Social-Media-Verbot für Kinder? BLLV-Chefin hat ganz klare Meinung
Von Ute Wessels
Alles in Kürze
- BLLV-Chefin Simone Fleischmann skeptisch gegenüber Social-Media-Verbot für Kinder
- Fleischmann fordert Schulterschluss mit Eltern und Experten zum Kinderschutz im Netz
- Deutscher Lehrerverband hält Altersgrenze für problematisch und realitätsfern
- Bundesbildungsministerin Karin Prien unterstützt gesetzlich verankerte Altersverifikation bei TikTok und Instagram
- Union und SPD wollen Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt stärken
München - In der Debatte um eine Altersgrenze für die Nutzung von Social Media ist Simone Fleischmann (54), Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) skeptisch.

"Ich sehe es als völlig unrealistisch an und ich glaube nicht, dass wir die Welt von heute und von morgen durch Verbote fernhalten", sagte sie im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.
Ebenso schwierig sei in ihren Augen demnach die Vorstellung, dass die Schulen über Gefahren im Netz aufklären sollen. Vielmehr brauche es hier einen Schulterschluss mit der "außerschulischen Lernumgebung", mit den Eltern, mit Experten.
Diese Aufgabe ließe sich nur gemeinschaftlich lösen. "Alleine schafft die Schule es nicht. Da müssen wir uns alle zusammensetzen und überlegen, wie machen wir Kinder in der jetzigen Welt fit", führte Fleischmann weiter aus.
Fleischmann appelliert an die Eltern als Vorbilder. "Drei Endgeräte bei zwei Personen am Tisch und eine Live-Kommunikation, die eigentlich nicht mehr sein kann, ohne dass eine Hand mit einem Endgerät belegt ist, das macht mir echt Sorgen und da würde ich mich freuen, wenn wir uns alle ein bisschen zusammenreißen könnten."
Bundesweite Debatte über Social-Media-Verbot

Wie Fleischmann hält der Deutsche Lehrerverband eine solche Altersgrenze für problematisch.
Verbandspräsident Stefan Düll nannte die Idee einer festgelegten gesetzlichen Altersbegrenzung "realitätsfern und auch nicht sinnvoll".
Zwar sei der Wunsch, Kinder zu schützen, verständlich, sagte er der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". "Aber Facebook, Instagram und TikTok sind Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssen, sich zurechtzufinden. Verbote helfen da nicht weiter."
Bundesbildungsministerin Karin Prien (59, CDU) sprach sich für eine gesetzlich verankerte Altersverifikation bei der Nutzung von TikTok, Instagram und weiteren Anwendungen aus. Unterstützung findet sie bei Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (56, SPD).
Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, den Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt zu stärken.
Titelfoto: Montage: Yui Mok/PA Wire/dpa, Peter Kneffel/dpa