Ordensschüler, Rocker, Manager: Joe Chialo ist Berlins neuer Mann für die Kultur

Berlin - Wie viel Vielfalt passt in bürgerlich? Eine Antwort könnte Joe Chialo (52, CDU) geben. Der frühere Ordensschüler, Hardrocker und Musikmanager soll Kultursenator in Berlin werden.

Entspricht nicht unbedingt dem Klischee eines CDU-Politikers: Joe Chialo (52). Der Mann mit der bewegten Vergangenheit soll neuer Kultursenator von Berlin werden.
Entspricht nicht unbedingt dem Klischee eines CDU-Politikers: Joe Chialo (52). Der Mann mit der bewegten Vergangenheit soll neuer Kultursenator von Berlin werden.  © Philipp Znidar/dpa

Die Töne sind knallhart. Drums wie Schüsse, vom Gitarrenriff brutal aufgegriffen. Der Sänger steigt ein. Laut, nah, dunkle Sonnenbrille, Stimme zwischen schwarzem Funk und blanker Aggression. In dem Song "One By One" schildert die Band Blue Manner Haze ein zu schnelles Leben.

Der Mann am Mikro heißt Joe Chialo. Der Sänger der 1995 aufgelösten Band hat schon einige Stationen hinter sich gebracht. Nun wird er Kultursenator von Berlin. Parteibuch: CDU.

Kulturpolitik in der Hauptstadt ist oft mehr als nur Ländersache. Der millionenschwere Hauptstadtkulturfonds etwa wird von Bund und Land verwaltet. Zudem endet die Bundeskompetenz selbst bei sündhaft teuren Prestigeobjekten wie dem Humboldt Forum an der Tür der Einrichtung.

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Sollte die als konservativ geltende Berliner Union ihre Vielseitigkeit zeigen wollen, mit dem 52-Jährigen scheint sie dafür die geeignete Personalie zu haben. 1970 wird er in Bonn in eine tansanische Diplomatenfamilie geboren. Abitur macht Chialo im Kölner Ordensinternat der Salesianer Don Boscos.

Chialo macht eine Lehre als CNC Fräser, wo er den Umgang mit rechnergesteuerten Werkzeugmaschinen erlernt. Im Studium in Erlangen geht darauf es ein paar Semester um Geschichte, Politik und wirtschaftliche Staatswissenschaften.

In dieser Zeit entdeckt das musikalische Herz Chialos auch Metal. Blue Manner Haze bekommt rasch einen Plattenvertrag, Sänger Chialo lässt das Studium dafür sausen.

Joe Chialo: Auf die Musik-Karriere folgt der Weg in die Landespolitik

Joe Chialo (52, CDU) stellt sich als designierter Kultursenator beim Landesparteitag der Berliner CDU vor.
Joe Chialo (52, CDU) stellt sich als designierter Kultursenator beim Landesparteitag der Berliner CDU vor.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Mit dem Ende der Band steigt Chialo in die Kreativ- und Kulturwirtschaft ein. 2002 wird er für Universal Music erst in Hamburg, später in Berlin aktiv. Dort gründet er das Label Airforce1 Records, bei dem etwa die Kelly Family oder Matthias Schweighöfer (42) unter Vertrag sind.

Chialo gilt als kommunikativ und gut vernetzt. Die Verankerung in der Kulturszene dürfte ihm helfen. Sein Vorgänger Klaus Lederer (49, Die Linke) ist bei vielen Kulturschaffenden sehr geschätzt.

"Mir ist völlig klar, dass der scheidende Kultursenator hier in der Stadt eine große Beliebtheit hat und dass die kommenden Jahre voller Herausforderungen sein werden", sagt Chialo.

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Parteipolitisch sind seine Erfahrungen bisher wenig ausgeprägt. Der verheiratete Vater einer Tochter geht 2016 in die CDU. Es ist seine Form der Unterstützung für die Flüchtlingspolitik der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (68, CDU).

Chialo ist im Bundesvorstand, gehört zum Team von Kanzlerkandidat Armin Laschet (62, CDU), scheitert selbst als Direktkandidat für den Bundestag in Berlin-Spandau.

Chialo ist sportlich. Er läuft, im Tiergarten. Und boxt, auch schon mal in Afrika bei Habib Kinyogoli, Kapitän der Olympiamannschaft aus Tansania bei den Olympischen Spielen 1972 in München.

Titelfoto: Philipp Znidar/dpa

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