Historischer Handschlag am 9. November: So endete der Zoff von Manfred Krug und Autor Heym

Chemnitz - Es war eine simple Geste und dennoch ein großer Akt der Versöhnung den Moderator Johannes B. Kerner (53) am 9. November 1989 in Berlin erlebte: "Wir haben das sofort gecheckt, dass es hier eine ganz besondere Situation war", sagt der Moderator heute. Was war passiert?

Beim Riverboat erzählte Moderator Johannes B. Kerner von seinen Erlebnissen beim Mauerfall und einer besonderen Begegnung in Berlin.
Beim Riverboat erzählte Moderator Johannes B. Kerner von seinen Erlebnissen beim Mauerfall und einer besonderen Begegnung in Berlin.  © DPA

Im MDR Riverboat erzählte Kerner jetzt seine Erlebnisse aus der Nacht des Mauerfalls. "Ich war damals mit meinem Vater nach West-Berlin gezogen und arbeitet im November 1989 beim Sender Freies Berlin. Wir hatten uns auf einen Fußball-Abend gefreut, es war das Pokal-Spiel Stuttgart gegen Bayern. Und dann sind wir noch Billard spielen gegangen", erinnert er sich.

"Wir waren in Berlin-Friedenau und kamen auf die Idee, einen Taxifahrer anzusprechen. Es war ‪23.00 Uhr‬ und in Berlin war schon die Hölle los. Wir sind dann in Richtung Brandenburger Tor gefahren, mußten an der Siegessäule aussteigen und sind nach vorn gelaufen."

Es herrschte Chaos in den Straßen, Tausende Menschen waren unterwegs. "Man konnte ja damals noch nicht wie heute auf dem Smartphone die neuesten Nachrichten nachschauen. Es waren wahnsinnig viele Menschen unterwegs und wir sind dann vor zur Mauer gelaufen. Es war noch kein Jubel, nicht diese Jubelstimmung, die alle kennen. Es war angespannt auf eine Art und Weise", berichtet Kerner im Gespräch mit Noch-Riverboat-Moderatorin Susann Link (TAG24 berichtete).

Schauspieler Manfred Krug verließ 1977 die DDR.
Schauspieler Manfred Krug verließ 1977 die DDR.  © DPA

"Wir sind dann auf die Mauer geklettert - und wer das weiß: Die Mauer dort am Brandenburger Tor war breit und tief, man konnte in mehreren Reihen oben darauf stehen." Und dann gab es folgende Begebenheit: "Eine Dame mittleren Alters sprang in den Osten. Und alle waren auf einmal vorsichtig: Nein, nicht in den Osten, bitte nichts Gefährliches machen, keine Konfrontation. Und sie ist dann zu den Uniformierten hin und sprach mit ihnen. Und irgendwann machten die auf und haben die Frau durchgelassen. Und das war wie ein Startsignal. Nach und nach sprangen immer mehr Leute nach unten und liefen in den Osten."

Nach einem kurzen Ausflug in den Osten ging‘s für Kerner und seinen Vater erstmal auf den Ku‘damm. "Wir sind dann ins Restaurant, das 'Scherzo Mondo', das gehörte dem Griechen, der in der Lindenstraße mitspielte. Und in diesem Restaurant saß ‪Manfred Krug‬. Und dann kam kurze Zeit später Stefan Heym in das Restaurant. Stefan Heym hatte nach der Ausreise von ‪Manfred Krug‬ diese kommentiert, was ‪Krug‬ nicht gefiel, so glaube ich."

Die Stimmung sei angespannt gewesen. "Es stand etwas zwischen den beiden. Wir haben das sofort gecheckt, dass es hier eine ganz besondere Situation war. Die beiden großen der DDR Kultur stehen sich gegenüber."

Stefan Heym setzte sich mit seiner Frau an einen anderen Tisch. "Man sah, dass seine Frau auf ihn einsprach. Er ging dann zu ‪Manfred Krug‬, reichte ihm die Hand, der sie auch annahm. Daraufhin gab es Applaus im Restaurant, eine ganz prickelnde Situation. Das war für mich sozusagen der Gipfel einer ganz besonderen Nacht."

Schriftsteller Stefan Heym in Schwarzenberg.
Schriftsteller Stefan Heym in Schwarzenberg.  © Klaus Jedlicka

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