Ärztin und Fotografin machen uns ein Bild: Berührende Flucht-Schicksale im QF

Dresden - "Gemeinsam heimatlos": Im Ukrainischen Haus in der QF-Passage wurde am Sonntag die Ausstellung über in Sachsen lebende Geflüchtete aus der Ukraine, Syrien, Eritrea, Libyen und Nordmazedonien eröffnet. Die Schriftstellerin und Ärztin Iryna Fingerova (30) hat dafür zahlreiche Interviews geführt, die Fotografin Vira Dumke (39) Fotos gemacht.

Vira Dumke (39, r.) und Iryna Fingerova (30) bei der Eröffnung der Ausstellung "Gemeinsam Heimatlos".
Vira Dumke (39, r.) und Iryna Fingerova (30) bei der Eröffnung der Ausstellung "Gemeinsam Heimatlos".  © Holm Helis

Ob Sascha (32) aus der Ukraine oder Ali (35) aus Syrien: Gemeinsam sind ihnen die Erlebnisse der Flucht, die anfängliche Sprachlosigkeit, die Hürden der Bürokratie.

"Flucht ist die vollkommene Abhängigkeit von anderen Menschen", so Iryna Fingerova. Die Ukrainerin lebt bereits fünf Jahre in Deutschland. Im Ukrainischen Haus lernte sie ihre Landsmännin Vira Dumke (seit zehn Jahren in Deutschland) kennen, wo sich beide für Geflüchtete engagieren.

Beide wissen, wie schwer ein Neuanfang in einem fremden Land ist - auch ohne Fluchterfahrung. Umso dringlicher war ihnen das Bedürfnis, die Schicksale von Geflüchteten publik zu machen und zu zeigen, "wie mutig diese Menschen sind", so Vira Dumke.

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Sascha (32) hat Tränen in den Augen, sie durchlebt immer wieder ihre Flucht mit zwei kleinen Söhnen im März 2022, ihr Ankommen in Dresden nachts an einer Tankstelle und die Erinnerung an die selbstlose McDonald's-Mitarbeiterin, die ihnen etwas zu essen gibt und sie mit in die Stadt nimmt.

Dass sie nicht so schnell wieder zurückkann, weiß sie inzwischen. "Ich möchte heim, deshalb baue ich mir ein Heim aus dem, was da ist."

Jedes einzelne Schicksal ist einzigartig

Samar Abdu aus Libyen fand in Dresden Zuflucht.
Samar Abdu aus Libyen fand in Dresden Zuflucht.  © Holm Helis

Ali kam bereits 2015, nur mit einem Rucksack. Heute arbeitet er als Neurologe und Notarzt am Klinikum in Senftenberg:

"Der Weg dorthin war schwer." Immer wieder drohten seine Pläne an der Bürokratie zu scheitern. "Man muss seine Emotionen unterdrücken, wenn man weiterkommen will."

Heute ist der Familienvater glücklich, auch wenn er oft an seine Mutter in Syrien denkt.

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Sowohl die Texte als auch die Fotos heben die Einzigartigkeit jedes einzelnen Schicksals hervor.

Christian Schäfer-Hock (39), Geschäftsführer vom Ausländerrat Dresden, sieht einen wichtigen Beitrag in der Ausstellung: "Wenn die Geschichten der Menschen sichtbar sind, ist die Hoffnung da, dass wir zielführendere Debatten führen."

"Gemeinsam heimatlos": bis 28.9. im Ukrainischen Haus (täglich 13 bis 18 Uhr), ab 29.9. bis 15.10. im Kulturzentrum "Hole of Fame" (Donnerstag bis Sonntag, 18 bis 21 Uhr). Eintritt frei.

Titelfoto: Holm Helis (2)

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