Biber-Gate: Steht in Brandenburg bald Biberbraten auf der Speisekarte?
Von Monika Wendel, Marlen Rothenburg
Potsdam - Ist der Biber bald nicht nur in der Natur, sondern auch auf Brandenburger Tellern zu sehen? Über diese ungewöhnliche Idee wird derzeit beim Landesbauernamt diskutiert.
Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands, hält Biberfleisch für unterschätzt. Es sei "ein attraktives Nahrungsmittel mit hochwertigem Fleisch", sagt er.
Schließlich ernähre sich der streng geschützte Nager rein vegetarisch und äußerst wählerisch – Bio-Qualität quasi garantiert.
Auch der Bauernbund sieht Potenzial. Statt entnommene Tiere zu entsorgen, könne man Fleisch und Fell nutzen, meinen die Vertreter des kleineren Verbands.
Sie verweisen auf eine Tradition aus dem Mittelalter, als der Biber wegen seines Schwanzes sogar als Fisch galt und in der Fastenzeit auf dem Teller landete.
Die Diskussion um eine mögliche Biber-Plage ist nicht neu. Fakt ist: Der Nager richtet Schäden an. Er fällt mühelos ganze Bäume und staut Gewässer auf, so stark, dass es zu Überschwemmungen kommt.
Streit um Biber-Schutzstatus
Laut Agrarministerium verursachen Reparaturen und zusätzliche Gewässerunterhaltung inzwischen Millionenkosten. In Brandenburg werden jährlich rund 200 Biber mit Genehmigung geschossen, wenn Gefahr für Deiche oder Infrastruktur besteht.
Fleisch und Fell dürfen dann privat verwertet werden. Auf Restaurantkarten bleibt der Biber jedoch tabu.
Für den Landesbauernverband ist der Schutzstatus des Bibers ein Relikt aus Zeiten, in denen das Tier vom Aussterben bedroht war. Heute steige die Population deutlich, weshalb die Bauern eine Absenkung des Schutzstatus fordern.
Unterstützung kommt aus der Bundespolitik: Bundesagrarminister Alois Rainer (60, CSU) stellte den besonderen Schutz kürzlich infrage und forderte eine Überprüfung auf EU-Ebene – ähnlich wie beim Wolf.
Naturschützer aber widersprechen. Der NABU betont: "Das Land hat schlicht und ergreifend gar nicht die Kompetenz, den Schutzstatus des Bibers abzusenken." Und Der Bund für Umwelt und Natur in Deutschland (BUND) warnt, besonders an der Oder werde der Biber vorschnell als Störenfried abgestempelt.
Statt Abschüsse brauche es wirksame Prävention, wie Drainagerohre in Biberdämmen, die den Wasserstand regulieren, ohne die Tiere zu vertreiben.
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