Von Sebastian Schlenker
Nürnberg - Die vom Nürnberger Tiergarten getöteten Paviane sind inzwischen an Raubtiere des Zoos verfüttert worden. Dass den Tieren davor der Kopf sowie Hände und Füße abgetrennt wurden, stieß bei Besuchern teilweise auf Kritik.
Der stellvertretende Leiter des Tiergartens, Jörg Beckmann, teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass den Tieren der Kopf abgesetzt worden sei, um die Schädel und Gehirne für wissenschaftliche Zwecke nutzen zu können. Die Hände und Füße der Paviane habe man aus Respekt gegenüber den Besucherinnen und Besuchern abgesetzt.
Sechs der zwölf aus Platzgründen getöteten Paviane seien an Löwen, Tiger, Mähnenwölfe und Buntmarder verfüttert worden. Von vier Tieren werden die Skelette demnach für ein Museum präpariert, zwei Affen waren bereits bei der Narkose vor der geplanten Tötung gestorben. Sie wurden zur Klärung der Todesursache an die Pathologie übergeben und sollen nicht verfüttert werden.
Als Gründe der Verfütterung führte Beckmann unter andrem an, dass Tierkörper mit Fell und Knochen für die Zahngesundheit von Beutegreifern besser seien als alle anderen Futtermittel. "Dadurch muss unseren Tieren, im Gegensatz zu vielen Haustieren, nicht unter Vollnarkose Zahnstein entfernt werden."
Die Ganzkörperfütterung stelle zudem eine natürliche Beschäftigung für die Raubtiere dar, sie müssten sich ihr Futter erarbeiten. "Die Evolution hat sie extra dafür mit entsprechenden Krallen und Zähnen ausgestattet. Keine Naturdoku über große Raubtiere, in denen sie nicht spektakulär Beute schlagen oder zumindest am Riss fressen."
Nürnberger Tiergarten nach Tötung von Pavianen in der Kritik
Der Tiergarten hatte in der Vorwoche zwölf Paviane aus Platzgründen getötet. Demnach war das Gehege seit langem überfüllt und eine tierschutzkonforme Haltung nicht mehr möglich.
Eine Abgabe der überzähligen Tiere sei nicht möglich gewesen, auch Verhütungsmaßnahmen bei den Weibchen hätten in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Die Gruppe "Animal Rebellion" hat am Montag damit begonnen, ein Protestcamp in der Nähe des Tiergartens aufzubauen. Das Camp soll bis zum kommenden Montag bestehen bleiben. Die Gruppe will nach eigenen Angaben unter anderem erreichen, dass keine weiteren Affen getötet werden dürften. Zudem solle die Zucht eingestellt werden.
Der Tiergarten teilte dazu mit: "Jeder Protest, der friedlich bleibt, ist für uns in Ordnung." Die Einstellung der Zucht stehe dagegen im Widerspruch zum gesetzlichen Auftrag, Arten zu erhalten. Dies gelinge nur, wenn man über Generationen hinweg fortpflanzungsfähige Populationen erhalte.
Erstmeldung: 10.12 Uhr; zuletzt aktualisiert: 14.27 Uhr