Von Martin Oversohl
Stuttgart - Waschbären gelten inzwischen in weiten Teilen Deutschlands als nervige Schädlinge, weil sie viel zerstören können, bedrohte Amphibien fressen und sich rasch vermehren. Deshalb sollen sie in Baden-Württemberg mit wenigen Ausnahmen rund ums Jahr gefangen oder direkt erlegt werden dürfen.
Geplant sei, die Schonzeit für invasive Arten, die dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz unterliegen, ganzjährig aufzuheben. Einzige Ausnahme: Der Muttertierschutz muss beachtet werden. Soll heißen: Bis auf das sogenannte führende Elterntier sind Waschbären künftig genauso wie Nutrias und Nilgänse vor den Jägern nicht mehr sicher.
"Die Änderung der Schonzeitenverordnung ist in der Umsetzung", sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Bis Ende des Jahres soll das Ganze durch sein.
Waschbären vermehren sich rasant, sie haben fast keine natürlichen Feinde und bedrohen die heimische Artenvielfalt nach Überzeugung der Forschung massiv. Die Räuber mit der Zorro-Maske verursachen außerdem erhebliche Schäden an Gebäuden, in Gärten und in der Landwirtschaft, können sogar Krankheiten übertragen.
"Das mag ein possierliches Tierchen sein, aber in unserem Naturraum ist der Waschbär ein Fremdkörper", sagt Wildtierbiologe Norbert Peter von der Goethe-Universität in Frankfurt.
Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika
Der Wildtierbiologe ist überzeugt: "Die Aufhebung der Schonzeit ist das Hilfsmittel schlechthin, um die Zahl der Waschbären zu reduzieren." Allerdings werde die Art aus dem Land nicht mehr zu vertreiben sein.
Das sehen die Jäger in Baden-Württemberg ähnlich. "Ziel muss es sein, Hotspots wie den Rems-Murr-Kreis zu kennzeichnen und dort gezielt und mit hohem Aufwand zu jagen", sagt René Greiner, der Hauptgeschäftsführer des Landesjagdverbands.
Wie viele Exemplare es in Baden-Württemberg gibt, ist zwar nicht bekannt. Lag die sogenannte Jagdstrecke in der Saison 2022/2023 nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums noch bei 6322, so waren es ein Jahr später bereits 9174.
Ursprünglich aus Nordamerika stammend, gilt die Aussetzung zweier Waschbärpaare am 12. April 1934 am nordhessischen Edersee für bedeutend. Auch flohen 1945 nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg auf eine Pelztierfarm bei Strausberg in Brandenburg einige Tiere.