Star-Designer rechnet mit Fashion Week ab: "Wer nur für Lady Gaga entwirft, hat keine Chance"

Berlin - Vom 30. Juni bis zum 3. Juli präsentierte sich Berlin bei der Fashion Week wieder als Deutschlands Modehauptstadt. Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, meint Marcel Ostertag (46). Der Designer geht hart ins Gericht mit dem Status Quo der hiesigen Modeszene.

Designer Marc Ostertag (46) betrachtet die deutsche Modeszene eher als Sorgenkind.
Designer Marc Ostertag (46) betrachtet die deutsche Modeszene eher als Sorgenkind.  © Jens Kalaene/dpa

Am Beispiel der Fashion Week zeigt sich für Ostertag, was schiefläuft am Mode-Standort Deutschland. Dies beginne bereits an der Spitze, dort, wo Leute über die Macht verfügen, den Kurs und die Entwicklung des Feldes mitzubestimmen.

"Die Szene lässt sich von den falschen Leuten führen – mit Visionen, die in unserem Markt nicht umsetzbar sind", wurde der Modeschöpfer im Gespräch mit "Watson" deutlich.

Mit anderen Worten: Die Entscheider verstehen im Grunde ihr eigenes Gebiet nicht. Zu abgehoben seien Vorhaben und Ziele, die an den Gegebenheiten im deutschsprachigen Raum völlig vorbeigehen würden.

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"Wer nur für Lady Gaga oder den roten Teppich entwirft, hat hier keine Überlebenschance", stellte Ostertag klar, der seit beinahe 20 Jahren sein eigenes Label führt und auch schon bei "Germany's Next Topmodel" zu sehen war. Hierzulande seien die Menschen aber "modisch entspannter".

Der 46-Jährige, der im Jahr 2013 den Wettbewerb "Fashion Hero" auf ProSieben gewann, kooperierte schon früh mit einer Kaufhauskette wie Karstadt.

Ostertag will Mode für alle machen

Auch Ostertags Kreationen waren auf der Fashion Week zu sehen.
Auch Ostertags Kreationen waren auf der Fashion Week zu sehen.  © Britta Pedersen/dpa

In Ostertags Verständnis gibt es in der Mode keinen Platz für Dünkel und elitäres Gebaren. "Mir ist es völlig egal, ob meine Kundin 16 oder 88 ist."

Anstatt auf den schnellen Hype setzt der Wahlberliner auf Langlebigkeit und rationales Wirtschaften. Eine Haltung, die nicht unbedingt populär ist unter den schöngeistigen Kollegen.

Ostertag zu "Watson": "Ich habe früh entschieden, dass ich mein Gesicht in die Kamera halten und auch kommerzielle Dinge machen würde. Und so hab ich es auch ohne das ein oder andere Hochglanzmagazin geschafft, erfolgreich zu werden."

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Die Macher der Fashion Week würden hingegen kaum Wertschätzung dafür aufbringen, dass ein Label etwa schon lange dabei ist. Vielmehr bewirke die dezentrale Organisation der Fashion Week, dass nicht alle Shows die verdiente Aufmerksamkeit bekommen würden.

"Dabei würde es doch reichen, jedem Designer einen eigenen Zeitslot zu geben, um zu strahlen. Aber das bekommen die Organisatoren nicht auf die Kette", lautete Ostertags hartes Fazit.

Titelfoto: Britta Pedersen/dpa, Jens Kalaene/dpa (Bildmontage)

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