ihrer Heimatstadt Bautzen geschieht. Im "ZDF-heute"-Interview gab's klare Kante gegen Hetze und rechte Gewalt.

Seitdem steht auch Twitter nicht still: Der Hashtag #Silbermond ist seit dem heutigen Dienstagnachmittag auf dem ersten Platz unter den Twitterern.

Auf die Frage, ob sie als Erstunterzeichner der Bautzner Initiative gezögert hätten, sich "so eindeutig politisch zu exponieren", antwortete Bassist Johannes Stolle (40): "Mich hat ein alter Freund aus Bautzen angerufen, einer der Initiatoren. Keine drei Minuten, nachdem ich den Aufruf gelesen habe, hab‘ ich zu meinen Bandkollegen gesagt: 'Ich finde, das müssen wir unbedingt unterstützen, weil es genau zur richtigen Zeit kommt.'"

Die Band sei der Meinung, "dass eine kleine Gruppe viel zu laut ist und wir als Mitte der Gesellschaft dem etwas entgegensetzen müssen".

Für Frontfrau Stefanie Kloß (37) sei es keine Frage gewesen, das zu unterstützen. "Denn auch wenn wir mittlerweile in Berlin leben, sind unsere Wurzeln in Bautzen, unsere Familien leben da und das, was da gerade passiert, darf man einfach nicht hinnehmen."

Bautzener Initiative "Bautzen gemeinsam" verfasst offenen Brief

Frontfrau Stefanie Kloß (37): "Anderer Meinung zu sein, ist das eine Ding. Aber die Art und Weise, wie es gemacht wird, ist immer noch etwas anderes."
Frontfrau Stefanie Kloß (37): "Anderer Meinung zu sein, ist das eine Ding. Aber die Art und Weise, wie es gemacht wird, ist immer noch etwas anderes."  © MDR

Woran liegt es denn, dass nur wenige Bürgerinnen und Bürger aktiv werden? "Ich würde nicht pauschal sagen, dass die Mehrheit zu leise ist", so Stolle, "nur diese extrem kleine Minderheit, von der wir reden, die ist einfach extrem laut. Sie verbreitet besonders viel Hass und Hetze. Wir als Mehrheit, als Mitte der Gesellschaft, wir müssen deshalb noch lauter werden."

Stefanie Kloß meinte: "Viele Menschen denken so wie wir, dass die Maßnahmen einfach nötig sind. Aber eine kleine Gruppe versucht zu hetzen und zu spalten und ist dabei wahnsinnig aggressiv geworden."

Und weiter: "Das schüchtert die Leute ein. Man bekommt Angst. Wenn ein Mob von 50 schwarz angezogenen Leuten durch Bautzen zieht und dabei irgendwelche Parolen ruft, dann verstehe ich: Die Leute haben in ihrem eigenen Haus Angst." Das dürfe nicht sein, so Stefanie weiter.

In Bautzen eskalierte am Montag die Lage, als Demonstranten die Polizeikette durchbrachen.
In Bautzen eskalierte am Montag die Lage, als Demonstranten die Polizeikette durchbrachen.  © privat

Silbermond: "Wir werden durch diese Krise nur gemeinschaftlich durchkommen"

Manchmal reiche "ein Funken, um das Feuer zu entfachen. Und wir hoffen natürlich, dass sich die stille Mehrheit auch in anderen Städten inspiriert fühlt von solch einer Aktion wie dem offenen Brief 'Bautzen gemeinsam'", so der Bassist.

Und die Sängerin der Band ergänzte: "Vielleicht liegt es ja auch an der gestiegenen Aggressivität, die von diesen Gruppen ausgeht. Mit Fackeln vor die Häuser von Politikern zu gehen oder grölend durch Bautzen zu ziehen – da fragt man sich: In welcher Zeit leben wir denn eigentlich?"

"Anderer Meinung zu sein, ist das eine Ding. Aber die Art und Weise, wie es gemacht wird, ist immer noch etwas anderes", so die 37-Jährige. "Wir leben in einer Demokratie. Wir werden durch diese Krise nur gemeinschaftlich durchkommen, wenn wir alle zusammen an einem Strang ziehen."

Dem kann man nur zustimmen! Das ganze Interview gibt es auf zdf.de.

Titelfoto: Britta Pedersen/ZB/dpa

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