Festnahmen nach Razzia wegen Millionen-Betrug mit Büchern
Von Marion van der Kraats
Berlin - Sie sollen vor allem Senioren vermeintlich wertvolle Bücher angeboten - und fast zwei Millionen Euro ergaunert haben.

Bei Durchsuchungen in Berlin und Brandenburg wurden vier Männer im Alter 26 bis 37 Jahre festgenommen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Sie sollen als Bande agiert und mit der sogenannten "Faksimile-Masche" nach vorläufigen Schätzungen insgesamt 1,95 Millionen Euro erbeutet haben.
Die Staatsanwaltschaft geht insgesamt von mindestens zehn Tätern im Alter von 24 bis 51 Jahren aus, die teils Verbindungen zum kriminellen Clan-Milieu haben. Bei den vier festgenommen Männern soll es sich um die Drahtzieher handeln. Die Verdächtigen sollen laut Staatsanwaltschaft spätestens ab November 2022 aktiv mit der Betrugsmasche begonnen haben.
Die Masche: Geschickte Verkäufer boten insbesondere älteren Menschen Bücher als Sammlerstücke an. Dabei sollen sie sich vor allem an ehemalige Kundinnen und Kunden einer Verlagsgruppe gewandt haben, die in der Vergangenheit Nachdrucke antiquarischer Bücher, sogenannte Faksimiles, gekauft hatten.
Polizei warnt bundesweit vor "Faksimile-Masche"

Für die Abwicklung der Geschäfte mit Kaufpreisen von teils bis zu 450.000 Euro sollen die Betrüger vorab eine Zahlung verlangt haben, beispielsweise als "Provision" oder "Kaution". Viele der Betrugsopfer nahmen nach den Ermittlungen Kredite auf, um die geforderten Summen zahlen zu können.
In keinem der bisher bekannten Fälle soll die Bande tatsächlich die Absicht gehabt haben, Bücher zu verkaufen. Es ging lediglich darum, die Vorauszahlungen einzukassieren, so die Staatsanwaltschaft.
Rund 280 Polizisten durchsuchten am Morgen Wohnungen und andere Räume in Neukölln, Rudow, Baumschulenweg, Mariendorf und Marienfelde sowie im brandenburgischen Falkensee und Teltow. Dabei wurden laut Behörden Unterlagen, Handys und Datenträger beschlagnahmt.
Bundesweit warnen Polizei und Verbraucherzentralen vor der "Faksimile-Masche". Anfang 2024 hatte die Staatsanwaltschaft im thüringischen Gera von Ermittlungen gegen 20 Verdächtige aus Thüringen, Berlin, Brandenburg und Sachsen berichtet. Durch sie sollen 115 Geschädigte mindestens 5,9 Millionen Euro verloren haben.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa, Robert Michael/dpa (Bildmontage)