Filmemacher Thomas Junker über vergangene Reisen: "Würde sie nicht mehr überleben"

Leipzig - Filmemacher Thomas Junker (57) hat schon über 100 Länder bereist. Am Freitag machte er einen Kurztrip nach Leipzig, um mit den "Riverboat"-Moderatoren Kim Fisher (52) und Jörg Kachelmann (63) zu plaudern.

Thomas Junker (57) war schon in über 100 Ländern unterwegs. 2021 bereiste er mit seinem Team für eine neue MDR-Reportage mehrere osteuropäische Länder.
Thomas Junker (57) war schon in über 100 Ländern unterwegs. 2021 bereiste er mit seinem Team für eine neue MDR-Reportage mehrere osteuropäische Länder.  © MDR/Thomas Junker

Eigentlich hatten der Reisereporter und sein Team in diesem Jahr den Plan gehabt, einen "schönen Russland-Film" zu drehen - daraus wurde aber letztendlich nichts.

"In Russland ist im Juni das Thema Covid dermaßen explodiert, dass eine Filmproduktion nicht möglich gewesen wäre", erklärte Junker im "Riverboat".

Stattdessen ging es für ihn und die Crew quer durch mehrere Länder: "Wir wollten einfach mal schauen, was es im Osten so für Neuigkeiten gibt". So bereisten sie Norwegen, Finnland, Estland, Litauen, die Slowakei, Ungarn, Moldau, Bulgarien und Albanien.

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Solche ausgiebigen Trips sind natürlich nicht überall so einfach denkbar. "Hast du im Laufe dieser 30 Jahre deiner Reisen mehr Angst um dein Leben bekommen? Hat sich da irgendetwas verändert?", wollte Jörg Kachelmann von seinem Gast wissen.

"In den 90er-Jahren sind wir sicher unbedarft losgegangen", erklärte Junker. "Was jetzt Realität ist: Wir können nicht mehr so einfach reisen. Die Weltpolitik ist wesentlich komplizierter geworden."

2003 hatten er und sein Team beispielsweise einen Film über die Sahara gedreht und dafür Libyen, Niger, Mali und Mauretanien besucht.

Als sie sich diese Route kürzlich wieder angesehen hatten, war ihnen klar: "Wir würden sie nicht mehr überleben, wenn wir sie heute noch einmal reisen würden." Das läge vor allem an den vielen terroristischen Gruppen, die dort gerade unterwegs sind.

Thomas Junker schuldete einem russischen Ehepaar zwei Hühner

Ein Trip nach Russland, der tatsächlich stattfinden konnte und Thomas Junker bis heute im Gedächtnis geblieben ist, fand im Jahr 2002 statt. Er reiste in ein kleines Dorf namens Tajuh, das man nur mit einem Boot erreichen konnte, und drehte dort auf dem Hof eines alten Ehepaars.

Der Dreh lief allerdings alles andere als rosig: Als die Hühner der beiden Rentner den Filmemacher sahen, flogen sie vor Schreck in alle Himmelsrichtungen davon. Auch nach mühsamen Einfang-Aktionen blieben zwei der Vögel verschwunden. "Galina war sehr traurig", erinnerte sich Junker an die alte Frau. "Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr die Hühner irgendwann ersetze und eines Tages zu ihr bringe."

Vier Jahre später versuchte er im Winter sein Glück, brach jedoch etwa 10 Kilometer entfernt vom Dorf mit dem Auto ins Wasser ein. Erst 2011 konnte er dann sein Versprechen einlösen: "Wir haben den beiden die Hühner gebracht, und ich habe meine Schuld bereinigt."

Titelfoto: MDR/Thomas Junker

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