1.-Mai-Demos in Berlin: Aggressive Stimmung, aber keine Gewaltausbrüche
Von Andreas Rabenstein
Berlin - Trotz eines weitgehend friedlichen Verlaufs hat die Polizei bei den linken Demonstrationen rund um den 1. Mai in Berlin 73 Menschen wegen Verstößen und Störungen festgenommen. Das teilte Innensenatorin Iris Spranger (63, SPD) mit.

Oft ging es um Flaschen- und Böllerwürfe oder verfassungswidrige Propaganda. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wurden mindestens zwölf Polizisten verletzt.
Am Rand der linksradikalen Demonstration am Abend in Berlin-Kreuzberg wurde der geschäftsführende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (62, SPD) von Demonstranten angepöbelt und musste fliehen.
Die große Demonstration war durch die Stadtteile Kreuzberg und Neukölln gezogen. Laut Polizei waren es 15.000 bis 18.000 Menschen. Die Veranstalter sprachen von 30.000 Teilnehmern.
Große Zwischenfälle oder Gewaltausbrüche wie früher gab es trotz zum Teil sehr aggressiver Stimmung nicht. Propalästinensische Sprechchöre waren zu hören sowie bengalisches Feuer und Rauchtöpfe zu sehen. Einige Teilnehmer waren vermummt, darunter viele Demonstranten im sogenannten schwarzen Block am Ende des Zuges.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zog eine insgesamt positive Bilanz des 1. Mai. "Unser Einsatzkonzept für den 1. Mai ist voll aufgegangen." Die Polizei sei konsequent gegen Straftaten und Störungen vorgegangen.

Tag der Arbeit: 5800 Polizisten in Berlin im Einsatz

5800 Polizisten, darunter 2200 aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei, seien im Dienst gewesen.
An insgesamt 62 Demonstrationen und Partyveranstaltungen hätten mehr als 61.000 Menschen teilgenommen. Die große Zahl der Polizisten und moderne Technik seien entscheidend gewesen für den guten Verlauf des Tages.
Im nächsten Jahr sollten ebenso viele Polizisten eingesetzt werden, erklärte Spranger. Auch weil die Demonstrationen vor Drohnen und Amokfahrten geschützt werden müssten.
Die GdP betonte, angesichts der verletzten Kollegen und Angriffen auf die Polizei sowie antisemitischer Parolen könne man weiterhin nicht von einem friedlichen 1. Mai sprechen. "Die Entwicklung aber geht in die richtige Richtung."
Bei einem Bürgerbüro eines CDU-Bundestagsabgeordneten in Schöneberg wurden nachts zwei Scheiben eingeschlagen. Ein Zeuge habe drei Täter gegen 23.15 Uhr gesehen, so die Polizei. Sie seien geflüchtet.
In Kreuzberg, Neukölln und Mitte wurden in der Nacht mehrere Autos angezündet. Die Polizei teilte mit, sie habe keine Hinweise auf politisch motivierte Taten.
Titelfoto: Sebastian Christoph Gollnow