Sie ist harte Corona-Leugnerin! Wirbel um neue Stadt-Schreiberin

Dresden - Seit Anfang Juni hat Dresden eine neue Stadtschreiberin. Bereits vor ihrer Antrittslesung am Freitag sorgt Kathrin Schmidt (63) allerdings für Aufsehen. Und das nicht mit ihrem vielfach ausgezeichneten literarischen Werk, sondern ihrer Nähe zu "Querdenkern". Für das Rathaus ist das allerdings kein Grund, die Zusammenarbeit zu beenden.

Autorin Kathrin Schmidt (63) ist Dresdens neue Stadtschreiberin.  © PR/Dirk Skiba

"Grundsätzlich ist es nicht Aufgabe der Stadtverwaltung und steht dieser auch nicht zu, ein Stipendium, das in einem aufwendigen Auswahlprozess durch eine vom Stadtrat eingesetzte Jury vergeben wurde, aufgrund von nicht nachvollziehbaren, aber durch die Meinungsfreiheit gedeckten Äußerungen zurückzuziehen", sagt Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (43, Linke).

Dabei haben die es in sich. Die Impfung von Kindern gegen Corona ist für Schmidt ein "großangelegter Menschenversuch", die Pandemie nur "eine Erkrankungswelle die zumindest für Deutschland keine Gefahr darstellt".

Im November ist sie sogar in die Corona-Protest-Partei "Die Basis" eingetreten, für die sie sich auch als Kandidatin für den Bundestag aufstellen lassen wollte.

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Die Gefahr, dass der Ruf Dresdens Schaden nehmen könnte, sieht man im Rathaus nicht.

"Die Kulturverwaltung geht nicht davon aus, dass durch die diesjährige Stipendiatin ein Imageschaden für die Stadt eintritt, solang das literarische Schaffen und das parteipolitische Engagement voneinander abgegrenzt werden", so Klepsch. Die Entscheidung der Jury habe deshalb Bestand.

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"Von ihrem politischen Engagement wusste ich nichts"

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (43, Linke) will Kathrin Schmidt trotz allem eine Chance geben.  © Eric Münch

So sieht es auch die Dresdner Stiftung für Kunst und Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, die das Stipendium finanziell unterstützt.

"Die persönlichen Äußerungen von Frau Schmidt zu Corona-Impfungen und Pandemieverlauf gehören nicht zu ihrem literarischen Werk", so Sprecher Marcus Herrmann.

Und das allein hat bei der Vergabe des Stipendiums im September 2020 den Ausschlag gegeben. "Ihre literarischen Texte zur Bewerbung waren sehr gut. Von ihrem politischen Engagement wusste ich zum Zeitpunkt der Jury-Sitzung nichts", erklärt Autor und Jury-Mitglied Michael Bittner (40) bei Twitter.

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Klepsch hat der Stadtschreiberin nun vorgeschlagen, die unterschiedlichen Auffassungen in einem öffentlichen Diskurs zu erörtern.

Kritik kommt unter anderem vom Bündnis "Dresden Nazifrei": "Statt einen klaren Fehlgriff zu korrigieren, will die Stadt Dresden der designierten Stadtschreiberin jetzt sogar eine Plattform bieten, um Verschwörungslügen öffentlich zu diskutieren."

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