Wohnhaus stürzt mitten am Tag zusammen: Zwei Tote, ein Schwerverletzter

Hohen Neuendorf - Ein Mann hält die Hände vor sein Gesicht und kämpft mit den Tränen. Gerade kommt er von der Arbeit nach Hause und will in seine Wohnung. Nun steht er in Hohen Neuendorf im Landkreis Oberhavel bei Berlin vor den Trümmern seines Wohnhauses.

Bei dem Einsturz sind zwei Menschen ums Leben gekommen.
Bei dem Einsturz sind zwei Menschen ums Leben gekommen.  © Julian Stähle

Immer wieder fragt er, was passiert sei und schaut dabei fassungslos auf das Mehrfamilienhaus. Rettungskräfte nehmen ihn behutsam am Arm mit in das städtische Feuerwehrhaus. Dort ist eine Anlaufstation für Betroffene eingerichtet.

Das Mehrfamilienhaus stürzte am Samstagmittag nach einem Knall teilweise zusammen. Eine 60-jährige Frau und ein noch nicht zweifelsfrei identifizierter Mann kamen ums Leben. Vier weitere Menschen wurden verletzt, einer davon schwer.

 Ob es sich bei dem am Abend aus den Trümmern geborgenen Mann um den seit dem Einsturz Vermissten handelt, konnte ein Polizeisprecher des Lagedienstes in Potsdam zunächst nicht sagen. Personenspürhunde hätten an der Fundstelle angeschlagen. Für den leblos entdeckten Mann sei jede Rettung zu spät gekommen.

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Zuvor hatten aus Sicherheitsgründen Teile des einsturzgefährdeten Hauses für die Suche abgetragen werden müssen. Am Tage hatte das Technische Hilfswerk mit einer Drohne mit Wärmebildkamera nach dem Vermissten gesucht. Zunächst war die Polizei von zwei vermissten Personen ausgegangen. 

In dem Mehrfamilienhaus wohnten insgesamt sieben Menschen, nach Aussage eines Anwohners überwiegend ältere Bewohner.

Ursache noch immer unklar

Das Haus war nach einem lauten Knall am Samstag eingestürzt.
Das Haus war nach einem lauten Knall am Samstag eingestürzt.  © Julian Stähle

Die Ursache für das Unglück war auch am späten Abend noch unklar. Ein weiterer Anwohner berichtete einem dpa-Reporter vor Ort von einem "fürchterlichen Knall". Er habe danach einen lauten Rutsch gehört, der sich anhörte, als würden Betonteile zusammenfallen. Die Polizei vermutet eine Explosion. Es sei möglich, dass es im Keller des Hauses eine Detonation gegeben habe, sagte ein Sprecher.

Nach Einschätzung von Baufachberater Matthias Benn vom Technischen Hilfswerk (THW) weist das Haus schwerste Beschädigungen auf und ist nicht mehr sicher. Es sei geplant, das Gebäude in der Nacht von oben abzutragen. Aus Sicherheitsgründen wurden zwei benachbarte Häuser evakuiert und der ganze Bereich blieb abgesperrt.

Das Haus sieht aus, als hätte es jemand an der Seite durchtrennt. Das Treppenhaus des dreistöckigen Gebäudes ist sichtbar, zerborstenes Holz und kaputte Fenster hängen an den Seiten herunter. Risse ziehen sich durch die gesamte Fassade. Eine komplette Stirnseite des Gebäudes liegt in Trümmern. 

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Die Straße vor dem mehrstöckigen Wohnhaus in der Ortsmitte ist abgesperrt. Katastrophenschutz und Rettungskräfte aus Berlin sowie den Landkreisen Barnim und Oberhavel sind vor Ort. Auch zwei Rettungshubschrauber kommen zum Einsatz. Zeitweise sind rund 100 Rettungskräfte vor Ort.

Das Mehrfamilienhaus steht an einem Kreisverkehr in der Ortsmitte von Hohen Neuendorf. In unmittelbarer Nähe befinden sich Geschäfte und zwei Einkaufsmärkte. Auch das Rathaus ist nicht weit.

Update, 10.45 Uhr

Im Fall des teilweise eingestürzten Wohnhauses in Hohen Neuendorf (Landkreis Oberhavel) kann die Ursachenforschung vor Ort frühestens am Montag beginnen. Zunächst müssen die Trümmer des in der Nacht zum Sonntag aus Sicherheitsgründen abgerissenen Gebäudes weggeräumt werden, sagte ein Polizeisprecher. Erst danach könne die Kriminaltechnik mit den Untersuchungen starten - vor allem im Keller des ehemaligen Mehrfamilienhauses. Die Beamten wollen prüfen, ob sich dort eine Explosion ereignet haben könnte.

Ein meterhoher Schuttberg versperrte den Ermittlern am Sonntag jedoch den Zugang. Menschen kamen an der Unglücksstelle vorbei, lagen sich in den Armen, stellten Kerzen auf und legten Blumen ab.

Die Feuerwehr am Einsatzort.
Die Feuerwehr am Einsatzort.  © Julian Stähle
Das Haus wurde in der Nacht zu Sonntag abgerissen.
Das Haus wurde in der Nacht zu Sonntag abgerissen.  © Paul Zinken/dpa

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