Zugfahrt in den Tod: Als eine junge Sächsin in den Regionalexpress stieg und nie ankam

Glauchau - Sachsen 1995, Weihnachten steht vor der Tür, die damals 20 Jahre alte Andrea Dittrich macht sich auf den Weg zu ihren Liebsten - und kommt nie zu Hause an. Die junge Frau ist während der Zugfahrt ermordet worden. Doch bis der Täter gefunden wird, vergehen vier Jahre.

Andrea Dittrich (†20) wurde 1995 im Zug nach Glauchau ermordet.
Andrea Dittrich (†20) wurde 1995 im Zug nach Glauchau ermordet.  © Polizei

"Als Andrea nicht ausgestiegen ist, hat man sich erstmal nichts Schlimmes dabei gedacht. Dann war es halt der nächste Zug und man musste abwarten und das habe ich getan - bis es nachher unwahrscheinlich war und man hat sich Gedanken gemacht", erinnert sich Adam Ptak in der aktuellen Folge der MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur". Er wartete am 22. Dezember am Glauchauer Bahnhof auf seine Freundin - vergeblich.

Die Crimmitschauerin Andrea arbeitete als Röntgen-Assistentin im Reha-Zentrum Kreischa und stieg um 19.14 Uhr am Bahnhof Freital-Deuben in den Regionalexpress 4412 von Dresden nach Zwickau. Ihr Mörder saß bereits im Zug.

Um 20.08 Uhr hielt die Bahn in Chemnitz und die Mehrheit der Fahrgäste stieg aus. Andrea blieb mit einem Mann im vorderen Teil des Zuges zurück. Als die 20-Jährige auf die Toilette musste, führte ihr Weg durch den ersten Waggon. Dort saß der Fremde alleine. Er sprach sie an - und folgte ihr.

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Die junge Frau wurde geschlagen, gefesselt, vergewaltigt und gewürgt. Anschließend warf der Unbekannte sie aus dem Fenster des fahrenden Zuges.

Profiler Adolf Gallwitz analysiert: "Das aus dem Fenster werfen passt genau zu seiner Einstellung dem Opfer gegenüber. Er hat das Opfer entsorgt wie einen Sack Müll. Einige Kilometer später hat er dann die Habseligkeiten des Opfers nachgeworfen aus dem Fenster. Und damit war für ihn das Problem beseitigt und erledigt und er hat sich anderen Gedanken zugewandt."

Andreas Leiche wird gefunden

Am Bahnhof Glauchau wartete Adam Ptak auf seine Freundin - doch sie kam nie an.
Am Bahnhof Glauchau wartete Adam Ptak auf seine Freundin - doch sie kam nie an.  © Kristin Schmidt

Als Andrea nicht in Glauchau ankam, fuhr ihr Freund erst nach Crimmitschau und dann gemeinsam mit ihrem Vater Knut Dittrich nach Zwickau. Schließlich gingen sie zur Polizei.

Andreas Vater machte sich am Tag darauf auf den Weg nach Kreischa, um das Zimmer seiner Tochter öffnen zu lassen. Vor Ort stellte er fest: "Sie war weggefahren, Betten gemacht, alles sauber, ordentlich und da haben wir es wieder zugemacht."

Auf dem Heimweg klingelte das Telefon: "Dann bin ich nach Hause gefahren und irgendwo auf dem Weg rief mich die Polizei an. Und die haben gesagt, ich soll nach Glauchau kommen."

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Ebenfalls im Polizeirevier Glauchau wurde ihr Freund zum Verhör gebeten: "In dem Moment war mir klar, das etwas Schlimmes passiert sein musste, aber das der schlimmste Fall eingetreten ist, dass Andrea nicht mehr lebt, das hat man verdrängt."

Doch es wurde zur schrecklichen Gewissheit: Nur zehn Kilometer von Andreas Reiseziel entfernt wurde ihre Leiche gefunden.

Ein neues Gesetz tritt in Kraft

Trotz zahlreicher Hinweise und einer 50.000 DM Belohnung blieb eine heiße Spur vorerst aus. Vorliegende DNA aus Sperma wurde ergebnislos mit mehr als 60 Personen verglichen. Ein routinemäßiger Abgleich der DNA von verurteilten Straftätern mit Tatort-Spuren war nicht erlaubt.

1998 trat das neue DNA-Identitätsfeststellungsgesetz in Kraft - vier Jahre nach dem Mord brachte die Suche einen Treffer...

Weitere Einzelheiten rund um den Fall und wie es danach weiterging, erfahrt Ihr am heutigen Mittwochabend ab 21.15 Uhr bei "Kripo live - Tätern auf der Spur" im MDR oder schon jetzt in der Mediathek.

Titelfoto: Montage: Kristin Schmidt; Polizei

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