Bayerns Wirtschaft rutscht ab: Insolvenzen und Arbeitslosigkeit auf Höchststand
Von Irena Güttel
Nürnberg/Fürth - Arbeitslosigkeit und Insolvenzen in Bayern haben in der Dauerkrise der deutschen Wirtschaft ihren Höchststand seit Jahren erreicht.
Alles in Kürze
- Arbeitslosigkeit und Insolvenzen in Bayern erreichen Höchststand
- 312.024 Menschen arbeitslos gemeldet im Juli
- Insolvenzen um 7,7 Prozent gestiegen im ersten Halbjahr
- Kurzarbeit nimmt zu, besonders in Industriebranchen
- Gesamtzahl der Insolvenzverfahren auf Höchststand seit 2015

Die Zahl der Arbeitslosen war im Juli so hoch wie seit 18 Jahren nicht mehr, wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. So waren im Juli 312.024 Menschen arbeitslos gemeldet, 11,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Nach Angaben des Statistischen Landesamts in Fürth erreichten die Insolvenzen ihren höchsten Stand seit der zweiten Jahreshälfte 2015. Von Anfang Januar bis Ende Juni 2025 meldeten 1671 Unternehmen Insolvenz an, 7,7 Prozent mehr als im Halbjahr zuvor.
Die Pleite ihrer jeweiligen Arbeitgeber traf insgesamt 14.109 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das waren rund 2000 weniger als im Halbjahr zuvor.
Die Arbeitslosenquote im Freistaat stieg im Jahresvergleich um 0,4 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent. Im direkten Vergleich zum Juni erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen demnach um 2,1 Prozent, die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte. Markus Schmitz, der Chef der Regionaldirektion, wertete das als saisonüblichen Anstieg.
Kurzarbeit nimmt zu: Mehr Insolvenzen auch im verarbeitenden Gewerbe

Die schlechte Wirtschaftslage spiegelt sich auch in der Zunahme von Kurzarbeit wider: Nach den aktuellen Zahlen waren im April mehr als 52.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, über die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor.
Besonders betroffen waren die schwächelnden Industriebranchen, die über Jahrzehnte Bayerns wirtschaftliche Stärke ausmachten: Maschinenbau sowie Metall- und Autoindustrie.
Auffällig bei den registrierten Firmenpleiten ist, dass sie neben traditionell insolvenzbedrohten Branchen wie der Gastronomie und der Immobilienbranche mittlerweile auch verstärkt das verarbeitende Gewerbe beziehungsweise die Industrie treffen: Mit 140 Insolvenzen stieg die Zahl der Pleiten in diesem Wirtschaftszweig um knapp 30 Prozent. Im Gastgewerbe gab es 192 neue Insolvenzverfahren, fast 31 Prozent mehr als im Halbjahr zuvor.
Inklusive Verbraucher-, Selbstständigen- und sonstiger Insolvenzen kletterte die Gesamtzahl der Insolvenzverfahren in den ersten sechs Monaten auf 7340 – laut Landesamt der höchste Stand seit dem zweiten Halbjahr 2015 mit damals 7406 Verfahren.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa