Vor 20 Jahren starb Schlager-Komponist Arndt Bause: Seine Ohrwürmer erfreuten die ganze DDR

Leipzig - Ohne ihn wäre die Unterhaltungsmusik in der DDR um vieles ärmer gewesen. Wie am Fließband schrieb Arndt Bause Ohrwürmer für die Schlagersänger. Er komponierte über 1350 Tanzmusiktitel, viele davon wurden Evergreens. Doch nach der Wende wurde es erheblich ruhiger um ihn. Heute vor 20 Jahren - am 11. Februar 2003 - starb Arndt Bause im Alter von 66 Jahren an einer Lungenembolie. Seine Angehörigen glauben, er starb an gebrochenem Herzen.

Arndt Bause komponierte Ohrwürmer wie am Fließband. Seine Lieder werden ihn lange überleben.
Arndt Bause komponierte Ohrwürmer wie am Fließband. Seine Lieder werden ihn lange überleben.  © imago/Gueffroy

Nach seiner Lehre zum Glasapparatebläser verkündete der 18-jährige Leipziger seinen Eltern: "Ich bin Musiker, ich mache Musik!" Die entsetzte Antwort: "Das kommt überhaupt nicht infrage. Aus dir soll doch mal was werden!" Er musste in dem Beruf bleiben, durfte nach Feierabend in einigen Bands mitspielen.

Doch viel stärker interessierte er sich für Komposition. Er war nahezu süchtig danach, schöne Melodien niederzuschreiben.

Der Durchbruch kam 1964, als ihn der bereits bekannte Textdichter Dieter Schneider entdeckte und ins Schlagergeschäft der DDR lockte. Ihr erstes gemeinsames Projekt war "He Joe" mit der Sängerin Gipsy, welches den ersten Platz der "Tip-Parade" im Deutschen Fernsehfunk belegte.

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Die Glasbläserei konnte Arndt Bause schon bald an den Nagel hängen, seine Lieder warfen reichlich Geld ab. Er begann mit 32 noch, an der Leipziger Musikhochschule Tonsatz zu studieren. Weil die meisten Aufnahmen seiner Lieder jedoch in Berliner Studios aufgenommen wurden, zog er 1975 mit seiner Familie dorthin.

Bauses Karriere wurde jäh unterbrochen, als er statt mit seinem Moskwitsch mit einem protzigen Mercedes auf das Firmengelände von Amiga (großes DDR-Plattenlabel) fuhr. Er fiel in Ungnade und sollte keine Platte mehr produzieren. Erst die pfiffige Helga Hahnemann (†54) konnte den Bann über ihn aufheben.

Nach der Wende klagte Bause: "Die Leute wollten nur noch Westmusik"

Tochter Inka Bause (54) schlug als Nachwuchssängerin ein, moderierte aber auch schon in der DDR ("Talentebude").
Tochter Inka Bause (54) schlug als Nachwuchssängerin ein, moderierte aber auch schon in der DDR ("Talentebude").  © imago/Gueffroy

Nach dem Mauerfall war Bause plötzlich in einem anderen Land, wo er nicht mehr gebraucht wurde: "Wir hatten unsere neuen Platten mit Inka und Helga, aber die Leute kauften sie nicht. Die Leute wollten nur noch Westmusik", klagte er später in seiner Autobiografie.

Seine auch jetzt noch aus Funk und Fernsehen bekannte Tochter Inka (54, DDR-Hit "Spielverderber"): "Er war zuvor ein Drahtzieher - aber im neuen System nicht mehr. Er hat nicht begriffen, warum er keine Chance mehr bekommen hat. Daran ist er zerbrochen. Er war so unglücklich, dass er keine grandiosen Melodien mehr schreiben konnte."

Vor 20 Jahren wurde Arndt Bause auf dem Berliner Sophienfriedhof bestattet. Aber seine Lieder leben weiter. Auch die, welche er für Andreas Holm (80), Ina Maria Federowski (†64), Gojko Mitic (82), Dean Reed (†47), Hans-Jürgen Beyer (73) oder die Gruppe G.E.S. schrieb.

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Vielleicht ist der heutige Samstag auch ein guter Tag, mal eine dieser Melodien aus früheren Zeiten vor sich hin zu summen oder zu singen - einige Anregungen finden Sie im nachfolgenden Abschnitt.

All diese Stars sangen Arndt Bauses Lieder

Vielleicht ist heute ein ganz guter Tag, um mal wieder alte Ost-Schlager zu hören oder zu singen - wie etwa vom Duo Hauff und Henkler. Es war eben nicht alles schlecht.
Vielleicht ist heute ein ganz guter Tag, um mal wieder alte Ost-Schlager zu hören oder zu singen - wie etwa vom Duo Hauff und Henkler. Es war eben nicht alles schlecht.  © imago/Gueffroy

Allein für den Leipziger Frank Schöbel (80) schrieb Bause 19 Lieder - das erste mit "Ich kam zu spät" bereits 1966. Später folgten die Hits "Gold in deinen Augen", und "Ich geh vom Nordpol zum Südpol". Auch für Schöbels Ehefrau Chris Doerk (80, "Die Erinnerung bleibt") oder die spätere Lebensgefährtin Aurora Lacasa (75, "Nimm den Zug der Sehnsucht heißt") griff Bause zur Notenfeder.

Mit der Bause-Komposition "Erna kommt" hatte Wolfgang Lippert (70) 1983 seinen Durchbruch. Das Lied wurde im Westen immer wieder gecovert und erreichte die Hitparaden - erstmals 1985 mit Hugo Egon Balder (72).

Auch Helga Hahnemann verdankte 1983 ihren Durchbruch als Sängerin mit "Jetzt kommt dein Süßer" dem Schlagerfuzzi, wie sich Bause selbst nannte. Die fruchtbare Zusammenarbeit brachte 35 Lieder, unter anderem die Hits "Wo is mein Jeld", "U-Bahn-Beat", "Dicke da" und "100 mal Berlin".

Die Hymne "Sing, mei Sachse, sing" des Leipziger Kabarettisten Jürgen Hart (†59) schoss 1979 durch die Decke - fast 200.000 Tonträger wurden verkauft. Das 1980 folgende Album "Hart auf Hart" enthielt elf weitere Bause-Songs.

Selbst wenn der Text des Kehrreims etwas Gaga klingt, ein Gassenhauer wurde 1976 sogar von Schulkindern geschmettert: "Schallala, schallali, es tut nicht mehr weh" von Jürgen Walter (79). Auch für "Wär' mir doch alles ganz egal" und "Von dort kam sie her" schrieb Bause wie für weitere 37 Walter-Lieder die Melodie.

Hauff und Henkler, das erfolgreichste Gesangsduo der DDR, ließen sich die Melodien unter anderem von Arndt Bause schreiben. Etwa "Bumsvallera" oder "Mit Brille wär das nicht passiert". Mit dem Paar kamen Bause-Songs auch ins Westfernsehen. Das berühmteste Lied von Publikumsliebling Monika Herz (71) - "Kleiner Vogel" - schrieb Bause. Ebenfalls die Erfolge "Charly, ade", "Heut' sah ich sie wieder", "Hallo, wie geht's" - und 70 weitere Lieder.

Titelfoto: imago/Gueffroy

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