Nach K.o.-Tropfen-Vorfall in Leipziger Club: So schätzen Polizei und LKA die Lage ein

Leipzig - Der Leipziger Club Elipamanoke (kurz: Eli) machte kürzlich mehrere Vorfälle mit K.o.-Tropfen öffentlich - um sowohl potenzielle Opfer als auch Täter zu warnen. Auf TAG24-Anfrage äußerte sich nun die Polizeidirektion zu den Fakten und Zahlen rund um die gefährliche Droge.

In den Räumlichkeiten der Elipamanoke in Leipzig spielte sich im Juni mindestens ein Vorfall mit K.o.-Tropfen ab.
In den Räumlichkeiten der Elipamanoke in Leipzig spielte sich im Juni mindestens ein Vorfall mit K.o.-Tropfen ab.  © LausitzNews.de/Erik-Holm Langhof

So sollen im Juni in der Elipamanoke zwei Personen zusammengearbeitet haben, um eine Frau unter den Einfluss von K.o.-Tropfen zu setzen, sie von ihren Begleitern zu trennen und dann auf die Toilette zu bringen. Glücklicherweise konnte durch aufmerksame Gäste Schlimmeres verhindert werden.

Im Gespräch mit TAG24 bestätigte Polizeisprecher Olaf Hoppe den Vorfall in der Eli: "Hierzu liegt eine Anzeige vor." Zum genauen Tatablauf sowie möglichen Tätern wollte sich Hoppe mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Die Feststellung der Eli, dass sich die Vorfälle mit K.o.-Tropfen in der Leipziger Clubszene häufen, kommentierte der Sprecher zudem nicht: "Verifizierte Aussagen zu Fallzahlen bzw. zu Entwicklungen" seien vor allem aufgrund der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen der Drogen "seriös" nicht möglich.

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Zudem werde das Unterjubeln der Tropfen - obwohl es sich dabei durchaus um eine Straftat handelt - im polizeilichen System nicht als eigenständiger Straftatbestand erfasst, "da es in der Regel nach der bzw. durch die Verabreichung zu schwerwiegenden Straftaten (zumindest im Versuch) kommt". Stattdessen wird für die Verabreichung der Tropfen eine jährliche Sonderauswertung durchgeführt.

Ein weiteres Problem: Viele Fälle werden gar nicht erst bei der Polizei gemeldet. Das bestätigte auch das sächsische Landeskriminalamt auf Anfrage: "Ganz sicher besteht ein großes Dunkelfeld, denn viele Opfer haben Hemmungen, schämen sich und verzichten daher auf eine Anzeige."

Der Club möchte seine Besucher sensibilisieren und auf das Thema hinweisen.
Der Club möchte seine Besucher sensibilisieren und auf das Thema hinweisen.  © LausitzNews.de/Erik-Holm Langhof

LKA Sachsen liefert Zahlen zu Vorfällen mit K.o.-Tropfen

In keiner anderen sächsischen Stadt werden so viele K.o.-Tropfen-Vorfälle zur Anzeige gebracht wie in Leipzig.
In keiner anderen sächsischen Stadt werden so viele K.o.-Tropfen-Vorfälle zur Anzeige gebracht wie in Leipzig.  © Nicolas Armer/dpa

Lediglich auf die bei den Behörden angezeigten Vorfälle könne also Bezug genommen werden: Und hier könne die Polizeidirektion "momentan in keinem der Leipziger Clubs" eine Häufung im Vergleich zu den Vorjahren feststellen.

Laut dem LKA wurden im Jahr 2022 sachsenweit 50 Fälle erfasst, bei denen Personen K.o.-Tropfen verabreicht wurden. Damit ging in 34 Fällen "gefährliche und schwere Körperverletzung" sowie in 14 Fällen "Sexualstraftaten" einher.

Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 registrierte das LKA 63 Fälle der Tropfen-Verabreichung, in den beiden Jahren danach jeweils 38 und 47.

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Am häufigsten (14-mal; Vorjahr: 10-mal) schlugen die Täter 2022 demnach in Discos zu, aber auch Veranstaltungen im Freien (11-mal, Vorjahr: 5-mal) wurden oft zu Tatorten. Auf Platz zwei: Wohnungen mit 13 Mal (Vorjahr: 14-mal).

Im sachsenweiten Vergleich hat die Messestadt in Sachen K.o.-Tropfen leider seit Jahren die Nase vorn: 15 der erfassten 50 Vorfälle im Jahr 2022 spielten sich in der Stadt Leipzig ab. 2019 waren es sogar 22 Anzeigen.

Vor allem Frauen werden oft als Opfer auserkoren, wie das LKA außerdem herausarbeitete. Im vergangenen Jahr gab es im Zusammenhang mit K.o.-Tropfen 41 weibliche und zehn männliche Opfer.

Polizei gibt Tipps zum richtigen Verhalten im Ernstfall

Polizeisprecher Olaf Hoppe teilte zudem einige Verhaltenstipps, die man sich ins Gedächtnis rufen sollte: Spürt Ihr etwa beim Feiern plötzlich motorische oder psychische Auffälligkeiten, Übelkeit, Schwindel oder unerklärliche Schläfrigkeit, solltet Ihr schnellstens Eure Freunde und das Personal verständigen oder einen Arzt/Notaufnahme aufsuchen.

Eure Getränke solltet Ihr nie von Fremden annehmen und zudem nicht unbeaufsichtigt stehen lassen. Und ganz wichtig, so Hoppe: "Jede Anzeige bei der Polizei hilft dabei, mögliche Täter zu ermitteln und weitere Opfer zu schützen!"

Titelfoto: Montage LausitzNews.de/Erik-Holm Langhof ; Nicolas Armer/dpa

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