Vergewaltigt auf Mega-Event: "Das muss an mir gelegen haben"

Hamburg - "An dem Tag hat sich mein ganzes Leben geändert." Ein Satz von Sophia Kroemer (25), die auf dem Hamburger Straßenfest "Schlagermove" vergewaltigt wurde. Lange Zeit machte sie sich aber selbst Vorwürfe, die Straftat ausgelöst zu haben. "Victim Blaming" heißt das, eine Täter-Opfer-Umkehr also.

Sophia Kroemer (25) wurde vergewaltigt. Rechts "Terra Xplore"-Moderator Leon Windscheid (36).  © ZDF/Marius Fuchtmann

An dem für sie verhängnisvollen Tag habe sie eigentlich gar keine Lust gehabt, das Großevent zu besuchen.

"Aber Freunde haben mich dann überredet. Obwohl ich gar keinen Schlager höre, dachte ich okay", erzählt sie in der ZDF-Doku "Terra Xplore".

Ihren Begleiter habe sie irgendwann aus den Augen verloren, sich einer ihr fremden, aber sehr netten Gruppe angeschlossen, der auch der spätere Täter angehörte. "Die zwei Mädels wollten in einen Club und irgendwann waren nur noch er und ich da." Der Mann habe sie plötzlich geküsst, was für die junge Frau völlig unerwartet gekommen sei.

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"Dann hat er mich an die Hand genommen und mit sich gezogen", sagt Sophia. Er habe sie in ein Dixieklo gezerrt, wo er sich an ihr vergangen habe, wovon sie auch eine blutige Verletzung davongetragen hat.

Sie habe sich nicht wehren können, weil alles so schnell gegangen sei: "In dem Moment habe ich nicht realisiert, was gerade passiert ist." Sie habe sich in einer Art Schockstarre befunden, was überdurchschnittlich oft in solchen Situationen auftritt.

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Auf dem Hamburger Event "Schlagermove" wurde Sophia sexuell missbraucht.  © Georg Wendt/dpa

Victim Blaming: Wenn die Frau nicht sofort zur Polizei geht, war es keine Vergewaltigung?

Prof. Barbara Krahé , Sozialpsychologin (i. R.) der Universität Potsdam.  © ZDF/Benedict Sicheneder

Schnell entwickelt sich bei Sophie ein Schuldgefühl. "Es ging damit los, warum ich überhaupt hingegangen bin, obwohl ich gar keine Lust hatte. Und weil ich Alkohol getrunken hab, hab ich ihm vielleicht das Gefühl gegeben, dass er mir gefällt. Ich dachte, dass das an mir gelegen hat."

Im Kopf sei sie lange Zeit an einem "sehr dunklen Ort" gewesen, habe sich schwer gefühlt, keine Leichtigkeit verspürt und die Angst gehabt, diese auch nie wieder verspüren zu können. Diese Zeit liegt glücklicherweise hinter ihr.

"Das ist öfter so und auch nicht nur bei sexuellen Gewalterfahrungen", weiß Sozialpsychologin Prof. Barbara Krahé. Die Opfer würden sich oft fragen, ob sie sich falsch verhalten hätten und das Ereignis hätten verhindern können.

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Es gäbe viele Mythen, die kursieren.

Unter anderem, dass sich angeblich vergewaltigte Frauen nur rächen wollen oder es keine Vergewaltigung sei, wenn die Frau nicht sofort zur Polizei geht. "Und wenn sie vorher schon mal einvernehmlichen Sex hatten, kann es gar keine Vergewaltigung geben."

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