TV-Wissenschaftlerin hat "IaF" erforscht: Sachsenklinik unter der Liebes-Lupe

Leipzig/München - "In aller Freundschaft" zählt zu den größten TV-Zuschauermagneten. Seit 1998 folgen treue Fans den Erlebnissen in der fiktiven Leipziger Sachsenklinik. Neben den medizinischen Dramen fesseln vor allem die Liebesgeschichten. Aber was wird da eigentlich wie erzählt? Eine Medienwissenschaftlerin hat das nun erforscht.

2022 wird die Beziehung von Dr. Kai Hoffmann (Julian Weigend, 50) und Dr. Maria Weber (Annett Renneberg, 43) auf eine harte Probe gestellt.
2022 wird die Beziehung von Dr. Kai Hoffmann (Julian Weigend, 50) und Dr. Maria Weber (Annett Renneberg, 43) auf eine harte Probe gestellt.  © MDR/Robert Strehler

"Aber Liebe... ist nur eine Geschichte" lautet der Titel des 2021 erschienenen Buches (Schüren Verlag, 28 Euro). Das ist ein Zitat aus einem Roman von Virginia Woolf und klingt romantisch.

Der Untertitel ist dafür sperriger: "Neurobiologische und psychologische Aspekte der Paarbeziehung im seriellen Erzählen am Beispiel der Krankenhausserien 'Grey's Anatomy' und 'In aller Freundschaft'". Uff!

Klar wird: Der Band ist kein leicht durchzublätternder Fan-Schmöker, sondern eine Doktorarbeit mit hohem akademischem Anspruch. Es ist die Dissertationsschrift der Autorin Susanne van den Berg, entstanden an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Es zeigt aber auch: Die von der Kritik gerne als "seicht" abgekanzelten Geschichten des MDR-Dauerbrenners, die Millionen Zuschauer so lieben, sind es wert, unter die wissenschaftliche Lupe genommen zu werden.

"Weißkittel-Schmonzette"? Wohl kaum!

Waren trotz Krisen ein "IaF"-Vorzeigepaar: Dr. Heilmann (Thomas Rühmann, 66) und seine Pia (Hendrikje Fitz, †54).
Waren trotz Krisen ein "IaF"-Vorzeigepaar: Dr. Heilmann (Thomas Rühmann, 66) und seine Pia (Hendrikje Fitz, †54).  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Dazu unternimmt die Autorin einen Dreischritt. Zunächst untersucht sie im ersten Teil ("Dein ist mein ganzes Herz"), wie sich Ehe, Partnerschaft und Liebesbeziehungen in den vergangenen 100 Jahren gewandelt haben.

Nach einer Beschreibung der Strukturen von Arzt- und Krankenhausserien analysiert sie im dritten Teil ("Und immer mit der Krankenschwester?"), wie diese Elemente in ausgewählten Folgen von "In aller Freundschaft" und, zum Vergleich, in "Grey's Anatomy" erzählt werden.

Die US-Serie kommt dabei besser weg, sie sei oft komplexer und mutiger als "IaF". Und doch ist das Fazit verblüffend: Das Klischee von der "Weißkittel-Schmonzette" scheint nicht zu stimmen.

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Susanne van den Berg schreibt in ihrer Schlussbetrachtung: "Entgegen der bisherigen Erkenntnisse befinden sich die Figuren (...) keinesfalls im Glück ohne Ende, sondern mehrheitlich in eher desolaten, wenig wünschenswerten Verbindungen, denen es an Sicherheit und Vertrauen, Offenheit, Respekt sowie an gegenseitiger Zuwendung und wesentlichen Gesprächen ganz offensichtlich mangelt." Es sei immer nur die Aussicht auf dauerhaftes Liebesglück, die die Spannung der Zuschauer von Woche zu Woche hochhalte.

Aktuell ist die Sachsenklinik geschlossen, die erste neue Folge läuft am 4. Januar. Darin geht es prompt um Zoff wegen eines heimlichen Kusses von Dr. Martin Stein (Bernhard Bettermann, 56) mit der verheirateten Kollegin Dr. Sherbaz (Sanam Afrashteh, 45) aus der Ablegerserie "Die jungen Ärzte". Ab März startet "In aller Freundschaft" dann in die 25. Jubiläumsstaffel.

Titelfoto: MDR/Robert Strehler

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