"Das ist die Stimme meiner Tochter": Mann wird Opfer einer "perfiden und skrupellosen" Masche

Leipzig - Das kann man mir doch nicht passieren – diese Gedanken haben wohl viele Menschen, wenn es um die Opfer von Schockanrufen und Telefonbetrug geht. Wie schnell sich das aber ändern kann, hat der Leipziger Geigenbauer Klaus Clement (67) bei "Kripo Live" geschildert.

"Kripo live"-Moderator Gerald Meyer (60) führte am Sonntagabend durch die aktuelle Folge der Sendung. (Archivbild)
"Kripo live"-Moderator Gerald Meyer (60) führte am Sonntagabend durch die aktuelle Folge der Sendung. (Archivbild)  © MDR/Andreas Lander

Am 17. September 2023 kam der Anruf: "Ich hatte eine Dame am Telefon, die im Wiener Dialekt sprach und bei Wiener Dialekt werde ich natürlich sofort hellhörig, denn meine Tochter lebt in Wien", berichtet Clement in der aktuellen Folge der MDR-Sendung. "Sie hat sich dargestellt als eine Kriminalbeamtin und sie hat mir eine traurige Mittelung zu machen und da ist natürlich schon mal das Herz in die Hosentasche gefallen."

Die aufgetischte Geschichte der unbekannten Frauenstimme: Seine Tochter sei schuld an einem Unfall – ein Kind sei gestorben, die Mutter schwer verletzt.

Daraufhin habe Clement auch mit seiner Tochter reden können: "Die war aufgelöst, kann man sich ja vorstellen und diese Situation war für mich verheerend, ich war in einem kompletten Schockzustand", erinnert sich der Vater. Für ihn sei ganz klar gewesen: "Das ist die Stimme meiner Tochter."

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Dann habe die Stimme eines angeblichen Staatsanwalts mitgeteilt: Bei Zahlung einer Kaution, müsse die Tochter nicht ins Gefängnis. Auflegen durfte Clement auf dem Weg nach Hause nicht. Am ausgemachten Treffpunkt, dem Amtsgericht Leipzig, seien am Abend Uhren, Schmuck und Bücher an einen schick angezogenen Mann übergeben worden.

Mehr als 26 Millionen Euro in einem Jahr in Sachsen ergeaunert

Es kann jeden treffen: Schockanrufe und Telefonbetrug. (Symbolbild)
Es kann jeden treffen: Schockanrufe und Telefonbetrug. (Symbolbild)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

"Wir kamen aus diesen Schockzuständen nicht mehr heraus, und das hat mich komplett verzweifeln lassen, also ich bin nicht mehr Herr meines eigenen Denkens, die haben mich so manipuliert", beschreibt Clement die Situation. Später erreichte er sein Kind – und der Schwindel wurde ihm klar.

In Sachsen seien im Jahr 2022 mehr als 26 Millionen Euro durch solche Betrüge ergaunert worden, heißt es in dem Fahndungsmagazin. Enrico Lange von der Polizeidirektion Dresden erklärt: "Die Täter gehen dabei hochprofessionell vor, wir haben hier Banden im Hintergrund stehen, die international agieren, die über viele Jahre geübt sind und deswegen genau wissen, was sie tun."

Und weiter: "Es ist also sehr schwer sich davor zu schützen tatsächlich. Die Täter nutzen auch gezielt Ländergrenzen aus, was es der Polizei schwierig macht bei den Ermittlungen und sie gehen halt sehr perfide vor und skrupellos."

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Clements Appell an seine Mitmenschen: "Wenn Sie angerufen werden, legen Sie auf! Sofort auflegen!" Man dürfe gar nicht erst in die Lage geraten, "weil dann hat man Sie, dann sind Sie der Fisch am Haken."

Titelfoto: MDR/Andreas Lander

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