Hannover - Ein rumänischer Erntehelfer wird geköpft von einem Siloschneider tot auf einem Apfelhof gefunden. War es ein Arbeitsunfall oder Mord? Dieser Frage muss sich "Tatort"-Kommissarin Lindholm, die nun wieder für das Landeskriminalamt Hannover tätig ist, bei ihrem ersten Einsatz nach der Strafversetzung ins Polizeipräsidium Göttingen stellen. Besonders kurios: Vom Kopf der Leiche fehlt jede Spur.
Ohne Dienstwagen, dafür mit dem öffentlichen Bus, fährt Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler, 59) im "Tatort: Letzte Ernte", den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, ganz allein zum Einsatzort ins Alte Land.
Auch sonst bekommt die Ermittlerin kaum Unterstützung. Wegen eines verschwundenen Kindes sind sowohl die Mitarbeiter der Spurensicherung als auch die Hundestaffel anderweitig eingespannt.
Deshalb muss die TV-Kommissarin auf Dorfpolizist Olaf (Ole Fischer, 38) setzen, den sie zunächst zurechtweisen und dann auch noch zum Arbeiten ermuntern muss. "Das ist so ne Überkorrekte, die alles ganz genau prüfen will", brummelt er zu Bauer Sven Feldhusen (Henning Flüsloh, 33), der seit dem Krebs seines Vaters den Apfelhof führt, auf dem sich das Unglück ereignete.
"Sie sind wie so ein Aasgeier, der kommt, obwohl man noch gar nicht tot ist", schimpft auch Svens Mutter Marlies (Lina Wendel, 60). Doch Lindholm bleibt hartnäckig.
Tatort: Lohnt sich das Einschalten?
Es mutet schon etwas seltsam an, wie Lindholm auf Gefrierbeutel und den Hund einer ortsansässigen Jägerin setzen muss, um den Fall aufzuklären - und wie sie es kammerspielmäßig wie Agatha Christies (†85) Detektiv Hercule Poirot im Orient Express oder auf dem Nildampfer mit einem Stuhlkreis am Tatort letztlich auch schafft.
Doch es ist definitiv unterhaltsam. Gleichzeitig greift der Krimi sensibel aktuelle, politische Themen auf, unter anderem die Debatte um den Einsatz von Glyphosat, dessen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen und die Natur sowie die Not der Landwirte.
Kurzum: Ein solides Comeback für Lindholm und ein gelungenes "Tatort"-Debüt für Regisseur Johannes Naber (54, "Zeit der Kannibalen").