Sächsisches Tagebau-Skelett gibt Polizei jahrelang Rätsel auf – bis sich das FBI einschaltet

Leipzig/Zwenkau - Im Jahr 1994 macht eine junge Frau im Landkreis Leipzig einen grausigen Fund: Auf dem Gebiet des ehemaligen Tagebaus Zwenkau liegt ein menschliches Skelett. Die in einem Teppich verpackte Leiche gibt der Polizei Rätsel auf – und es soll fünf Jahre lang dauern, bis sie schließlich identifiziert werden kann.

Zahnärztin Marion Raddatz fand im Jahr 1994 eine Leiche im Tagebau Zwenkau.
Zahnärztin Marion Raddatz fand im Jahr 1994 eine Leiche im Tagebau Zwenkau.  © MDR-Mediathek

Heute ist der Zwenkauer See ein beliebtes Ausflugsziel. Doch in den 90er Jahren wurde hier noch Braunkohle abgebaut. So war Marion Raddatz am 4. September 1994 mit ihrem Hund in der Region unterwegs – sie wollte das Tier für ein Rennen trainieren. "Damals war es totes Land, Niemandsland", schildert die Zeugin in der aktuellen Folge der MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur".

Sie erinnert sich an ihre schreckliche Entdeckung: "Es war eine Kuhle, in der lagen Fußbodenbelagreste und es stand Wasser. Und unheimlich viele dicke weiße Maden waren in dieser Pfütze, und aus der Pfütze ragte so ein weißer großer Knochen." Ein Schock für die Zahnärztin. Kein Mensch habe es verdient, so verscharrt zu werden.

Auch für Polizist Mario Luda alles andere als alltäglich: "In der Mordkommission, in der Zeit, in der ich dort gewesen bin, gab es natürlich eine Unzahl von Fällen, auch interessante Fälle, aber dieser war herausragend spektakulär."

Wer ist der rätselhafte Tote?

Das Skelett war in einen Teppich gewickelt und verscharrt worden.
Das Skelett war in einen Teppich gewickelt und verscharrt worden.  © MDR-Mediathek

Dass es sich bei dem Fundort nicht um den Tatort handelt, erkannten die Ermittler schnell. "Wenn der Mensch hier draußen umgebracht worden wäre, dann wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in den Teppich eingewickelt worden, sondern der Teppich diente aus unserer Sicht her zum Transport der Leiche", erklärt Luda.

Ein veröffentlichtes Video des Fundorts brachte aber keine neuen Hinweise.

Bei der Autopsie kamen dann weitere Details an Licht. Als das Skelett gefunden wurde, lag es bereits seit ein bis zwei Jahren unter der Erde. Ein Mann, höchstens 35 Jahre alt.

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Und: Die Rechtsmediziner stellten ein Einschussloch am Hinterkopf fest. Luda weiß: "Das sah aus, wie ein aufgesetzter Schuss, also eine Art Hinrichtung vielleicht, aber zumindest aus nächster Nähe und das spricht schon für eine gewisse Skrupellosigkeit des Täters".

Der Durchbruch: Ein Treffen mit dem amerikanischen Vize-Konsul

Heute Polizeidirektor bei der Leipziger Bereitschaftspolizei: Mario Luda spielte eine entscheidende Rolle bei den Ermittlungen.
Heute Polizeidirektor bei der Leipziger Bereitschaftspolizei: Mario Luda spielte eine entscheidende Rolle bei den Ermittlungen.  © MDR-Mediathek

Die große Hoffnung: Eine Platte am Bein des Toten. Sie stammte von einer Operation. Doch trotz Seriennummer führte auch diese Spur ins Leere. "Wir haben auch den Hersteller gefunden im Bereich Chemnitz, aber das war halt eine Massenproduktion dieser Platten, das war einfach nicht mehr nachvollziehbar, in welchem Krankenhaus in Sachsen oder in der damaligen DDR die Platte eingesetzt worden ist", so Luda.

Auch Vermisstenanzeigen und die Untersuchung von Kleidung und Schmuck ergaben keine Erkenntnisse. Moderne DNA-Datenbanken gab es noch nicht.

Erst im Jahr 1998 sollte ein Zufall eine Wende in den Fall bringen. Bei einem Sektempfang begegnete Luda dem amerikanischen Vize-Konsul. Sein Vorschlag: Eine Schädelrekonstruktion beim FBI. "Und das war also wirklich ein Lichtblick, das war cool!", sagt Luda rückblickend.

Also flog der Schädel schließlich mit der Diplomatenpost in die USA. Und tatsächlich: Das Weichteilmodell kam dem Aussehen des Verstorbenen so nah, dass sich auf die Fahndung hin ein früherer Freund des Opfers meldete...

Wer der Tote ist und was eine kriminelle Bande aus Leipzig mit dem Fall zu tun hat, erfahrt Ihr am Mittwochabend ab 21.15 Uhr bei "Kripo live - Tätern auf der Spur" im MDR oder schon jetzt in der Mediathek.

Titelfoto: MDR-Mediathek

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