Irrer Kaffee-Streit in Berlin: Ist LAP ein Fluch oder Segen?

Berlin - Sie sind überall: Ein kleiner, unscheinbarer, blau-weißer Laden erobert Berlin. 16 Filialen des Start-ups LAP (Life Among People) gibt es bereits. Vor allem in den beliebten Kiezen in Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Schöneberg und Co.

LAP konzentriert sich vor allem auf die beliebten Kieze in Berlin.
LAP konzentriert sich vor allem auf die beliebten Kieze in Berlin.  © Jens Kalaene/dpa

Das Konzept: Günstiger To-Go-Kaffee mit guter Qualität. Bezahlt wird natürlich bargeldlos. Auch per App bestellen und abholen ist möglich, schnell soll es schließlich gehen.

Sitzmöglichkeiten gibt es kaum. Das ist auch gewollt: Statt auf Gemütlichkeit wird auf Effizienz gesetzt.

Doch die Kaffee-Kette polarisiert, in der Hauptstadt ist ein regelrechter Kaffee-Streit entfacht worden. Ende Oktober wurden mehrere Filialen in verschiedenen Bezirken mit roter Farbe beschmiert.

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Die Polizei vermutete einen politischen Hintergrund und dürfte sich bestätigt sehen. Auf der linksextremistischen Plattform Indymedia tauchte später ein Bekennerschreiben auf.

Die Befürchtung: Kleine lokale Cafés werden verdrängt. Mit den Dumpingpreisen wie 1,50 Euro für einen Espresso oder 2,50 Euro für einen Cappuccino können sie nicht mithalten.

LAP-Geschäftsführer legt Kalkulation offen

Darum geht's: um Kaffee!
Darum geht's: um Kaffee!  © Jens Kalaene/dpa

Auch ein ausgebildeter Barista wird nicht benötigt. Statt auf Siebträgermaschinen setzt LAP mit den finanzstarken Investoren im Rücken auf Vollautomaten.

Doch wie kann es sich das Unternehmen leisten, einen Cappuccino so günstig anzubieten? Geschäftsführer und Mitgründer Ralph Hage klärt im Tagesspiegel auf und legt die Kalkulation offen: 48 Cent für Kaffee, 30 Cent für Milch, 68 Cent für Personal, 25 Cent für Miete, 8 Cent für Gebühren und 48 Cent für Steuern. Übrig bleiben dann 25 Cent Gewinn für jeden Cappuccino.

LAP sieht sich als kostengünstige Alternative zu den Cafés in den Kiezen und will zeigen, dass es auch anders geht. Sollten jetzt also auch die kleinen Cafés nachziehen?

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Das Problem: Die Kalkulation wird bei ihnen nicht aufgehen, verfolgen sie doch ein ganz anderes Konzept und laden den Kunden zum Verweilen ein. Ergo werden auch dort wieder Kaffees über den Tresen gehen. Zudem machen die steigenden Mieten ihnen jetzt schon zu schaffen.

Der Kaffee-Streit wird die Berliner wohl noch weiter beschäftigen - sofern sie überhaupt Kaffee trinken.

Titelfoto: Jens Kalaene/dpa

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