Von Angelika Resenhoeft
Nürnberg - Kriminelle haben im Gesundheitswesen nach Erkenntnis eines Ermittlers mitunter leichtes Spiel.
Es sei "leider teilweise nicht allzu schwer, im Gesundheitswesen zu betrügen", sagte der kommissarische Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung von Kriminalität im Gesundheitswesen, Oberstaatsanwalt Torsten Haase, der "Süddeutsche Zeitung".
Die in Nürnberg ansässige Einheit war vor fünf Jahren ins Leben gerufen worden und bündelt in Bayern die Kräfte der Ermittler im Kampf gegen kriminelle Machenschaften im Gesundheitswesen.
"Ein gutes Beispiel sind die Corona-Testzentren, wo Betrüger leichtes Spiel hatten, das System auszunutzen und Schnelltests abzurechnen, die schlicht erfunden waren", sagte Haase. "Da sind bei uns immer noch 76 Verfahren anhängig, und es kamen allein 2025 bereits 45 neue Verfahren rein, weil die Prüfungen der zuständigen Behörden noch nicht abgeschlossen sind."
In der Spezialeinheit arbeiten nach Haases Worten 14 Oberstaatsanwälte und Staatsanwälte, zwei IT-Spezialisten, vier Fachkräfte für Abrechnungswesen im Gesundheitsbereich und eine Buchhaltungsfachkraft.
"Die Ermittlungen sind oft aufwendig und verlangen Spezialkenntnisse, um Verdächtigen Fehlverhalten nachweisen zu können", hieß es.
Systematischer Betrug durch Ärzte und Pflegedienste: Milliarden gehen flöten
Dem Gesundheitswesen gehen nach früheren Angaben des Bundesgesundheitsministeriums jährlich Milliardenbeträge durch kriminelle Machenschaften - vom Abrechnungsbetrug bis zur Korruption - verloren. Verdächtig sind neben Ärzten auch Pflegedienste.
"In diesen Bereichen werden teilweise Leistungen abgerechnet, die tatsächlich nie erbracht wurden", erklärte Ermittler Haase dem Blatt. "Dabei geht es bei unserer Arbeit nicht zuvorderst um einen im Einzelfall falsch abgerechneten Stützstrumpf, sondern um systematischen, organisierten Betrug."
2024 hätten die Nürnberger Ermittler insgesamt 50 Anklagen erhoben. "Im Jahr 2025 sind es bis dato bereits 45 Anklagen, davon 12 zum Landgericht."