Aktenzeichen XY: Stricher wird bei Sexdate zum Beinahe-Killer

Köln - Dass schwere Straftaten auch Jahrzehnte später noch aufgeklärt werden, ist selten, aber nicht ausgeschlossen. Auf einen Erfolg nach fast 38 Jahren hofft auch die Kölner Kripo, die seit 1986 in einem versuchten Raubmord in der Schwulenszene ermittelt.

Phantombild des Täters von 1986, der sich als "Hansi" vorstellte.
Phantombild des Täters von 1986, der sich als "Hansi" vorstellte.  © Kripo Köln

Der Fall wurde am Mittwoch in der 600. Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt, zu dem bis Donnerstagmorgen rund 30 Hinweise eingehen sollten.

Am 13. Juni 1986 wird dem wegen verschiedener Delikte zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilten "Heidi" von der JVA Attendorn ein kurzzeitiger Hafturlaub gewährt. Nachdem er seine Reisetasche in einem Schließfach des Kölner Hauptbahnhofs verstaut, verschwindet er in die schwule Nachtszene.

Unter anderem sucht er eine Travestie-Bar im damaligen Hotel Timp am Heumarkt auf, in der es zur Begegnung mit einem jungen Mann kommt, der sein Geld im gesamten Bundesgebiet als Bahnhofs-Stricher verdient.

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Aktenzeichen XY ungelöst Wer ist dieser Mann? Polizei hofft nach Vergewaltigung auf Hinweise bei "Aktenzeichen XY"!

"Hansi", wie sich der spätere Täter nennt, geht mit dem Geschädigten irgendwann in der Nacht zum 14. Juni 1986 - die genaue Uhrzeit ist unbekannt - zu einer leer stehenden Baustelle in der Ehrenstraße, wo es zu einvernehmlichem Geschlechtsverkehr kommt. Im Anschluss, so vermutet die Polizei, verlangt "Hansi" für seine Dienstleistungen Geld vom Opfer, der ihm dies offenbar nicht gibt.

Nachgestellte Szene: Auf das Opfer wurde mit einer Eisenstange eingeschlagen.
Nachgestellte Szene: Auf das Opfer wurde mit einer Eisenstange eingeschlagen.  © ZDF
Die wichtigen Örtlichkeiten der Tatnacht.
Die wichtigen Örtlichkeiten der Tatnacht.  © Google Earth / ZDF

Versuchter Raubmord in Köln: "Als das Opfer gefunden wurde, schwebte es in akuter Lebensgefahr"

Diese Eisenstange war die Tatwaffe.
Diese Eisenstange war die Tatwaffe.  © Kripo Köln

Daraufhin nimmt der Täter eine herumliegende Eisenstange, den Teil eines Gerüsts, und schlägt damit offenbar mehrfach auf sein Sexdate ein. Am nächsten Morgen finden Bauarbeiter gegen 8 Uhr das schwer verletzte Opfer, dessen Identität nur durch den Abgleich seiner Fingerabdrücke festgestellt werden kann.

"Als das Opfer gefunden wurde, schwebte es in akuter Lebensgefahr", sagte der Erste Kriminalhauptkommissar Markus Weber am Mittwochabend in der ZDF-Sendung. "Deshalb ermitteln wir wegen eines versuchten Raubmordes. Die Tat war so brutal und aggressiv, dass das Opfer danach kaum noch Angaben zum Tatgeschehen machen konnte."

Zwei Stunden später macht der Hausmeister eines Kolpinghauses in der Helenenstraße eine interessante Entdeckung: Er findet den angezündeten Ausweis und Gefängnis-Urlaubsschein des Opfers. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sich der Täter dort aufgehalten hat.

Beschreibung von Täter "Hansi" im Sommer 1986:

  • 22 bis 25 Jahre alt (heute Anfang 60)
  • etwa 1,75 Meter groß und schmächtig
  • dunkelblonde glatte Haare
  • schmaler Schnauzbart
  • bekleidet mit heller Hose und heller Jacke
  • soll aus dem Raum Düsseldorf stammen und sich eine gewisse Zeit in Köln aufgehalten haben
  • hatte einen Discman SONY D-50 in einem schwarzen Etui mit Trägerriemen bei sich, den er in mehreren Lokalen dem Barpersonal zur vorübergehenden Aufbewahrung gegeben hat.

Geklaut hat er eine nachgemachte Cartier-Uhr mit Lederarmband und einen goldenen Ring mit schwarzem Stein, auf dessen Innenseite "7.8.1977 MANFRED" eingraviert war.

Hinweise nimmt die Kripo Köln unter 0221 / 2290 entgegen. Führen diese zur Aufklärung, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt.

Einen Discman SONY D-50 soll der Täter in der Nachtnacht bei sich gehabt haben.
Einen Discman SONY D-50 soll der Täter in der Nachtnacht bei sich gehabt haben.  © Kripo Köln
Ein solcher Ring mit der Gravur "7.8.1977 MANFRED" wurde ebenfalls geraubt.
Ein solcher Ring mit der Gravur "7.8.1977 MANFRED" wurde ebenfalls geraubt.  © ZDF

Bis zum 3. April könnt Ihr Euch die Sendung in der ZDF-Mediathek anschauen.

Titelfoto: Bildmontage: ZDF ; Kripo Köln

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