Obdachlose Eltern und ihre Kinder: "Hab ihm 1000 Mal gesagt, er soll mich nicht als Vorbild nehmen"

Leipzig - Der Hauptbahnhof in Leipzig ist ein Treffpunkt für viele obdachlose Menschen - gar nicht wenige von ihnen sind Eltern. Doch wie funktioniert das eigentlich, ohne eigenes Dach über den Kopf eine Familie zu haben? "MDR Investigativ" ist der Frage in einer Doku nachgegangen.

Zwei Obdachlose sitzen vor dem Leipziger Hauptbahnhof. Einige von ihnen sind Eltern. (Symbolbild)
Zwei Obdachlose sitzen vor dem Leipziger Hauptbahnhof. Einige von ihnen sind Eltern. (Symbolbild)  © MDR/Thomas Kasper

MDR-Reporter Thomas Kasper steht für die Dokureihe "Betteln, Saufen, Sterben" regelmäßig mit den obdachlosen Menschen in Leipzig in Kontakt und kennt sich auch mit deren Familienverhältnissen gut aus. Immer wieder vor seiner Kamera stehen beispielsweise Buddha und Ben; Vater und Sohn, die beide kein Zuhause haben.

"Ich hatte eigentlich immer eine Mutti. Mit elf hab ich angefangen zu rauchen, mit 13 zu kiffen und mit 15 mit Crystal (...). Ich war drei Monate in Dessau in der Klapse, weil ich einiges aufarbeiten musste, weil ich schwul bin und mehrfach vergewaltigt wurde. Ich komme immer wieder zu meinem Vater, der ist für mich da", erzählte der 19-jährige Ben ungeschönt gegenüber dem MDR-Kamerateam.

Sein Vater Buddha schläft hier und da bei Bekannten oder Freunden, häufig aber auch in Abrisshäusern. "Ich hab Ben 1000 Mal gesagt, er soll mich nicht als Vorbild nehmen, aber mehr als reden kann ich nicht", berichtete Buddha.

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Hin und wieder sieht man ihn zusammen mit seinem Sohn vor dem Leipziger Hauptbahnhof sitzen und betteln.

"Ich geh lieber zu meinem Vater, auch wenn er obdachlos ist"

Buddha selbst war früher Gleisbauer, geriet nach der Trennung von seiner Frau und Bens Mutter in finanzielle Schwierigkeiten und landete in der Obdachlosigkeit. Fünf Jahre lebt er nun schon ohne Zuhause, sein Sohn findet ihn jedoch trotzdem immer. "Ich gehe lieber zu meinem Vater, auch wenn er obdachlos ist. Meine Mutter kommt nicht darauf klar, dass ich schwul bin", so Ben.

Das Vater-Sohn-Gespann ist nicht die einzige Familie, die sich auf Leipzigs Straßen herumtreiben muss. Reporter Thomas Kasper trifft für seine Doku auch noch obdachlose Mütter, die ihre Kinder direkt nach der Geburt in Pflegestellen geben mussten - und kann auch eine Erfolgsgeschichte erzählen.

Die gesamte Doku findet Ihr auf dem YouTube-Kanal von MDR Investigativ.

Titelfoto: MDR/Thomas Kasper

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