Junger Mann will sterben, darf aber nicht: "So stellt sich das Leben nie jemand vor!"

Landstuhl - Mit gerade einmal 27 Jahren erhält Feuerwehrmann Harald Mayer aus Rheinland-Pfalz die erschütternde Diagnose Multiple Sklerose (MS). Seit 2015 konnte er sich immer weniger bewegen, ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt, braucht eine Rundum-Betreuung. Er will nicht mehr leben. Doch sterben darf er auch nicht. Noch nicht.

Für Harald Mayer ist das Leben nicht mehr lebenswert.
Für Harald Mayer ist das Leben nicht mehr lebenswert.  © NDR/Torsten Lapp

In der ARD-Reportage "Sterbehilfe: Harald Mayer kämpft um seinen Tod" erzählt der resignierte Mann, wieso er gern von uns gehen würde, es aber rechtlich nicht darf. Denn Sterbehilfe ist in Deutschland - im Gegensatz zu anderen Ländern - verboten.

Wegen der Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung des zentralen Nervensystems im Gehirn und Rückenmark führt, kann sich Harald Meyer vom Hals abwärts nicht mehr bewegen. Die Krankheit schreitet immer weiter fort, mittlerweile kann er auch kaum noch seine Hände heben.

"Man muss sich doch bewegen können. Die Arme und Hände nicht bewegen zu können, nicht mehr aktiv am Leben teilhaben zu können, ist einfach völlig furchtbar", sagt der alleinstehende Mann. "So hab ich mir das Leben nicht vorgestellt. So stellt sich das Leben nie jemand vor. So will ich auch nicht mehr weiterleben."

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Er hofft nun auf die sogenannte Sterbehilfe, also dem assistierten Suizid. Doch der Bundestag entschied 2015, dass dies grundsätzlich verboten ist.

Positives kam fünf Jahre später vom Bundesverfassungsgericht. Dessen damaliger Präsident Andreas Voßkuhle sagte: "Die Entscheidung des Einzelnen, [...] der eigenen Existenz ein Ende zu setzen, bedarf keiner weiteren Begründung und Rechtfertigung, sondern ist [...] von Staat und Gesellschaft zu respektieren."

Der an Multiple Sklerose leidende Mann möchte gern sterben.
Der an Multiple Sklerose leidende Mann möchte gern sterben.  © NDR/Torsten Lapp

Harald Mayer kämpft um seinen Tod: "Welcher Partner will noch etwas mit mir zu tun haben?"

Immerhin seine Assistentin Vanessa versucht, Harald zum Lachen zu bringen.
Immerhin seine Assistentin Vanessa versucht, Harald zum Lachen zu bringen.  © WDR

Die Gesetzesänderung muss aber erst noch durch den Bundestag.

Harald Mayer kämpft währenddessen um das Medikament Natrium-Pentobarbital - ein in Deutschland zur Anwendung am Menschen verbotenes Produkt, das zum Beispiel in der Schweiz legal genutzt wird, einen sicheren und sanften Tod verspricht.

"Welcher Partner will noch etwas mit mir zu tun haben? Ich kann dem keine Zuneigung geben, ihn nicht streicheln, nicht anfassen. Wer hält das ohne sowas aus?", stellt Mayer infrage.

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Doch ab wann ist ein Leben nicht mehr lebenswert? "Wenn die Schmerzen Überhand nehmen. Oder was ist, wenn ich mich irgendwann nicht mehr mitteilen könnte?"

Anders sieht es Gerald Pantke (66), der nach seinem als 39-Jähriger erlittenen Schlaganfall seit nunmehr 27 Jahren stark bewegungseingeschränkt ist und sich in der Reportage ebenfalls äußert.

Er sagt: "Das Lebensglück hat nichts mit den körperlichen Einschränkungen zu tun. Es ist vielmehr verknüpft mit Sachen wie Partnerschaft oder von der Gesellschaft noch gebraucht werden."

"Sterbehilfe: Harald Mayer kämpft um seinen Tod" strahlt die ARD am heutigen Montag ab 22.20 Uhr aus.

Titelfoto: WDR

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