Fast doppelt so viel wie Tesla: Kaufland investiert Milliarden im Spreewald

Von Christoph Dernbach, Alina Grünky

Lübbenau - Die Schwarz-Gruppe, Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland, investiert elf Milliarden Euro in ein neues Rechenzentrum in Lübbenau im brandenburgischen Spreewald.

Noch stehen hier Bagger und Kräne, bald aber soll auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Lübbenau eines der größten und nachhaltigsten Rechenzentren in Deutschland entstehen.  © Frank Hammerschmidt/dpa

Es handele sich um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte, sagte Christian Müller, Co-Vorstandschef von Schwarz Digits, der Digital-Sparte des Konzerns, beim Spatenstich auf der Baustelle in Lübbenau. Zweieinhalb Milliarden Euro gingen in den Bau, der Rest in die IT-Infrastruktur. Staatliche Förderung gebe es nicht.

Zum Vergleich: Die Investitionen für Teslas erstes europäisches Werk in Grünheide in Brandenburg wurden mit rund sechs Milliarden Euro beziffert.

Der erste Bauabschnitt des Schwarz Digits Datacenter soll bis Ende 2027 fertiggestellt werden. Das Rechenzentrum wird nach Angaben des Unternehmens im Regelbetrieb mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Die Anlage wurde mit einer Anschlussleistung von zunächst rund 200 Megawatt geplant und ist in zwei Bauabschnitten modular erweiterbar.

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Bis zu 100.000 KI-Spezialchips (GPUs) können somit künftig im Rechenzentrum in Lübbenau installiert werden. Zum Vergleich: Das neue Rechenzentrum, das die Deutsche Telekom und Nvidia derzeit in München bauen, soll mit 10.000 GPUs laufen.

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Wofür braucht es die Rechenpower?

Der Spatenstich: Bis Ende 2027 soll der erste Abschnitt fertiggestellt sein.  © Frank Hammerschmidt/dpa

In dem Rechenzentrum in Lübbenau sollen die Spezialchips auch für das Training großer Modelle mit KI-Inferenz eingesetzt werden. Das sind Computermodelle, die darauf trainiert wurden, viele Informationen zu verstehen und daraus sinnvolle Vorhersagen oder Antworten zu machen.

Die Abwärme der Rechner soll in das Fernwärmenetz des regionalen Energieversorgers Süll eingespeist und an die Fernwärmekunden in
Lübbenau und Umgebung verteilt werden.

Digitalminister Karsten Wildberger (56, CDU) sagte, Deutschland brauche Rechenpower, um in der ersten Liga bei Künstlicher Intelligenz mitzuspielen. "Nur mit leistungsfähigen Rechenzentren können wir KI-Anwendungen im großen Stile einsetzen und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken." Dieses Projekt zeigt, Deutschland verfüge über das Können und die Kompetenzen, seine digitale Souveränität voranzubringen.

"Heute ist ein guter Auftakt für eine Woche, in der wir die Stärkung unserer eigenen technologischen Fähigkeiten und unsere Unabhängigkeit in den Fokus rücken." Wildberger und Bundeskanzler Friedrich Merz (70, CDU) empfangen am Dienstag den französischen Präsidenten Emmanuel Macron (47) sowie fast alle Digitalminister Europas zu einem IT-Gipfel.

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Die Schwarz-Gruppe verfolgt mit ihren Rechenzentren eine ähnliche Strategie wie der weltweit größte Online-Händler Amazon. Mitte der 2000er-Jahre begann Amazon damit, eigene IT-Infrastruktur auch extern als Service anzubieten. Heute sind die Amazon Web Services (AWS) weltweit führend im Bereich Cloud-Infrastruktur - noch vor Microsoft Azure und Google Cloud.

Cloud bedeutet, dass Speicherplatz, Datenbanken und verschiedenste Rechenleistungen aus vernetzten Rechenzentren über das Internet angeboten werden. Cloud-Anwender müssen sich dabei nicht selbst um die Wartung der Hard- und Software kümmern.

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