Nach Verfassungsschutz-Affäre: Brandenburgs Innenministerin tritt zurück

Von Monika Wendel

Potsdam - Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange (53, SPD) ist nach heftiger Kritik im Zusammenhang mit der Entlassung des Verfassungsschutzchefs zurückgetreten.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (63) hat den Rücktritt von Innenministerin Katrin Lange (53, beide SPD) mit Bedauern zur Kenntnis genommen.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (63) hat den Rücktritt von Innenministerin Katrin Lange (53, beide SPD) mit Bedauern zur Kenntnis genommen.  © Michael Bahlo/dpa

Sie habe Ministerpräsident Dietmar Woidke (63, SPD) ihren Rücktritt erklärt, sagte sie in der Staatskanzlei in Potsdam.

Der Regierungschef sagte am späten Nachmittag in Potsdam sichtlich bewegt, die Ministerin habe die Größe, ihre persönlichen Interessen hinten anzustellen und ihren Traum, das Innenministerium zu leiten, begraben. Lange habe dem Land, der Landesregierung und der Brandenburger SPD einen großen Dienst erwiesen. Er respektiere die Entscheidung Langes, hätte es sich aber anders gewünscht.

Zwischen Lange und dem Verfassungsschutzchef hatte sich Streit über den Umgang mit der AfD und der Hochstufung der Landespartei in Brandenburg als gesichert rechtsextremistisch entzündet. Auch innerhalb der eigenen Partei war der Druck auf Lange deshalb zuletzt immer größer geworden.

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Die SPD-Politikerin hatte Verfassungsschutzchef Jörg Müller vor rund eineinhalb Wochen entlassen, weil sie nach eigenen Aussagen von der Entscheidung zur Hochstufung der AfD erst Wochen später unterrichtet wurde.

Es gab jedoch Zweifel an der Glaubwürdigkeit ihrer Darstellung - und nach mehreren Medienberichten Hinweise, dass sie vorher informiert worden war, aber die Hochstufung der Landes-AfD habe bremsen wollen.

Kritiker haben Lange vorgeworfen, auf dem rechten Auge blind zu sein

Katrin Lange ist über die Entlassung von Verfassungsschutzchef Jörg Müller gestolpert.
Katrin Lange ist über die Entlassung von Verfassungsschutzchef Jörg Müller gestolpert.  © Soeren Stache/dpa

Das wies Lange stets zurück, doch sie geriet in Erklärungsnot. Rücktrittsforderungen wurden laut. Der Leiter der Verfassungsschutz-Abteilung, Müller, wurde parteiübergreifend für seine Arbeit geschätzt. Er ließ keinen Zweifel dran, dass er die AfD für rechtsextrem hält.

Von Langes Kritikern hieß es zuletzt, sie spiele mit der Entlassung auch der AfD in die Hände. Lange selber wies den Anwurf vehement zurück, sie sei auf dem rechten Auge blind.

Vorgeworfen wurde der Politikerin auch, sie wolle die Unabhängigkeit des Verfassungsschutzes beschneiden. Eine bisherige Dienstanweisung, wonach die Entscheidung zur AfD-Einstufung allein die Verfassungsschutz-Leitung trifft, will sie nicht gekannt haben, wie sie zuletzt sagte.

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Sie nahm diese Linie wegen des Streits mit Müller auch wieder zurück und wollte selbst das letzte Wort bei solch besonders wichtigen Bewertungen über "Beobachtungsobjekte" haben.

In den Augen anderer Parteien galt sie teils als Hardlinerin etwa in der Migrationspolitik. Sie fordert eine konsequentere Rückführung von Menschen, die kein Bleiberecht haben.

Erstmeldung von 17.49 Uhr, aktualisiert um 18.21 Uhr.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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