Rolle rückwärts in Berlin: Findet Silvesterparty doch noch statt?

Von Stefan Kruse, Andreas Heimann, Caroline Bock und Marion van der Kraats

Berlin - Berlins Innensenatorin Iris Spranger (63, SPD) fordert, die Absage der traditionellen großen Silvesterparty am Brandenburger Tor zu überdenken und argumentiert dabei auch mit Sicherheitsbedenken.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (63, SPD) befürchtet die Einrichtung einer weiteren Böller-Verbotszone, wenn die Party am Brandenburger Tor abgesagt wird.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (63, SPD) befürchtet die Einrichtung einer weiteren Böller-Verbotszone, wenn die Party am Brandenburger Tor abgesagt wird.  © Katharina Kausche/dpa

"Sollte es wie bisher an diesem zentralen Ort in Berlin keine organisierte Veranstaltung mehr geben, kann es erforderlich sein, eine weitere Pyroverbotszone einzurichten", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Das wäre ein enormer Kraftakt für die Einsatzkräfte der Polizei Berlin und der Berliner Feuerwehr gerade zu Silvester in Berlin."

Die Silvesternacht stellt die Berliner Polizei und Feuerwehr alljährlich vor große Herausforderungen. Zum Jahreswechsel 2024/2025 waren rund 3000 Polizistinnen und Polizisten laut Innenverwaltung zusätzlich zu 1000 ohnehin im Dienst befindlichen Beamten im Einsatz. Dazu kamen etwa 1500 Helfer der Feuerwehr. Laut Polizei wurden mehr als 1500 für Silvester typische Straftaten registriert.

Kritik an der Absage äußerte auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die ein Pyrotechnikverbot für Privatleute fordert und sich für organisierte Veranstaltungen als Alternative einsetzt. "Die Absage der zentralen Veranstaltung am Brandenburger Tor läuft genau in die entgegengesetzte Richtung", erklärte GdP-Sprecher Benjamin Jendro.

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Die Party am Berliner Wahrzeichen sei zwar personalintensiv, ziehe aber viele Menschen an. Wenn sich diese zum Feiern in der Stadt verteilten, werde es umso schwieriger, Silvesterrandalierer zu identifizieren.

Iris Spranger verweist auf Bedeutung der Silvesterfeier für Berlin

Berlin hat den Zuschuss für die alljährliche Silvesterfeier am Brandenburger Tor gestrichen.
Berlin hat den Zuschuss für die alljährliche Silvesterfeier am Brandenburger Tor gestrichen.  © Jörg Carstensen/dpa

Innensenatorin Spranger verwies auch auf das Image und die Attraktivität der Hauptstadt: "Diese Bilder vom Brandenburger Tor an Silvester sind einzigartig", so Spranger. Für viele Familien gehöre die Party live oder im Fernsehen seit Jahren zum Silvesterabend dazu.

Für den kommenden Jahreswechsel hat der Veranstalter die Feier, die zuletzt immer im ZDF live übertragen wurde, endgültig abgesagt. Denn Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (52, CDU) kündigte mit Blick auf die angespannte Haushaltssituation an, dass die traditionelle Silvester-Sause in Berlins Mitte definitiv keine Zuschüsse mehr vom Land bekomme.

Die erste große Feier zum Jahreswechsel gab es am Brandenburger Tor nach dem Mauerfall 1989. Auf der Straße des 17. Juni zwischen dem Wahrzeichen und der Siegessäule entwickelte sich dann die Tradition einer Partymeile mit Bühnen, Speis und Trank.

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Im Verlauf der Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen aufgestockt, die Größe der Veranstaltung begrenzt und Eintrittsgeld eingeführt. Im vorigen Jahr wurden mehr als 60.000 Besucher gezählt, die je 20 Euro dafür bezahlten.

Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa

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