Andrea Sawatzki im "Riverboat": "Wir hatten damals kein Geld für Hilfe von außen"

Leipzig - Im "Riverboat" spricht Schauspielerin und Autorin Andrea Sawatzki (62) darüber, wie sie sich als Kind gezwungen sah, ihren an Alzheimer erkrankten Vater zu pflegen und wie dies die Beziehung zu ihrer Mutter verändert hat.

Sawatzki spielt unter anderem seit 2015 die Gundula Bundschuh in der ZDF-Komödienreihe "Familie Bundschuh", deren Drehbücher sie auch schreibt.
Sawatzki spielt unter anderem seit 2015 die Gundula Bundschuh in der ZDF-Komödienreihe "Familie Bundschuh", deren Drehbücher sie auch schreibt.  © PR/Adrian Gross/ZDF/dpa

"Ich war 12, als die harte Zeit losging", erzählt die 62-Jährige nach einer Frage von Moderatorin Kim Fisher (56).

Da ihre Mutter nachts als Krankenschwester für den Unterhalt der Familie sorgte, musste sich Sawatzki in dieser Zeit um ihren Vater kümmern.

"Das ist ein hartes Thema und darüber wird in unserer Gesellschaft viel zu wenig gesprochen", kritisiert die gebürtige Schlehdorferin (Bayern). "Ich merke das auch bei meinen Lesungen, dass im Grunde in jeder Familie diese Krankheit existiert und dass sowohl die Erkrankten als auch die Pflegenden so stark darunter leiden."

Riverboat: "Tatort"-Star Martin Brambach beichtet: Was hat er mit Diebstahl aus Grünem Gewölbe zu tun?
Riverboat "Tatort"-Star Martin Brambach beichtet: Was hat er mit Diebstahl aus Grünem Gewölbe zu tun?

Wie viele Erkrankte litt auch ihr Vater unter absoluter Ruhelosigkeit, erinnert sich die Schauspielerin. Die 24-stündige Pflege im familiären Rahmen sei meist kaum zu schaffen gewesen: "Doch wir hatten damals kein Geld für Hilfe von außen"

Andrea Sawatzki konnte ihrer Mutter nie erzählen, wie sie ihre Nächte verbrachte

Hat mit dem Roman "Biarritz" die Beziehung zu ihrer Mutter, die 2020 verstarb, aufgearbeitet: Autorin Andrea Sawatzki (62). (Archivbild)
Hat mit dem Roman "Biarritz" die Beziehung zu ihrer Mutter, die 2020 verstarb, aufgearbeitet: Autorin Andrea Sawatzki (62). (Archivbild)  © Sebastian Gollnow/dpa

Als sich die Autorin dann in ihrem neuen Buch mit dem Titel "Biarritz" dieser Episode ihres Lebens widmen wollte, veränderte sich ihre Perspektive auf das Erlebte.

"Ich habe dann zwölfmal neu angefangen, weil ich gemerkt habe, dass da immer noch dieser Groll war, weil ich auch später nie mit meiner Mutter über diese Zeit sprechen konnte", gesteht die Autorin. "Ich konnte nie erzählen, wie die Nächte waren und was ich erlebt habe."

Einen Grund für dieses Verhalten sieht Sawatzki in den Erlebnissen ihrer Mutter, die im Jahr 1931 geboren wurde: "Ich bezeichne diese Menschen immer als 'die schweigende Generation'. Sie haben den Krieg erlebt und das Schweigen ist zu einem Schutz geworden. Ich habe immer wieder probiert, mit ihr zu sprechen, aber das war nicht möglich."

Riverboat: Fotograf packt im "Riverboat" über gefährlichste Reise aus: "Wollte nicht der Angsthase sein"
Riverboat Fotograf packt im "Riverboat" über gefährlichste Reise aus: "Wollte nicht der Angsthase sein"

Wie es Sawatzki beim zwölften Versuch gelang, das Buch doch noch zu vollenden und mit ihrer Mutter auch nach deren Tod wieder ins Reine zu kommen, erfahrt Ihr in der aktuellen Folge "Riverboat" in der ARD-Mediathek.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

Mehr zum Thema Riverboat: