Gropiusstadt: Berlins Problem-Viertel im knallharten Realitätscheck

Berlin - Die Gropiusstadt im Süden von Berlin-Neukölln gilt oft als Brennpunkt, geprägt von Jugendkriminalität, Armut, Drogenproblemen und fehlenden Perspektiven. Doch wie viel Wahrheit steckt tatsächlich hinter diesem Ruf?

Die Berliner Gropiusstadt wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren eigentlich als moderne Großwohnsiedlung erbaut.
Die Berliner Gropiusstadt wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren eigentlich als moderne Großwohnsiedlung erbaut.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Bei "stern TV am Sonntag" reiste Reporterin Carolin von der Groeben zu den Original-Schauplätzen des Films "Sonne und Beton". Das Buch zum Film kommt von Comedian Felix Lobrecht (36), inspiriert von seiner Kindheit in der Gropiusstadt.

Darin schildert er das harte Leben in dem Viertel, das seit Jahren vor allem mit hoher Kriminalität, Gewalt und Armut in Verbindung gebracht wird. In einem Realitätscheck will Carolin herausfinden, ob diese Themen noch allgegenwärtig sind.

Bei ihrer Recherche trifft sie Daniel. Er habe fünf Jahre Heroin geraucht und sei seit anderthalb Wochen "clean". Angefangen habe er mit seiner damaligen Freundin. "Die Hand-Augen-Koordination war während des Entzuges komplett am Arsch. Da bin ich immer noch am Üben", so der Gropiusstadt-Bewohner.

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Er wohnt im neunten Stock der Betonbauten, ist arbeitslos und hat bereits Mitte des Monats nur noch knapp 12 Euro zum Leben. Aus Langeweile gerät er in Schlägereien und beginnt mit dem lebensgefährlichen Hobby S-Bahn-Surfen.

Sein größter Wunsch sei eine eigene Familie. Seine Kinder wolle er dann in einem anderen Viertel großziehen. "Es gibt zu viele schlechte Einflüsse. Allein die U-Bahn-Strecke, dort sind viele Leute, die einen verleiten, etwas zu nehmen, was man nicht nehmen will", so der geborene Berliner.

Armut und Jugendkriminalität prägen das Leben in der Gropiusstadt

Die Gropiusstadt hat seit Jahrzehnten mit hoher Arbeitslosigkeit, Altersarmut und Jugendkriminalität zu kämpfen.
Die Gropiusstadt hat seit Jahrzehnten mit hoher Arbeitslosigkeit, Altersarmut und Jugendkriminalität zu kämpfen.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Insgesamt leben circa 40.000 Menschen in der Gropiusstadt. Rund ein Viertel davon gilt als arm. Vor allem Altersarmut sei ein Problem. Knapp 27 Prozent der Bewohner sind über 65 Jahre alt. Beim Trödeltreff der Caritas trifft sie Eddi. Er arbeitet dort ehrenamtlich.

Dass er das Ehrenamt übernommen hat, sei seiner Frau zu verdanken, denn eigentlich habe er nur wenig Geld, um zu überleben. "Ich bekomme 700 Euro Rente und zahle an die Krankenkasse auch 700 Euro. Was bleibt denn da übrig?", so der Senior. Ohne die Rente seiner Frau könne er sich nichts mehr leisten.

Neben Armut spielt Jugendkriminalität eine große Rolle in dem Viertel. Caro fragt bei einer Gruppe aus Jugendlichen nach. "Die Jüngeren haben ein bisschen Druck. Die wollen sich beweisen oder so", erklärt einer von ihnen. Schuld daran seien die Frauen, sagt ein anderer. Sie würden von 18- und 19-Jährigen das Gleiche erwarten wie von ihrem 40-jährigen Vater.

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"Da haben viele Jungs einen Knacks weg, weil sie dann versuchen, schnell an Geld zu kommen", so der junge Mann. Wenig Kohle führe daher zu Kriminalität.

Nach vier Tagen habe Carolin den Eindruck gewonnen, dass Kriminalität und Armut definitiv ein Problem in der Gropiusstadt sind. Diese seien jedoch nicht höher als woanders. Viele Bewohner hätten dennoch realistische Perspektiven.

Titelfoto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

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