Moderator Michel Abdollahi weiß nicht, ob er länger in Deutschland bleiben will

Bremen - Die Angst ist groß! Moderator Michel Abdollahi (44, "Käpt'ns Dinner") betrachtet mit großer Sorge die jüngsten Entwicklungen in unserem Land. Das geht sogar so weit, dass er nicht weiß, ob er hier noch länger mit seiner Familie bleiben will.

Michel Abdollahi (44) weiß nicht, ob er länger in Deutschland leben will.  © IMAGO / Stefan Schmidbauer

Der 44 Jahre alte Deutsch-Iraner war am Freitagabend zu Gast in der Radio-Bremen-Talkshow "3nach9" und sprach dort nicht nur über seine Ängste, sondern auch die seiner Familie.

"Mein Großvater ist 101 und hat nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Er bat mich, seinen iranischen Pass zu verlängern", berichtete Abdollahi, der den Grund dafür wissen wollte und fragte, ob er verreisen wolle. Die Antwort schockierte ihn: "Nein, aber was ist, wenn die uns hier rauswerfen. Dann müssen wir doch irgendwo hin."

Der Moderator war fassungslos. "Das sagt ein 101-Jähriger, der seit 1960 fast durchgehend in diesem Land ist. Aber das hat mir sehr zu denken gegeben", gab Abdollahi zu. Natürlich folgte er der Bitte seines Großvaters und verlängerte den Reisepass. "Falls er rausgeworfen wird, kann er nach Teheran zurück."

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In Abdollahi löste dieser Gedanke aber etwas aus. "Ich dachte immer, das Sicherste, was ich habe, ist mein Recht aus dem Grundgesetz, weil ich so sehr an dieses Land glaube. Aber da bin ich mir nicht mehr so sicher", erklärte er. Auch nicht, was seine eigene Zukunft in Deutschland angehe. "Ich fahre dann nach Spanien und lebe da weiter."

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"3nach9": Michel Abdollahi sieht großes Versäumnis

Der Moderator hat Angst, dass Rechtsextreme in Deutschland wieder an die Macht kommen.  © Christian Charisius/dpa

Hintergrund seiner Gedanken ist die große Angst, dass Rechtsextreme wieder an die Macht in Deutschland kommen. "Warum soll es nicht nochmal passieren?", fragte er in die Runde. Er wisse, dass nicht jeder, der die AfD wählt, auch gleich rechtsextrem sei, aber die Parteioberen, die sind laut seiner Ansicht Verfassungsfeinde.

"Es hat einen Grund, warum sie vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Es sind Menschen, die versuchen unser Land, unser Grundgesetz, so wie wir es kennen, und unsere Demokratie aufzuheben", warnte er.

Das größte Versäumnis, was Abdollahi sah, war, dass "wir aufgehört haben, die großartige Leistung von Migranten und Deutschen, die so viel geleistet haben nach dem Zweiten Weltkrieg, gemeinsam dieses Land wieder aufzubauen, dass wir in diesem Land in absoluter Stabilität und Frieden leben, dass wir den überwältigenden Teil nicht benennen, sondern immer auf den einen Messerstecher irgendwo gehen."

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