Steinmeier über Friedländer: "In unseren Herzen lebst Du weiter"

Von Verena Schmitt-Roschmann

Berlin - Mit sehr persönlichen Worten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69, SPD) noch einmal das Leben und das Vermächtnis der verstorbenen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer gewürdigt.

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (†103) wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69, SPD) gewürdigt.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (†103) wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69, SPD) gewürdigt.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

"Es ist an uns, in ihrem Sinne weiterzuarbeiten - und zu kämpfen für Toleranz, für Demokratie, für Menschlichkeit", erklärte Steinmeier in einer Rede zum Gedenken an die Berliner Ehrenbürgerin. Sie war Anfang Mai im Alter von 103 Jahren gestorben.

Margot Friedländer stammte aus einer jüdischen Familie und wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Nach der Befreiung 1945 ging sie mit ihrem Mann ins Exil in die USA.

Erst mit 88 Jahren zog Margot Friedländer zurück in ihre Heimatstadt Berlin und erzählte ihre Geschichte als Zeitzeugin unter anderem in Schulen. Ihr eindringlichster Appell gegen Ende ihres Lebens war: "Seid Menschen."

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"Ich hatte die Freude und Ehre, ihr sehr häufig zu begegnen", erzählte Steinmeier in seinem vorab verbreiteten Redetext. "Jedes Zusammentreffen mit ihr war etwas ganz Besonderes. Es war ein Glück, mit ihr zu sprechen. Sie verfügte über eine Strahlkraft, die jeden Raum erfüllte. Mit ihrer Zugewandtheit, ihrer großen Liebe zu den Menschen, ihrer Güte zog sie alle in ihren Bann - ob jung oder alt."

Dabei sei ihr Schicksal ungeheuerlich und unfassbar gewesen, fuhr Steinmeier fort. Sie habe dies nicht erzählt, um zu erschrecken, auch nicht aus Bitterkeit.

Worte von Margot Friedländer: "Seid Menschen!"

Steinmeier hat die verstorbene Holocaust-Überlebende nach eigenem Bekunden oft getroffen. (Archivbild)
Steinmeier hat die verstorbene Holocaust-Überlebende nach eigenem Bekunden oft getroffen. (Archivbild)  © Bernd von Jutrczenka/dpa

"Sie wollte uns bewahren, davor bewahren, dass solch ein Menschheitsverbrechen wieder geschieht", erklärte Steinmeier.

Die Veränderungen in der Gesellschaft hätten sie in ihren letzten Lebensjahren erschreckt, so etwa das Erstarken von Extremismus und Antisemitismus. Ihre Warnung "So hat es ja damals auch angefangen" bleibe.

"Wir werden nie wieder ihren warmen Blick spüren", betonte Steinmeier. "Wir werden nie wieder mit ihr lachen oder mit ihr weinen. Wir werden nie ihre Worte vergessen: 'Seid Menschen!' Und: Ja, das versprechen wir ihr. Wir tun es für unsere Kinder und Enkel. Und wir tun es für Dich, Margot. In unseren Herzen lebst Du weiter. Für immer."

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Mit über 101 Jahren hatte Margot Friedländer 2023 eine eigene Stiftung gegründet, die nun auch die Gedenkfeier ausrichtete. Zweck der Stiftung ist der Einsatz für Demokratie und Freiheit und gegen Antisemitismus und Ausgrenzung.

Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa (Bildmontage)

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