Feuer und Steinwürfe bei Rigaer 94: Linksaktivisten errichten Barrikade

Berlin - Kurz bevor die Polizei eine Sperrzone am besetzten Haus "Rigaer Straße 94" in Berlin-Friedrichshain einrichtete, haben Unterstützer der Bewohner am Mittwochvormittag Barrikaden errichtet und zum Teil angezündet.

Linksaktivisten bauten eine Barrikade auf. Die Bewohner hatten heftigen Widerstand gegen die Brandschutzprüfung durch Eigentümer-Vertreter angekündigt.
Linksaktivisten bauten eine Barrikade auf. Die Bewohner hatten heftigen Widerstand gegen die Brandschutzprüfung durch Eigentümer-Vertreter angekündigt.  © Dominik Totaro

Im Internet schrieben sie: "Die Verteidigung der Rigaer94 hat begonnen." Und weiter: "In dieser Minute wird die Straße verbarrikadiert und eine autonome Zone eingerichtet, um die Rote Zone des Senats zu verhindern. Kommt schnell vorbei."

Auf Fotos waren brennende Gegenstände, Rauchschwaden, Holzgerüste, Stacheldraht und Autoreifen auf einer Kreuzung am Haus zu sehen. Die Polizei bestätigte das Feuer und kündigte einen Einsatz zusammen mit der Feuerwehr an.

Nach TAG24-Information kam es auch zu Stein- und Böllerwürfen auf die Beamten, die sich zunächst zurückgezogen haben.

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Die Polizei antwortete mit einem Räumpanzer und einem Wasserwerfer. Damit löschten die Einsatzkräfte Brände und räumten Barrikaden weg.

"Unsere Einsatzkräfte & die @Berliner_Fw werden nicht durchgelassen. Stattdessen werden sie angegriffen & mit Steinen beworfen, u.a. von den Dächern. Um das Feuer sicher zu löschen, setzen wir Wasserwerfer & Räumtechnik ein", schrieb die Polizei auf Twitter.

Die teilweise brennenden Barrikaden bestanden aus Müll, Fahrrädern, Absperrgittern und Stacheldraht. Es habe zahlreiche Steinwürfe gegeben, berichtete ein dpa-Reporter. Zudem flogen Böller durch die Luft und explodierten in der Rigaer Straße. Die Straße war vor dem verbarrikadierten Haus zeitweise in Rauchschwaden gehüllt.

Vermummte zündeten sieben Firmenwagen in Marzahn an

Die Rauchschwaden waren kilometerweit zu erkennen. Die Polizei hatte von Mittwochnachmittag bis Freitagabend eine Sperrzone mit einem Demonstrationsverbot verhängt.
Die Rauchschwaden waren kilometerweit zu erkennen. Die Polizei hatte von Mittwochnachmittag bis Freitagabend eine Sperrzone mit einem Demonstrationsverbot verhängt.  © Dominik Totaro

Die linksradikalen Bewohner und ihre Unterstützer hatten seit Längerem heftigen Widerstand gegen die Brandschutzprüfung durch Eigentümer-Vertreter am Donnerstag angekündigt.

Die Polizei bereitete sich auf einen großen Einsatz vor und verhängte von Mittwochnachmittag bis Freitagabend eine Sperrzone mit einem Demonstrationsverbot. Zugang zum abgesperrten Bereich haben nur Anwohner.

Am Montagnachmittag wurden sieben Autos in Berlin-Marzahn angezündet. Ein Zeuge sah "etwa sieben bis acht" vermummte Menschen, die auf Fahrrädern flohen. Ein Teil der Autos gehörte zu einer Firma, die sich mit Brandschutz beschäftigt. Ein Brandschutzexperte dieser Firma wird bei der Begehung am Donnerstag begleitend dabei sein.

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Vor einer Woche griffen unbekannte Täter Feuerwehrleute und Polizisten nachts an dem Haus massiv mit Steinwürfen an. Verletzt wurde niemand. Fahrzeuge von Polizei und Feuerwehr wurden beschädigt. Nach dem Einsatz fand die Polizei mehr als 50 Pflastersteine auf der Straße.

Update, 16. Juni, 15 Uhr: Wegen des Konflikts in Berlin-Friedrichshain hat Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) seine Teilnahme an der Innenministerkonferenz ab Mittwoch abgesagt. Das teilte seine Verwaltung über Twitter mit. Nach dem heftigen Angriff mit Steinwürfen auf die Polizei am Mittwochvormittag und brennenden Barrikaden betonte Geisel: "Wer Autoreifen anzündet, kämpft nicht für linke Freiräume, sondern drangsaliert den eigenen Kiez." Grundsätzlich gebe es keine "Rigaer Straße". Straftaten würden konsequent verfolgt und Gerichtsentscheidungen durchgesetzt.

Nach ersten Schätzungen der Polizei griffen etwa 200 Vermummte die Einsatzkräfte am Vormittag mit massiven Steinwürfen von Dächern und Straße an. Zudem errichteten sie Barrikaden an drei Stellen auf der Rigaer Straße und zündeten sie an. Teilweise mussten sich Polizisten zurückziehen. 60 Beamte wurden laut Polizei verletzt. Später löschte die Polizei die Feuer mit einem Wasserwerfer, mit dem Räumfahrzeug räumte sie Barrikaden weg. Am Nachmittag kontrollierte die Polizei die umliegenden Dächer, um sicherzugehen, dass von dort keine gelagerten Steine herabfallen.

Titelfoto: Dominik Totaro

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